Zum internationalen Frauentag am 8. März  

erstellt am
06. 03. 08

Bures freut sich über breites Bündnis für Frauenförderung
"Wir haben jetzt die echte Chance, etwas zu bewegen"
Wien (bpd) - "Wir haben ein gemeinsames Ziel und wir werden einen gemeinsamen und guten Weg zur Erreichung dieses Ziels finden", freut sich Frauenministerin Doris Bures über eine "breite Basis von Verbündeten für eine Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt". Bures sieht nach den jüngsten Aussagen von Staatssekretärin Christine Marek und des ÖGB zur Frauenförderung in der Wirtschaft und transparenten Gehaltsstrukturen "jetzt die echte Chance, etwas zu bewegen und endlich reale Chancengleichheit für die Frauen zu erreichen".

Die Überarbeitung des Corporate Governance Codes könnte sich aus Sicht von Bures an den Beispielen Norwegen, Schweden, Spanien und Finnland orientieren. Dort wurde in den Code, der eine Selbstverpflichtung von Unternehmen darstellt, eine ausgewogene Verteilung beider Geschlechter aufgenommen. Unternehmen, die das nicht tun, müssen begründen, warum.

Transparente Gehaltsstrukturen in Unternehmen könnten vieles an Bewusstsein schaffen und so Veränderung bringen: "Wenn klar ersichtlich ist, wie sich die Gehälter, die Arbeitszeit und die Angebote zur Weiterbildung in einem Unternehmen auf Frauen und Männer aufteilen, ist das der erste Schritt zur ausgewogeneren Verteilung", sagt Bures, "denn ich gehe nicht davon aus, dass eine Firma bewusst Frauen diskriminiert". In weiterer Folge sollte eine derartige Gehaltstransparenz ein Bonus für die Forschungs- und Wirtschaftsförderung sein. Die Frauenministerin möchte, dass Unternehmen, die frauenfördernde Maßnahmen setzen, mehr aus dem Topf der Forschungs- und Wirtschaftsförderung erhalten.

Bures sieht angesichts des "breiten Bündnisses für Frauenförderung in der Wirtschaft" den bevorstehenden Frauentag "in einem ganz besonders gutem Licht" - "Sehen wir den Frauentag als Auftakt zu einer gemeinsamen Initiative mit der Wirtschaft, um den Frauen endlich die gleichen Chancen in der Arbeitswelt zu geben."

 

 Marek präsentiert konkrete Projekte zur Förderung von Frauen in Spitzenpositionen
Aufnahme von Frauenquote und Gehaltstransparenz mittels Zusatzprotokoll in den Corporate Governance Kodex - Förderung von Frauenförderplänen mit 10.000 Euro
Wien (bmwa) - "Österreich hat klar Aufholbedarf bei Frauen in Spitzenpositionen", so Staatssekretärin Christine Marek, die dazu zwei konkrete Projekte vorlegt. Zur Erhöhung der Zahl von Frauen in Aufsichtsräten plädiert Marek für die Aufnahme einer Frauenquote in ein Zusatzprotokoll des "Corporate Governance Kodex". Der Kodex dient als Regelwerk für verantwortungsvolle Führung und Leitung von Unternehmen in Österreich und richtet sich vorrangig an österreichische börsennotierte Aktiengesellschaften. Außerdem hat er eine wichtige Leitfunktion für zahlreiche weitere österreichische Unternehmen. Marek sieht in dem Kodex das "geeignete Instrument", womit Unternehmen mittels Selbstverpflichtung in die Offensive gehen und ein starkes Signal setzen könnten. Bereits in vier europäischen Ländern (Schweden, Finnland, Norwegen und Spanien) ist die gleichmäßige Verteilung der Geschlechter im Corporate Governance Kodex verankert. Auch sei es sinnvoll, ein Transparenzgebot der Gehaltsstrukturen von Männern und Frauen in dem Kodex zu verankern, so Marek weiter.

