1,77 Mio Euro für Frauenförderung und Chancengleichheit   

erstellt am
18. 02. 08

Burgstaller: Umfangreiches Arbeitsprogramm des Büros für Frauenfragen und Chancengleichheit im Jahr 2008
Salzburg (lk) - "Frauenförderung und ein engagiertes Programm für Chancengleichheit, vor allem in den Regionen, ist heuer ein deutlicher Schwerpunkt in meinem Ressort", sagte Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller am 18.02. anlässlich der Präsentation der Budgeteckdaten und des Arbeitsprogrammes 2008 des Büros für Frauenfragen und Chancengleichheit (BFF). Insgesamt stehen für frauen- und gleichstellungspolitische Maßnahmen 1,773.300 Euro zur Verfügung, wovon 83 Prozent für die drei Salzburger Frauenhäuser aufgewendet werden.

"Wir lassen uns von Ignoranz und festgefahrenen Rollenmustern nicht entmutigen, auch wenn es irritierend ist, dass in manchen Gegenden oder in einigen Köpfen trotz 20 Jahren Frauenpolitik noch immer zu wenig passiert ist", stellte die Leiterin des Büros für Frauenfragen und Chancengleichheit, Mag. Romana Rotschopf, fest, die gemeinsam mit ihrem Team (sechs Frauen und zwei Männer) für die Umsetzung des BFF-Arbeitsprogrammes ‘08 verantwortlich ist.

Chancengleichheit in der Region
Rund 270.000 Euro (also 50.000 Euro mehr als im Vorjahr) stehen heuer für die Frauenförderung, vor allem in den Regionen, zur Verfügung. Gesichert sind damit die Informations-, Beratungs- und Serviceleistungen der bewährten Partnerorganisationen Verein Frau & Arbeit, Frauengesundheitszentrum ISIS, Katholisches Bildungswerk – Frauentreffs, Herztöne Lammertal, Pongauer Frauenzentrum KoKon, Frauenberatung Bürmoos, Neumarkter BürgerInnenservice u.a. Auch die Pinzgauer und Lungauer Frauennetzwerke, die überparteilich alle engagierten Frauenorganisationen im Bezirk vernetzen und mittlerweile gut etabliert sind, werden bei ihren Projekten unterstützt (z.B. die Integrations- und Dialogveranstaltungen des Lungauer Frauennetzwerkes mit Asylwerberinnen und Migrantinnen oder der Webauftritt des Pinzgauer Frauennetzwerkes).

Eine Schlüsselfunktion kommt den Projektmanagerinnen für Chancengleichheit in den Regionalmanagements Pinzgau, Pongau und Lungau zu. Mit einem Förderungszuschuss von 35.000 Euro will das BFF die Erfolgsgeschichten dieser "Chancengleichheits-Managerinnen vor Ort" weiterschreiben. Die neu geschaffene Stelle der Regionalmanagerin für Chancengleichheit im Pongau ist dadurch auch mittelfristig gesichert. Mit einzelnen Frauenorganisationen wird in diesem Jahr ein Konzept der Qualitätssicherung (inkl. Controlling) erarbeitet, um dieses Schritt für Schritt für alle Organisationen anzuwenden.

EU-Projekt GenderAlp!
Das EU-Projekt GenderAlp! (2005-2007) hat klar aufgezeigt, dass Chancengleichheit für Frauen und Männer in der Entwicklung ländlicher Regionen ein unverzichtbarer Wettbewerbsvorteil ist. Nicht zuletzt dadurch konnte sich das Projekt auf internationaler Ebene positionieren (z.B. bei der Projektpräsentation im Ausschuss der Regionen in Brüssel) und wird als "Fundgrube" für neue Instrumente und Perspektiven vom Europäischen Parlament oder der Europäischen Kommission betrachtet. "Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es mir ein Anliegen, die vielfältigen Projektergebnisse an die Frau und den Mann zu bringen, also überall dorthin, wo sie angewendet werden müssen, vorrangig die Entscheidungsträger/innen in Politik und Verwaltung auf erster und zweiter Führungsebene", sagte Rotschopf, die auch bereits nach möglichen Nachfolgeprojekten Ausschau hält. Alle Ergebnisse, Publikationen und Instrumente von GenderAlp! stehen als Download auf http://www.genderalp.com ("Toolbox") zur Verfügung.

Chancengleichheitsleitbild innerhalb des TEP

Die Vision eines chancengleichen Salzburgs wird 2008 aber auch durch die Erarbeitung eines Chancengleichheitsleitbildes innerhalb des Territorialen Beschäftigungspaktes (TEP) vorangetrieben. Ziel ist es, für alle Politikbereiche des Landes den Chancengleichheitsaspekt aufzuzeigen und in bestehende Leitbilder (Mobilität, Verkehr, Tourismus, Soziales, Wissenschaft usw.) zu integrieren. "Damit können wir für alle Bereiche der Verwaltung und Politik Chancengleichheit schnell und einfach thematisieren und ‘maßgeschneidert‘ vorantreiben. Das Chancengleichheits-Leitbild wird ein Meilenstein auf dem Weg zu einem "chancen-gleichen" Salzburg werden!", freut sich Gleichbehandlungsbeauftragte Romana Rotschopf.

