Stephan Turnovszky neuer Weihbischof für Wien   

erstellt am
06. 03. 08

Papst brachte besondere Wertschätzung für Krätzl zum Ausdruck
Vatikanstadt / Wien (pew) - Wien bekommt einen neuen Weihbischof: Papst Benedikt XVI. hat den Pfarrer von Baden-Leesdorf, den 43-jährigen Stephan Turnovszky, zum Weihbischof für Wien ernannt. Die Ernennung wurde am 06.03. zeitgleich im Vatikan und in Wien bekannt gegeben. Kardinal Christoph Schönborn sagte in einer ersten Reaktion: "Ich bin sehr froh, dass ein guter Seelsorger als neuer Weihbischof für Wien ernannt worden ist". Mit der Ernennung Turnovszkys gehe die "Verjüngung" des österreichischen Episkopats zielbewusst weiter. Kardinal Schönborn, der zum Zeitpunkt der Bekanntgabe die Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz in Schloss Reichenau leitete, sagte in einem Telefonat mit "Kathpress": "Wir brauchen beides, die Erfahrung der älteren und den Mut der jüngeren".

Stephan Turnovszky wurde am 21. Juni 1964 als erstes von drei Kindern seiner Eltern geboren. Er wuchs er in Wien-Döbling auf und besuchte dort ein humanistisches Gymnasium. Nach der Matura studierte er an der Technischen Universität in Wien Technische Chemie. Seit 1987 ist er aktives Mitglied des Malteser Hospitaldienstes Austria (MHDA) und nahm auch mehrmals an der Lourdes-Wallfahrt mit behinderten Menschen teil. Als Chemiker war er zweieinhalb Jahre im Bezirk Melk tätig, bis er seiner Berufung zum Priestertum folgte und 1992 ins Wiener Priesterseminar eintrat. Sein Externjahr verbrachte er 1994/95 in Toulouse. 1997 weihte ihn Bischof Helmut Krätzl zum Diakon. Nach dem Diakonatsjahr in der Pfarre Perchtoldsdorf wurde er am 29. Juni 1998 von Kardinal Christoph Schönborn im Stephansdom zum Priester geweiht. Die ersten beiden Priesterjahre verbrachte er als Kaplan in der Pfarre Jedlesee im 21. Wiener Gemeindebezirk. Anschließend leitete er fünf Jahre lang die beiden Pfarren Großmugl und Herzogbirbaum im Dekanat Stockerau. Seit 1. September 2005 ist er Pfarrer von St. Josef in Baden-Leesdorf. In St. Josef leitet er eine überaus vitale Pfarre, die Jugend ist besonders stark ins Pfarrleben einbezogen. Seit 2001 ist Pfarrer Turnovszky auch Mitglied des Priesterrats der Erzdiözese Wien.

Der neue Weihbischof ist in einer religiösen Familie in Wien aufgewachsen, schon in jungen Jahren hatte er eine enge Beziehung zur Kirche und zum Glauben. "Meine Heimatpfarre in Wien ist eine sehr lebendige und aktive Gemeinschaft. Bereits als Kind war ich in der Pfarrjugend und als Ministrant tätig. Nach der Matura schlug ich zunächst trotzdem einen anderen Weg ein", sagte Turnovszky in einem Interview. Sein Beruf als Chemiker habe ihm große Freude bereitet, "aber da war ständig diese große Sehnsucht nach einem mit mehr Sinn erfüllteren Leben und das Gefühl, dass Gott für mich einen anderen Weg vorgesehen hat". Als er Pfarrer in Baden-Leesdorf wurde, sagte Turnovszky: "Glauben hat für mich mit Leben und Leben mit Glauben zu tun. Diese beiden Dinge zusammenführen, das ist mein Ziel".

Im Gespräch mit der Wiener Katholikenzeitung "Der Sonntag" schilderte Turnovszky einmal seine Berufungsgeschichte: "Für mein Priesterwerden waren Kindheit und Jugendzeit in Döbling-St. Paul prägend, wo ich die Pfarre als Ort christlicher Gemeinschaft erlebt habe. Pfarrer Hans Klinger, heute noch dortiger Pfarrer, hat mir ohne viele Worte vermittelt, dass das Pfarrersein eine schöne Lebensaufgabe ist, jedenfalls kein einsames Geschäft, in dem man schrullig wird". Als Ministrant, Jungscharkind, Jugendlicher habe er in St. Paul sowohl die Freude an schön gefeierter Liturgie als auch an verlässlicher Gemeinschaft erfahren. Als er später Sehnsucht nach religiöser Vertiefung merkte, ging er auf die Suche nach Exerzitien (geistlichen Übungen) und geriet nach Kremsmünster. Zweimal nahm er dort an von P. Nikolaus Zacherl OSB geleiteten Exerzitien teil.

Aber auch in seiner technischen Berufstätigkeit in Krummnußbaum hatte er, wie er selbst formulierte, "Glück": Johann Hechtl, Altregens des St. Pöltner Priesterseminars und emeritierter Homiletiklehrer, war dort sein Pfarrer. Ihm sei es Sonntag für Sonntag gelungen, Brücken von der Heiligen Schrift zum Lebensalltag der Menschen zu schlagen und so zu sprechen, "dass man kein Wort überhören wollte". Hechtl verdanke er die "leidenschaftliche Liebe zur Verkündigung des Evangeliums", so Turnovszky.