Hinsichtlich der von Frauenministerin Bures wiederholt geforderten "Koppelung der Wirtschaftsförderung an Frauenförderung" stellt Marek klar, dass es DIE Wirtschaftsförderung nicht gebe. Wirtschaftsförderung in Österreich bestehe aus einer Vielzahl einzelner Projektförderungen, bei denen jeweils ein bestimmter Förderzweck im Mittelpunkt stehe - vor allem mit dem Schwerpunkt auf Kleine und Mittlere Unternehmen. Die Förderung für konkrete Projekte (wie Investitionen in Innovation, Umwelttechnologie etc.) von Frauenförderplänen abhängig zu machen, würde den ursprünglichen Förderzweck konterkarieren und Förderungen für vor allem kleine Betriebe unmöglich machen.

"Wir stehen jedenfalls für Augenmaß statt Brachialgewalt und deshalb setzt das BMWA gemeinsam mit der AWS nun einen ersten konkreten Schritt, um Frauenförderpläne in KMU auch gezielt zu fördern", so Marek. Mittels eines in Umsetzung befindlichen Pilotprojektes werden Unternehmen aufgerufen, ihre Frauenförderpläne einzureichen. Die besten zehn Frauenförderpläne bekommen einen Zuschuss von 10.000 Euro. Im Anschluss daran ist geplant, aufbauend auf den Ergebnissen und Erkenntnissen weitere Maßnahmen und eine Beratungsschiene zu erarbeiten, so Marek.

 

 Weinzinger fordert fixe Frauenquote für Aufsichtsräte
Gesetzliche Verpflichtung statt Marek's unverbindlicher Empfehlung
Wien (grüne) - "Es ist zwar positiv, dass die Regierung wenigstens kurz vor dem Frauentag den geringen Frauenanteil in den Führungspositionen als Problem entdecken. Aufgrund von frommen Wünschen und unverbindlichen Aufforderungen wird die Zahl der Frauen in den Aufsichtsräten jedoch kaum steigen. Wesentlich effizienter ist eine Quotenregelung, wie sie derzeit in Norwegen praktiziert wird", so Brigid Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen. Die Idee von Staatssekretärin Marek zur Frauenförderung greife sie gern auf. "Allerdings sollte nach zwei Jahren mit der freiwilligen Selbstverpflichtung Schluss sein. Nach dieser Übergangsfrist muss eine gesetzlich geregelte und verpflichtende 40 Prozent Quote für die Aufsichtsräte aller börsenotierten Unternehmen gelten", fordert Weinzinger. In Österreich liege der Frauenanteil in den Aufsichtsräten bei unter zehn Prozent und das würde ohne verpflichtende Quoten wohl noch lange so bleiben. Auch der erst kürzlich im EU-Genderbericht bescheinigte Rückgang bei der Zahl der Frauen in Führungspositionen deutet auf ein Manko bei der Frauenpolitik hin.

Durch die gesetzliche 40 Prozent Quote in Norwegen, konnte der Frauenteil in den Aufsichtsräten innerhalb weniger Jahr von sieben auf 38 Prozent gesteigert werden. Ein beachtlicher Erfolg, der zeigt, dass verpflichtende Frauenquoten ein äußerst effizientes Instrument sind. "Denn dass den Lippenbekenntnissen zu mehr Frauen in Führungspositionen ohne gesetzliche Maßnahmen keine Taten folgen, zeigt allein schon die Erfahrung der letzten Jahre. Die Regierung darf nicht noch weitere Jahre mit sinnlosem Zuwarten vergeuden", schließt Weinzinger.

