Die meisten Kinder verunglücken im Straßenverkehr als Mitfahrer im Auto   

erstellt am
22. 02. 08

Lebhafte oder weinende Kinder können den Fahrer stark vom Verkehrsgeschehen ablenken
Wien (öamtc) - Laut Unfallstatistik ist vermutlich jeder zehnte tödliche Unfall auf Ablenkung und Unaufmerksamkeit zurückzuführen. Unter bestimmten Umständen können auch Kinder den Fahrer so stark ablenken, dass es zu gefährlichen Situationen oder gar Unfällen kommt. "Mit Kindern an Bord muss man oft die doppelte Portion Aufmerksamkeit, Konzentration und Gelassenheit im Straßenverkehr aufbringen. Ist man unaufmerksam und lässt sich ablenken, riskiert man auch die Sicherheit und Gesundheit des Kindes", sagt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Dora Donosa. Die meisten Kinder im Straßenverkehr verunglücken in der Obhut von Erwachsenen, nämlich als Mitfahrer im Auto. Im Jahr 2006 wurden über 1.500 Kinder als Mitfahrer im Auto verletzt, 14 Kinder getötet.

Eltern sind im Allgemeinen gerne mit ihren Sprösslingen unterwegs. Die gemeinsame Zeit wird vorzugsweise zum Plaudern und Musikhören genützt oder man beobachtet und bespricht Eindrücke aus der Umgebung. Dennoch können vor allem längere Autofahrten oder Fahrten ohne erwachsenen Begleiter - dafür aber mit weinenden und gelangweilten Kindern - schnell zur nervlichen Belastungsprobe werden. "Es ist wichtig, wie man mit 'Kinderstress' im Auto umgeht, um Konzentrationseinbußen, Ablenkungen und damit gefährliche Situationen zu verhindern", so Donosa. So sind etwa "frisch gebackene" Eltern in Begleitung ihres Nachwuchses im Auto oft noch etwas angespannt und unsicher, da sich jede Situation mit dem Baby erst einspielen muss, auch das Autofahren. Aus Sorge wird oft jede Regung des Kindes beobachtet - ständige und längere Blickabwendungen vom Straßenverkehr sind die Folge.

Die ÖAMTC-Expertin führt weitere typische Stresssituationen und mögliche Lösungsstrategien an:

  • Hoher Lärmpegel im Auto durch schreiende und weinende Kinder ist ein massiver Stressfaktor. Hier rät die Psychologin, eine längere Pause (bis sich das Kind beruhigt hat) bzw. öfters Pausen einzulegen. Keinesfalls Babys während der Fahrt aus dem Kindersitz nehmen und versuchen, sie im Arm zu beruhigen. Daraus ergibt sich nicht nur ein Vormerkdelikt für den Fahrer. Bei einem Unfall entwickeln sich ungeheure Kräfte und man hat keine Chance, das Kind festzuhalten. Sind zwei Erwachsene im Auto, öfters einen Fahrerwechsel durchführen. "Die Aufgabenteilung senkt den Stresspegel deutlich. Während sich der Lenker voll auf das Fahren konzentriert, kann sich der Mitfahrer uneingeschränkt um das Kind kümmern", so die ÖAMTC-Verkehrspsychologin.
  • Stundenlanges lautes Singen, Streitereien oder ständige "Warum?"-Fragen können vor allem in komplexen Verkehrssituationen ablenken. Verkehrssicherheit zum Thema machen, kindgerecht erklären, warum sich Mama oder Opa beim Autofahren konzentrieren müssen. "Stopp"-Wort vereinbaren, bei dem Singen und Gespräche "gestoppt" werden. Regeln im Auto am besten in spielerischer Form einlernen und anwenden. Bei längeren Fahrten unbedingt regelmäßig Pausen zum Austoben einlegen.
  • Ausgespuckter Schnuller oder hinuntergefallener Lieblings-Teddy: Sich hinunterbeugen und den Schnuller suchen, kann zu langen und gefährlichen Blickabwendungen führen. Ein Risiko, das es in jedem Fall zu vermeiden gilt. Um dieser Versuchung zu widerstehen, ist es besser, die Kinder von Beginn an auf der Rückbank zu sichern.
  • Wiederholtes Abschnallen: Kinder, die immer wieder versuchen, sich während der Fahrt abzuschnallen, lösen bei Eltern automatisch eine Reaktion aus. Umdrehen und zurückschauen kann jedoch zu gefährlichen Fahrfehlern, im schlimmsten Fall zu Unfällen führen. Sofortiges und konsequentes Handeln ist wichtig - stehen bleiben, und erst wieder weiterfahren, wenn das Kind angeschnallt ist und bleibt. "Konsequenz und Geduld sind hier gefordert", sagt die ÖAMTC-Expertin.
  • Zeitdruck und Stress: Es dauert, bis von Kinderwagen bis Lieblingsspielzeug alles im Wagen verstaut und das Kind eingestiegen und ordnungsgemäß gesichert ist. Steht man unter Zeitdruck, z.B. auf dem Weg in den Kindergarten oder in die Schule, steigt der Stresspegel. Stress verschlechtert die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen und reduziert die Aufmerksamkeitsleistung. Schwere Fahrfehler, wie das Übersehen von Verkehrszeichen, des Rotlichts oder eines Haltesignals an Eisenbahnkreuzungen können die Folge sein. Die ÖAMTC-Psychologin empfiehlt: "Bewusst Prioritäten setzen! Sicherheit geht vor, lieber später am Ziel ankommen als gar nicht." Das Verkehrsaufkommen ist oft genauso unberechenbar wie Kinder, und jeder wird für Verspätungen Verständnis haben. "Bei aufkommender Hektik bewusst einen Gang zurückschalten und versuchen, ruhig zu bleiben. Wenn man sein Späterkommen telefonisch ankündigt, gewinnt man Zeit und nimmt Stress aus einer Autofahrt", so die Club-Expertin abschließend.
 
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