"Ein Haus für Stefan Zweig"    

erstellt am
13. 03. 08

Salzburg (universität) - Salzburg bekommt endlich ein „Haus für Stefan Zweig“. Universität, Stadt und Land Salzburg richten in der Edmundsburg, einem repräsentativen, architektonisch großartigen Gebäude auf dem Mönchsberg, im Kern der Stadt, ein Zentrum für Stefan Zweig ein. Das „Haus für Stefan Zweig“ wird der Öffentlichkeit jederzeit zugänglich sein, es soll ein lebendiger Ort für kulturelle und wissenschaftliche Projekte sowie ein Ort internationaler Begegnungen werden und seinen Beitrag zur Stärkung des kulturellen und wissenschaftlichen Profils von Stadt und Land Salzburg leisten.

Landeshauptmannstellvertreter Dr. Wilfried Haslauer, Bürgermeister Dr. Heinz Schaden, Rektor Univ. Prof. Dr. Heinrich Schmidinger und ao. Univ. Prof. Dr. Karl Müller und Hildemar Holl informieren Sie über dieses Projekt.

Zur internationalen Bedeutung Stefan Zweigs

Stefan Zweig steht für eine Welt ohne Grenzen und ohne Ausgrenzungen.Der 1881 in Wien geborene, weltweit bekannte und in nicht weniger als 56 Sprachen übersetzte Schriftsteller lebte von 1919 bis 1934 in Salzburg. Viele seiner wichtigsten Werke entstanden in dieser Zeit in seinem Haus auf dem Kapuzinerberg. Bis zur Annexion Österreichs 1938 wurden etwa 1,3 Millionen Bücher Stefan Zweigs verkauft. Schon 1934 verließ Stefan Zweig in einer Atmosphäre zunehmender politischer Konfrontationen und persönlicher Gefährdungen seine Wahlheimat Salzburg. Sein Weg in ein bedrängendes Exil führte ihn sodann durch viele Länder Europas und Amerikas (Paris, London, Bath, USA, Brasilien). Sein Welterfolg kann nur geschätzt werden: inzwischen sind es rund 12 Millionen Bücher seit 1945 allein in deutscher Sprache.

Edmundsburg ein Ort der Arbeit für Europa und die Welt

Die Paris Lodron Universität adaptiert derzeit mit erheblichem Aufwand die Edmundsburg (Architekt Dipl.Ing. Fritz Genböck). In der „neuen Edmundsburg“ werden sowohl das „Haus für Stefan Zweig“ als auch das „Salzburg Centre of European Union Studies (SCEUS)“ eingerichtet, in dem sich Sozial-, Rechts-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaftler/innen Fragen und Problemen des europäischen Gesellschaftsmodells widmen werden. Auch ein europäisches Doktorand/inn/en-Kolleg wird dort eingerichtet. Darüber hinaus wird eine Zusammenarbeit mit dem Salzburger Literaturarchiv angestrebt, dass ebenfalls in der Edmundsburg angesiedelt wird.

„Wir wollen ein Zentrum der wissenschaftlichen, intellektuellen und künstlerischen Debatte über Europa etablieren“, betont Rektor Heinrich Schmidinger anlässlich eines Pressegespräches. Stefan Zweig, ein international anerkannter Vorkämpfer für eine geistige und friedliche Einheit Europas, passe ausgezeichnet in das universitäre Gesamtkonzept für die Edmundsburg. „Wir hätten keinen besseren Ort finden können“, so Rektor Schmidinger. Stefan Zweigs großes humanistisches und pazifistisches Werk sei aktuell wie eh und je, gerade angesichts der unzähligen Konflikte, die unsere Welt erschüttern, und bedeute verlässliche geistige Orientierung für unsere eigene Zukunft. Sein vielfältiges Werk spiegle eine weltoffene Lebenshaltung.