 

 Achleitner: "Wozu hat diese Regierung eigentlich eine Frauenministerin?"
"Außer vagen Ankündigungen und Alibi-Aktionen ist von Frauenpolitik weit und breit nichts zu sehen"
Wien (bzö) - Anlässlich des internationalen Frauentags stellte die BZÖ-Frauensprecherin DI Elke Achleitner der derzeitigen Regierung ein vernichtendes Zeugnis für deren Frauenpolitik aus. Außer vagen Ankündigungen und Alibi-Aktionen sei von Frauenpolitik weit und breit nichts zu sehen

"Was plant Frauenministerin Bures eigentlich im Forschungsbereich, um Frauen verstärkt zu fördern? Es gibt Arbeit über Arbeit, aber das einzige, was wir hören, sind Ankündigungen und Absichtserklärungen. Das allein ist zu wenig, Frau Bures. Österreichs Frauen haben sich mehr verdient!", so Achleitner. Man fragt sich, wozu diese Regierung eine Frauenministerin hat, wenn sie in den wichtigsten frauenpolitischen Bereichen durch Untätigkeit glänzt. Bures lässt jegliche Maßnahme zu einer Verbesserung der Situation von Frauen am Arbeitsmarkt und zur Schließung der Einkommensschere zwischen Männern und Frauen vermissen, so Achleitner

Ein besonderer Schwerpunkt der Frauenpolitik müsse die Verbesserung der Situation für Alleinerzieherinnen sein, denn da sei die wahre Frauenarmut zu finden. "Es wurde in den vergangenen Jahren einiges erreicht, aber da liegt noch viel Arbeit vor der Frauenministerin. Im Unterhaltsrecht gebe es nach wie vor gravierende Missstände, da muss die Regierung umgehend aktiv werden und den vom BZÖ bereits eingeleiteten Dialog endlich weiter fortsetzen

Achleitner kritisiert auch, dass seitens der Frauenministerin keinerlei Initiativen für die bessere Eingliederung von Frauen mit Behinderungen gesetzt worden sind. Bisher habe es nicht einmal Lippenbekenntnisse bei diesem so wichtigen Anliegen seitens der Regierung gegeben", betont Achleitner.

Immer noch wird Kindererziehung als Frauensache betrachtet. Solange Männer nicht selbstverständlich eine Zeit lang die Kinderbetreuung übernehmen, werden sich die Probleme Einkommensschere und Wiedereinstieg nicht lösen lassen. "Es muss das primäre Ziel der Frauenpolitik sein, die Männer mehr in die Verantwortung zu nehmen und den Vätern verstärkt die Möglichkeit zu geben, ihrer Vaterrolle gerecht zu werden." Achleitner fordert die SPÖVP-Regierung auf, ein freiwilliges Vatermonat rasch zu ermöglichen. Da die Regierung auch im Bereich partnerschaftlicher Kinderbetreuung nichts weiterbringe wäre es an der Zeit, diese BZÖ-Forderung endlich aufzugreifen.

Um die Bewusstseinsbildung zu forcieren, dass Kinderbetreuung "Elternsache" sein muss, fordert Achleitner die Einführung des "freiwilligen Vatermonats. Gleichzeitig mit dem Kindergeldbezug der Mutter soll es auch dem Vater möglich sein, im ersten Monat einen Parallelbezug in Anspruch zu nehmen. "Das ist unbürokratisch und entspricht der Wahlfreiheit der vom BZÖ eingeführten Familienleistung "Kindergeld", so Achleitner. Die Einführung des Kinderbetreuungsgeldes habe zur Stärkung der Vaterrolle bei der Kinderbetreuung beigetragen und solle mit dieser Maßnahme auch in Zukunft forciert werden. Väter müssen auch weiterhin motiviert werden, sich an der Pflege und Betreuung ihrer Kinder aktiv zu beteiligen.

 

Naderer: Wirtschaft bleibt fest in Männerhand
AK Studie Frauen in Führungspositionen
Wien (ak) - "In den Chefetagen ist die Luft für Frauen immer noch dünn. Von Gleichberechtigung kann keine Rede sein", sagt Ruth Naderer, Studienautorin in der AK Wien. Eine Studie der betriebswirtschaftlichen Abteilung der AK hat untersucht, wie viele Frauen in Führungspositionen in österreichischen Unternehmen vertreten sind. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Von 626 GeschäftsführerInnen sind gerade einmal 29 Frauen. In den Aufsichtsräten ist es ähnlich: Nur neun Prozent Frauen finden sich in den Führungsetagen. "An der Ausbildung kann es nicht liegen. Mehr als die Hälfte der Wirtschafts- oder JusabsolventInnen sind Frauen. An der Spitze der Unternehmen in Österreich haben trotzdem noch immer fast ausschließlich die Männer das Sagen. Auch in Österreichs Wirtschaft sollte sich endlich die demografische Wirklichkeit widerspiegeln", sagt Naderer und fordert Möglichkeiten um die Chancen von Frauen zu verbessern. Dazu zählen etwa verbindliche Regeln, die eine schrittweise Einführung von Quoten vorschreiben. Parallel dazu soll ein Netzwerk aufgebaut werden, damit auch genügend Frauen für die Spitzenpositionen zur Verfügung stehen.