Frauenförderung an allen Ecken und Enden
Im zu Jahresbeginn veröffentlichten "Bericht der EU-Kommission zur Gleichstellung von Frauen und Männern – 2008" wird nüchtern festgestellt, dass "seit mehreren Jahren keine bedeutenden Fortschritte festzustellen" sind. So liegt das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern ("gender pay gap") seit 2003 EU-weit stabil bei 15 Prozent und ist seit 2000 nur um ein Prozent gesunken. Wie die Frauenzahlen 2007 gezeigt haben, ist auch in Salzburg eine erhebliche Einkommensschere zwischen Frauen und Männern festzustellen: Arbeiterinnen verdienen um 51,5 Prozent weniger als Arbeiter (1.359 Euro – im Vergleich zu 2.059 Euro) und weibliche Angestellte sogar 77,9 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen (1.723 Euro – im Vergleich zu 3.065 Euro). Eine Hauptursache für dieses Lohngefälle ist die ungleiche Verteilung der Geschlechter auf Hoch- und Niedriglohnbranchen sowie die mangelnden Aufstiegschancen für Frauen.

So sind in Salzburg nur 3,5 Prozent der Frauen als Fach- bzw. Vorarbeiterinnen tätig (Männer: 15,5 Prozent), aber 50.183 Frauen (41,0 Prozent) arbeiten als Angestellte mit einfacher/mittlerer Tätigkeit (Männer: 19,4 Prozent). Ein wesentlicher Angriffspunkt bei dieser Problematik muss neben der Gleichstellung im Betrieb und Fördermaßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf die Berufsorientierung sein. Noch immer verteilen sich mehr als 50 Prozent der weiblichen Lehrlinge auf die drei Berufe Einzelhandelskauffrau (24,5 Prozent), Bürokauffrau (12,9 Prozent) und Friseurin (11,7 Prozent). Ihre männlichen Kollegen kommen in diesen Branchen insgesamt nur auf 8,2 Prozent!

Girls´ Day am 24. April 2008
"Mit dem Euregio Girls´ Day und dem breiten Maßnahmenpaket von ‘mut! – Mädchen und Technik‘ setzen wir deutliche Signale für die Salzburger Mädchen, die bereits erste Wirkungen zeigen", so Rotschopf. 1.149 Mädchen, 114 Betriebe und 25 Politiker/innen machten den Girls´ Day im Vorjahr zu einem erfolgreichen Berufsorientierungstag, und beim heurigen Girls´ Day am 24. April 2008 wird mit einem neuen Teilnehmerinnenrekord gerechnet. Nähere Infos: http://www.girlsday.info.

Projekt "mut! – Mädchen und Technik"
Das österreichweite Projekt "mut! – Mädchen und Technik" wird aus Geldern des Bundes und der Länder finanziert. Das Land Salzburg (Büro für Frauenfragen & Chancengleichheit und Landesjugendreferat) steuert dabei einen Betrag von insgesamt 26.000 Euro bei. Als Ziel des Projektes wird die Erhöhung des Anteils von Mädchen und Frauen in technischen/handwerklichen und naturwissenschaftlichen Ausbildungen und Berufen vorrangig durch Sensibilisierung und Qualifizierung von Multiplikator/innen zum Thema geschlechtssensible Berufsorientierung angestrebt.

"Es ist mir persönlich ein großes Anliegen, dass die vorurteilsfreie Information über die Fülle beruflicher Möglichkeiten so früh wie möglich beginnt, damit tatsächlich alle Mädchen Berufe mit Zukunftschancen ergreifen können", sagte Landeshauptfrau Burgstaller, die heuer am Girls´ Day wieder einige Mädchen in ihren politischen Arbeitsalltag hineinschnuppern lassen wird.

Auch die Anzahl von Frauen in Führungspositionen stagniert in Unternehmen EU-weit bei 33 Prozent. In Österreich ist der Anteil weiblicher Führungskräfte von 2001 auf 2006 sogar von 30,3 Prozent auf 28,7 Prozent gesunken. Damit liegt unser Land an neuntletzter Stelle von allen 27 EU-Staaten.

Mehr Frauen in Führungspositionen

Das Land Salzburg wird als vorbildlicher Dienstgeber auch 2008 weitere Schritte setzen, um den Frauenförderplan wirkungsvoll voranzutreiben. Ein Ziel ist jedenfalls: Mehr Frauen in Führungspositionen in der Verwaltung und mehr Frauen in Aufsichtsräte, die auf Landesmandaten sitzen.

Im Auftrag von Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller wird nach norwegischem Modell eine Datenbank erarbeitet, die das bisher ständig gehörte Argument "Es gibt ja keine Frau" obsolet machen soll.

Projekt "TorChance 08" zur Fußballeuropameisterschaft

Auch die Fußballeuropameisterschaft wird am BFF nicht spurlos vorüber gehen. Mit dem Projekt "TorChance 08", das sich an Mädchen zwischen 6 und 15 Jahren richtet, sollen auch im Sport festgefahrene Rollenbilder aufgebrochen werden. Frauenfußball steht in Österreich nach wie vor auf schwachen Beinen. Mit 9.000 Spielerinnen bundesweit fällt die Bilanz im Vergleich zu Deutschland (ca. 1 Million Fußballerinnen– ernüchternd aus. Daher ist eine Reihe von Aktivitäten geplant, um die Mädchen für Fußball zu begeistern. "Uns geht es allerdings nicht um eine einmalige Aktion, bei der Mädchen Fußball spielen können. Wir wollen, dass Frauen- und Mädchenfußball in Salzburg einen spürbaren Aufwind bekommt", so Rotschopf.
 
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