Der Termin der Bischofsweihe Turnovszkys steht noch nicht fest. Als Aufgabenbereich wird er u.a. die Begleitung der Priester übernehmen.

Generalvikar Schuster: "Gute Verstärkung"
Der Generalvikar der Erzdiözese Wien, Kan. Franz Schuster, hat den neuen Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky herzlich begrüßt: "Ich freue mich über seine Ernennung durch Papst Benedikt XVI. und wünsche ihm für sein neues Amt Gottes reichen Segen. Als Generalvikar bin ich dankbar, dass die Erzdiözese Wien durch den neuen Weihbischof eine gute personelle Verstärkung und Unterstützung erhält". Stephan Turnovszky werde vor allem in der Begleitung der Priester in der Erzdiözese Wien tätig sein und in verschiedenen Bereichen der Pastoral mitarbeiten. Wörtlich stellte Generalvikar Schuster fest: "Bei der Begleitung der Priester wird der neue Weihbischof insbesondere mit jenen Personen zusammenarbeiten, die bereits bisher in dieser Aufgabe aktiv waren: in der Planung der Priestereinsätze, in der Personalentwicklung für Priester, in der Priesterfortbildung, in der Begleitung der ausländischen Priester, in der Priesterseelsorge und in der Sorge um die Priester in den verschiedenen Lebensphasen und -situationen".

Er kenne den neuen Weihbischof aus dessen bisherigen Tätigkeiten als Seelsorger in verschiedenen Pfarrgemeinden, aber auch durch dessen Mitarbeit im Priesterrat gut, betonte Generalvikar Schuster. Stephan Turnovszky sei ein "spiritueller und an den Ereignissen von Kirche und Welt sehr interessierter Mensch" und werde seine Hirtenaufgabe mit Gottes Hilfe gut erfüllen. Schuster: "Ich gratuliere ihm herzlich zur Ernennung und freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm."

"Papst brachte besondere Wertschätzung für Krätzl zum Ausdruck"
Zeitgleich mit der Ernennung von Stephan Turnovszky hat Papst Benedikt XVI. auch das Rücktrittsgesuch von Weihbischof Helmut Krätzl angenommen. Der am 23. Oktober 1931 geborene Weihbischof hatte zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2006, wie vom Kirchenrecht vorgesehen, seinen Rücktritt eingereicht. Kardinal Christoph Schönborn sagte im Gespräch mit "Kathpress", dass Papst Benedikt XVI. durch die - außergewöhnliche - Verlängerung des Mandats des Wiener Weihbischofs seine "besondere Wertschätzung für Helmut Krätzl" zum Ausdruck bringen wollte. Persönlich sei er sehr dankbar für die Bereitschaft von Bischof Krätzl, in der Erzdiözese Wien weiterhin "seelsorglich tätig sein" zu wollen, betonte der Kardinal: "Das ist ein großer Segen für uns". Bischof Krätzl werde weiterhin Visitationen in den Pfarren durchführen und habe bereits 30 Firmtermine übernommen. Das sei ein Hinweis darauf, wie sehr Krätzl von der Jugend geschätzt werde: "Er ist ein Bischof im höheren Alter, der die Anliegen der Jugend versteht und den jungen Menschen die Freude am Glauben nahe bringen kann".

Kardinal Schönborn hatte bei der Vollversammlung des Episkopats in Schloss Reichenau Weihbischof Krätzl für dessen "langjähriges Engagement" in der Bischofskonferenz als "längstdienender Bischof" gedankt (Helmut Krätzl wurde 1977 zum Bischof geweiht). Dieser Dank gelte insbesondere auch für die "engagierten, manchmal auch beherzt-kritischen Stellungnahmen" Krätzls. Der Wiener Erzbischof unterstrich die Bedeutung der Predigt Krätzls beim Gemeinschaftsgottesdienst der Bischöfe in der Pfarrkirche Reichenau am 04.03. In eindrucksvoller Weise habe Krätzl dort von der "Liebe zur Kirche" gesprochen und wie sich sein Leben aus dieser Liebe gestaltet habe. Alle Anwesenden seien tief beeindruckt gewesen, als Bischof Krätzl aus dem Psalm 87 zitierte: "Alle meine Quellen entspringen in dir".

Bischof Krätzl habe in den Jahrzehnten seiner Mitarbeit in der Bischofskonferenz Großes geleistet, betonte Kardinal Schönborn. Dies werde auch aus der Fülle der Referate sichtbar, die Krätzl bisher betreut habe - von der Mitsorge um die Ökumene über den Dialog mit den Weltreligionen, die Erwachsenenbildung (und die "Theologischen Kurse") bis zur Bibelarbeit und zum Seminar für kirchliche Berufe.

Erzdiözese Wien: http://stephanscom.at
Katholische Kirche in Österreich:
http://www.katholisch.at
 
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