Neues Gerät scannt Bücher mit Hochgeschwindigkeit   

erstellt am
27. 02. 08

Roboter als Mitarbeiter der Grazer Uni-Bibliothek
Graz (universität) - Wenn man an digitalisierte Bücher denkt, fallen einem meist Großprojekte wie jene von Google ein – die Vorreiter für diese Großprojekte sind aber in Österreich zu Hause: An der UB Graz beschäftigt man sich schon seit zehn Jahren mit „elektronischen Büchern“. Seit kurzem übrigens auch mit einem einzigartigen Roboter: Das 80.000 Euro teure Gerät, das sogar mit dem „IT-Nobelpreis“ ausgezeichnet worden ist, kann etwa 1000 Seiten pro Stunde scannen.

Wenn man bisher ein Buch benötigt hat, das nur in einer Bibliothek im Ausland zu finden war, hieß es „bitte warten“: Bis das Buch per Post kam, floss meist viel Zeit und Geld die Mur hinab. Mit neuen Erfindungen soll dies bald der Vergangenheit angehören: Seit zehn Jahren bereits wird an der Universitätsbibliothek Graz daran gearbeitet, Bücher zu digitalisieren und so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit großem Erfolg: Knapp 600.000 Seiten wurden bisher digitalisiert.

Jetzt soll diese Zahl weiter nach oben schnellen: Mit einem neuen Scan-Roboter werden seit kurzem Bücher mit Hochgeschwindigkeit eingescannt – etwa 1000 Seiten pro Stunde digitalisiert das innovative Gerät. „Bisher waren wir im Bereich der Digitalisierung im übertragenden Sinn auf dem Stand der handwerklichen Produktion, durch den neuen Roboter werden wir das Zeitalter der industriellen Herstellung von digitalisierten Dokumenten erreichen“, sagt Dr. Werner Schlacher, Leiter der Universitätsbibliothek, dazu.

Dass der Roboter – eine Entwicklung von Wiener TU-Studenten – weltweit einzigartig ist, zeigt auch seine Erfolgsgeschichte: Das Produkt der Firma Treventus ist 2007 mit dem „IT-Nobelpreis“, dem European ICT Graz Prize, ausgezeichnet worden. Der Vorteil der Anlage, die es weltweit nur fünf Mal gibt, ist nicht nur die Geschwindigkeit: „Der Roboter arbeitet konservatorisch besonders schonend – über ein Vakuumgebläse wird die Buchseite doppelseitig aufgenommen, anschließend werden die Seiten mittels Luftdruck automatisch umgeblättert“, erklärt Karl Lenger, Leiter der Digitalisierungs-Abteilung der UB Graz. „Zudem verfügt er über einen Umknick-Schutz.“ Die gescannten Bücher werden dann in mehreren Dateiformaten ausgegeben, zudem soll eine Texterkennung auch eine Volltext-Suche innerhalb des „elektronischen Papiers“ möglich machen. Was für alle Leseratten heißt: „Das Buch kann dann via Internet – über unseren UB-Katalog – gelesen werden. Und wer will, kann es sich auch runterladen und auf dem USB-Stick mit nach Hause nehmen“, sagt Lenger.

Auch den anderen Digitalisierungs-Geräten der UB gönnt man keine Pause: Dort werden mit speziellen Kameratischen alte, wertvolle Handschriften elektronisch verfügbar gemacht. „Das Besondere dabei: Die Geräte – sie wurden hier an der UB Graz entwickelt – bewegen die Kamera automatisch über das Objekt, so dass die Handschrift bei der Aufnahme nicht stärker belastet wird als beim Durchblättern im Lesesaal “, sagt Lenger. Das Interesse an den Leistungen der UB ist deshalb groß: „Die Österreichische Nationalbibliothek lässt derzeit ihre Inkunabeln bei uns digitalisieren – das dauert zwei Jahre. Und auch Google hat bei uns schon mal angeklopft.“

Wer sich den Hochgeschwindigkeits-Scanner gern ansehen möchte, hat am Freitag, den 7. März 2008, die Chance dazu: Dann findet von 13 bis 15 Uhr ein „Tag der offenen Tür“ in der Universitätsbibliothek/Digitalisierung (Kellergeschoß) statt.

Informationen: http://www.treventus.com und http://ub.uni-graz.at/sosa
 
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