Plassnik: "Vom Nebeneinander zum Miteinander"   

erstellt am
22. 02. 08

Außenministerin bei Dialogveranstaltung der slowenischen EU-Präsidentschaft
Laibach (bmeia) - "Dauerhafte Integration kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie die verschiedenen Alltagsseiten unseres Zusammenlebens umfasst. Dazu gehört die Teilnahme am Bildungssystem und am Arbeitsmarkt genauso wie die Mitwirkung am politischen und gesellschaftlichen Leben", so Außenministerin Ursula Plassnik bei der Dialogveranstaltung zum Thema "Inclusive Citizenship in Europe: Do We Need New Guidelines?", die am 22.02. auf Einladung des slowenischen Außenministers Dimitrij Rupel auf Schloss Jable nahe Laibach stattfand.

Das Treffen basierte maßgeblich auf den Ergebnissen der Konferenz "Muslim Youth and Women in the West: Source of Concern or Source of Hope?", die vom Außenministerium und dem "Salzburg Global Seminar" im Mai letzen Jahres in Salzburg veranstaltet wurde. Im Zentrum der Gespräche in Laibach stand die Frage nach Bürgerschaftsmodellen in einem pluralistischen Europa.

Außenministerin Plassnik zur Debatte um den Einfluss der Sharia auf europäisches Recht: "Die EU ist nicht nur eine Wertegemeinschaft sondern auch eine Rechtsgemeinschaft. Bürgerschaft ist die bejahende Zugehörigkeit zu einem Staat und seiner Gesellschaft. Die Vereinbarkeit von muslimisch-religiöser Identität und nationaler Identität muss auf dieser Basis gelingen". Die Erklärung der Konferenz Europäischer Imamekonferenz von 2003 sei ein praktischer Leitfaden für diese Herausforderungen. "Eines ist klar: Das gemeinsame Rechtssystem muss außer Streit stehen. Wollen wir Parallelgesellschaften verhindern, so darf es keine parallelen Rechtssysteme geben. Diese benachteiligen auch in erster Linie Frauen", so die Außenministerin.

"Aktive Bürgerschaft baut auf gelungener Integration auf. In Europa bedeutet Integration nicht, seine eigene Identität aufgeben zu müssen. Sie ist vor allem ein langfristiger Prozess. Für eine aktive Bürgerschaft brauchen wir einerseits rechtliche und politische Rahmenbedingungen, aber genauso einen offenen Dialog und den klaren Willen, sich aktiv zu integrieren. Nur durch konsequentes miteinander reden können wir einander auch wirklich näher kommen. Der Weg vom Nebeneinander zum Miteinander führt über ein gegenseitiges ´Geben und Nehmen´. Wir müssen ein klares `Ja` zu Europa und seinen Werten erreichen ", so Plassnik. Österreich habe eine nationale Plattform gestartet, in der jede Bürgerin und jeder Bürger seine Gedanken und Vorschläge zur österreichischen Integrationspolitik äußern kann.

Außenministerin Plassnik leitete die Diskussion zum Thema Islam in Europa: "Die europäischen Muslime können wesentlich dazu beitragen, eine muslimisch-europäische Identität im Rahmen eines ´europäischen Islams´ zu entwickeln. Dabei müssen wir gerade die muslimischen Jugendlichen für die europäischen Werte gewinnen und für die aktive Teilnahme an unserem europäischen Lebensmodell begeistern. Für dieses Ziel müssen wir die Frauen stärker unterstützen. Für unsere europäischen Anliegen müssen wir aber auch die religiösen Führer des Islam in Europa und in der muslimischen Welt in die Pflicht nehmen", so die Außenministerin. Österreich unterstütze daher unter anderem die Abhaltung von islamischem Religionsunterricht an öffentlichen Schulen oder die islamische Weiterbildung von ReligionslehrerInnen an Universitäten.

Weitere Teilnehmer der Veranstaltung waren neben ExpertInnen der afghanische Außenminister Rangin Dadfar Spanta, der OSZE-Generaldirektor Perrin de Brichambaut, der UNO-Vertreter der Allianz der Zivilisationen, Jorge Sampaio und der Großmufti von Bosnien und Herzegowina, Raisu-l-Ulema Mustafa Ceric.
 
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