Die AK Wien untersuchte den Anteil von Frauen in Führungspositionen der Top 200 österreichischen Unternehmen anhand des Firmenbuchs (Stand Februar 2008). In den untersuchten Unternehmen sind insgesamt 626 GeschäftführerInnen und 1.543 AufsichtsrätInnen tätig.

Kein Fortschritt erkennbar
Sowohl die Frauenanteile in der Geschäftsführung als auch im Aufsichtsrat stagnieren und zeigen keine Verbesserungen gegenüber früheren Untersuchungen. In der Geschäftsführung sind 29 Frauen von insgesamt 626 GeschäftsführerInnen tätig. Der Frauneanteil liegt bei nur 4,6 Prozent, in den Aufsichtsräten entfielen 9 Prozent der Mandate auf Frauen. Damit ist die Frauenquote noch immer sehr bescheiden. Der Frauenanteil in den Toppositionen ist in den Sektoren Handel, Dienstleistung und Banken/Versicherungen am höchsten. Die Industrie liegt mit drei Prozent in der Geschäftsführung und nicht ganz 5 Prozent im Aufsichtsrat weit unter dem Durchschnitt von 4,6 bzw neuen Prozent. Nur in 15 der 200 größten österreichischen Unternehmen ist in beiden Gremien zumindest eine Frau vertreten. In Österreich gibt es nur ein Unternehmen mit einer rein weiblichen Geschäftsführung.

Vorbild Skandinavien
Mit diesen Zahlen bewegt sich Österreich im europäischen Durchschnitt, liegt aber weit hinter den skandinavischen Ländern zurück. Norwegen hat als erstes europäisches Land eine gesetzliche Regelung betreffend einer 40 prozentigen Frauenquote in Unternehmen eingeführt. Das Gesetz ist 2006 in Kraft getreten, derzeit liegt der Frauenanteil in den norwegischen Verwaltungsräten bei über 36 Prozent. In Schweden liegt der Frauenanteil in den Verwaltungsräten bei knapp 23 Prozent, angestrebt werden 33,3 Prozent. Dort liegt zwar eine verbindliche Quotenregelung derzeit auf Eis, zahlreiche begleitende Maßnahmen wurden aber bereits umgesetzt, etwa eine entsprechende Empfehlung im schwedischen Corporate Governance Kodex.

Wie ausländische Beispiele zeigen, braucht es eine Reihe von parallelen Maßnahmen, um die Präsenz von Frauen in den Aufsichts- bzw Verwaltungsräten von Unternehmen zu erhöhen. Als besonders wirksames Instrument erweisen sich verbindliche, gesetzliche Regeln. In einer Reihe von Staaten (Norwegen, Spanien, Schweiz, Schweden, Frankreich, Finnland, Dänemark) sind Geschlechterquoten bereits in Kraft bzw geplant. Die Quotenregelung reicht dabei von 20 bis 40 Prozent. Daneben bieten sich noch andere Maßnahmen ergänzend an, wie etwa Sanktionen bei Nichteinhaltung, entsprechende Regelungen im Corporate Governance Kodex, der Aufbau von Datenbanken für ein Pool an kompetenten, hochqualifizierten Frauen, Frauennetzwerke oder Metoring Programme.

Die gesamte Untersuchung finden Sie auf http://wien.arbeiterkammer.at
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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