Experten sehen Erhöhung der EU-Milchquote kritisch   

erstellt am
04. 03. 08

ZMP: Absatz- und Exportprobleme zu erwarten
Wien (bmlfuw/aiz) - Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Erhöhung der europäischen Milchquote um 2% per April 2008 wird von der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) in Deutschland kritisch gesehen: "Zu diesem Zeitpunkt tritt ohnehin eine Erhöhung der Quoten um 0,5% in elf Mitgliedstaaten in Kraft. Würde die 2%ige Quotenerhöhung im Laufe des Jahres 2008/09 tatsächlich ausgeschöpft, würde die zusätzliche Milchmenge von rund 2,8 Mio. t das Verbrauchswachstum von knapp 1 Mio. t, das in den vergangenen Jahren in der EU zu beobachten war, deutlich übertreffen.

Diese Mengen zusätzlich zu exportieren, dürfte sich bei insgesamt gestiegenem Preisniveau und ohne Exporterstattungen als schwierig erweisen", warnt Monika Wohlfarth, Leiterin der ZMP-Abteilung Milch und Milchprodukte. Die EU-Kommission habe jedoch - als Folge der veränderten Marktverhältnisse - die Beihilfen und Exporterstattungen im vergangenen Jahr auf null reduziert.

Marktentwicklung 2008 von mehreren Faktoren abhängig
"Seit Herbst 2007 haben auf dem EU-Milchmarkt die Preise für einige Milchprodukte schon wieder nachgegeben. Gesunken ist die Attraktivität der Verwertung zu Butter und Magermilchpulver sowie zu Käse und Molke. Die weitere Marktsituation im Jahr 2008 hängt wesentlich von der Entwicklung des Milchaufkommens in der EU, der weiteren Entwicklung des Verbrauchs auf dem Binnenmarkt und den Exportmöglichkeiten nach Drittländern ab", erklärte die Expertin beim 14. ZMP-Milchforum in Berlin.

Eine feste Marktentwicklung könnte sich durch einen lediglich leichten Anstieg der Milchmenge, die Rückkehr des Verbrauchswachstums und steigende Exportmöglichkeiten ergeben. "Auf diese Faktoren haben wiederum die Angebotsentwicklung in anderen Regionen der Welt, die Entwicklung der Weltwirtschaft und die Dollarentwicklung einen Einfluss. In Neuseeland ist die Milcherzeugung auf der Nordinsel seit einigen Monaten durch eine starke Dürre beeinträchtigt. Angebotsausfälle dort könnten zu einer verstärkten Nachfrage nach Milch aus Europa beitragen", ergänzte Wohlfarth.

Steigende Nachfrage und geringes Angebot führten 2007 zu weltweitem Engpass
Die ZMP-Abteilungsleiterin skizzierte beim Milchforum noch einmal die rasante Entwicklung auf den internationalen Milchmärkten im vergangenen Jahr: Zur stark gestiegenen Nachfrage nach Molkereiprodukten haben insbesondere die steigende Erdbevölkerung, ein verstärktes Wachstum der Weltwirtschaft und damit die erhöhte Kaufkraft sowie die zunehmende Beliebtheit von Milchprodukten in Schwellenländern beigetragen. Im Frühjahr 2007 zogen die Preise für Milchprodukte am Weltmarkt stark an, da die Nachfrage das Angebot übertraf. Dieser Engpass war zum einen dadurch ausgelöst worden, dass zu dieser Zeit alle verfügbaren Bestände an Milchprodukten abgebaut waren und zeitgleich das Angebot in einigen bedeutenden Exportländern (Australien, Argentinien, Ukraine) schrumpfte. Außerdem blieb der erwartete Anstieg des Milchaufkommens in der EU 2007 aus. Die Molkereianlieferungen blieben mit 132,6 Mio. t ähnlich hoch wie im Vorjahr. Auch in den USA war das Wachstum in der ersten Jahreshälfte gebremst.

Rückläufiger Welthandel mit Milchprodukten
Der Welthandel mit Milchprodukten ist 2007 im Vergleich zum Vorjahr nach bisher vorliegenden Informationen geschrumpft. In der ersten Jahreshälfte war der Rückgang vermutlich auf das verringerte Angebot zurückzuführen, im zweiten Halbjahr eher auf eine infolge der gestiegenen Preise gedämpfte Nachfrage. An Butter und Milchpulver wurde weniger gehandelt als in den Vorjahren, gestiegen sein dürfte aber der Handel mit Käse. Die EU hat 2007 zwar mehr Milchprodukte ausgeführt als im exportschwachen Jahr 2006, allerdings fielen in der zweiten Jahreshälfte die Exporte bei fast allen Molkereiprodukten deutlich unter das Vorjahresniveau zurück.

Der starke Anstieg der Weltmarktpreise hat sich auf das Preisniveau in den Haupterzeugungsregionen und dort auch auf die Verbraucherpreise übertragen. Die Preissteigerungen haben zu einer gewissen Kaufzurückhaltung geführt. Es gibt laut ZMP Anzeichen, dass der Verbrauch von Milchprodukten auch in der Industrie geschrumpft ist, insbesondere der Einsatz von Magermilchpulver im Milchaustauscher.

Höhere Preise stimulierten die Erzeugung
Gleichzeitig wurde durch die höheren Preise die Erzeugung stimuliert. Dies war zunächst besonders deutlich in den USA zu beobachten. Dort stieg die Milchproduktion in der zweiten Hälfte von 2007 um etwa 4% über das Vorjahresniveau. In Frankreich übertrafen die Milchanlieferungen in den ersten Februarwochen 2008 das Vorjahresniveau um mehr als 7%. Auch in Deutschland stieg das Milchaufkommen zuletzt stärker, sodass sich inzwischen eine deutliche Quotenüberlieferung abzeichnet. In Österreich zeigt sich eine ähnliche Entwicklung: Im laufenden Quotenjahr liegt die Molkereianlieferung zwar im Zeitraum April 2007 bis Jänner 2008 noch unter dem Vorjahresniveau. Die seit Wochen stark zunehmende Liefermenge deutet jedoch darauf hin, dass die prognostizierte Überlieferung von bisher 40.000 t auf etwa 50.000 t nach oben revidiert werden muss.

EU-Molkereien stellten 2007 mehr Milchprodukte her
Im Jahr 2007 haben die Molkereien in der EU laut ZMP bei nahezu allen Milcherzeugnissen die Produktion etwas ausgeweitet. Das stärkste Wachstum war am EU-Käsemarkt zu beobachten, vor allem im vierten Quartal war die Produktion erhöht worden. Im ganzen Jahr wurden in der EU-27 rund 8,1 Mio. t Käse hergestellt, um 1,2% mehr als 2006. Ebenfalls um 1% wurde die Herstellung von Butter auf 1,88 Mio. t ausgeweitet, auch hier war die Produktion vor allem im vierten Quartal gesteigert worden. Trotz rückläufiger Herstellung in der zweiten Jahreshälfte errechnet sich für Magermilchpulver eine Gesamtproduktion, die mit 989.000 t um 5,2% höher war als im Jahr davor. Die Erzeugung von Konsummilch erhöhte sich um 0,1% auf 33,35 Mio. t. Rückläufig war dagegen die Erzeugung von Vollmilchpulver.
 
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