Auch Landeshauptmannstellvertreter Dr. Wilfried Haslauer ist von einem Haus für Stefan Zweig überzeugt: "Stefan Zweig ist ein Leuchtturm in der Geistesgeschichte Österreichs ein Haus für Stefan Zweig ist überfällig"

"Es steht Salzburg gut an, Stefan Zweig, der Salzburg im kulturellen wie im geografischen Sinn als `das Herz vom Herzen Europas´ bezeichnet hat, ein Haus und einen wissenschaftlichen Schwerpunkt zu widmen. Mich freut es, im Andenken an den großen Geist Stefan Zweig, dass Stadt und Land gemeinsam mit der Universität dieses wichtige Projekt, das seit fast zwei Jahrzehnten gewünscht und diskutiert wurde, nun umsetzen", sagt Haslauer, der für die Museen und kulturellen Sonderprojekte ressortzuständig ist.

"Stefan Zweig ist ein Vorbild für uns. Der große Literat war zutiefst davon überzeugt, dass sich die europäischen Völker an ihren Stärken und an dem, was sie verbindet, orientieren müssen, um den Krieg zu überwinden. Sein prägendes Erlebnis war der Erste Weltkrieg, den er großteils in Wien im Kriegspressearchiv miterlebte. Zweig wurde dort glühender Pazifist", sagt Haslauer. Das Salzburger Kulturleben wäre in seinem Glanz und Ruhm undenkbar ohne die zahlreichen Persönlichkeiten jüdischer Herkunft, wie etwa Festspielgründer Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauß, die Schriftsteller Carl Zuckmayer oder eben Stefan Zweig.

Bürgermeister Dr. Heinz Schaden bläst in das gleiche Horn: „Der Wunsch nach einem ,Haus für Stefan Zweig‘ besteht schon seit Jahren und wird jetzt Wirklichkeit. Der Wohnsitz von Stefan Zweig war zu seinen Lebzeiten ein Treffpunkt von Künstler/innen und Intellektuellen aus aller Welt. Zweig selbst war ein Garant dafür, dass Salzburg ein Ort internationaler Begegnungen war. Die Latte für das neue Zentrum für Stefan Zweig liegt damit hoch. Ich freue mich, dass es gelungen ist, dieses „Haus“ zu installieren!“, so der Bürgermeister.

Organisationsform, Ziele und konkrete Vorhaben des „Hauses für Stefan Zweig“
Für die nächsten fünf Jahre haben die Universität Salzburg sowie Land und Stadt Salzburg gemeinsame Ziele vereinbart: Die Universität Salzburg stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung. Stadt und Land übernehmen die Kosten für eine/n Generalsekretär/in und eine Sekretariatsstelle sowie für die Planung und Durchführung der verschiedenen Aktivitäten. Pro Jahr werden 50.000.- Euro für Personalkosten und 35.000.- Euro für Projekte zur Verfügung stehen. Das „Haus für Stefan Zweig“ wird gemäß des Vertrages als § 27-Projekt (Drittmittelprojekt) am Fachbereich Germanistik der Universität Salzburg rechtlich eingebunden sein. Die wissenschaftliche Leitung übernehmen der Fachbereichsleiter, ao. Univ. Prof. Karl Müller, der Leiter des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg, ao. Univ. Prof. Gerhard Langer, und Hildemar Holl, der Leiter der Fachbereichsbibliothek Germanistik.

Der Vertrag zwischen den Partnern sieht vor, dass ein wissenschaftlich-künstlerischer Beirat eingesetzt wird. Dieser dient der Beratung der Projektleitung in allgemeinen strategischen, wissenschaftlichen und kulturellen Fragen. In ihm sollen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens (Land und Stadt Salzburg) und internationale Vertreter/innen aus Wissenschaft und Kunst repräsentiert sein.

Die Kooperationspartner wollen mit der Errichtung des „Hauses für Stefan Zweig“ gemeinsam folgende Ziele erreichen:

  • Gestaltung eines lebendigen Ortes für kulturelle Projekte
  • Schaffung eines Wissenszentrums für „Stefan Zweig und Europa“ (europäische Literatur und Kultur, Humanismus- und Pazifismusforschung
  • Etablierung einer Dauerausstellung und wechselnder Präsentationen zu Stefan Zweig und seiner Welt
  • Planung und Durchführung von internationalen Kongressen aus dem Bereich Kultur, Wissenschaft, Kunst und Judentum
  • Nationale und internationale wissenschaftliche und künstlerische Vernetzungen und Kooperationen
  • Entwicklung eines touristischen Konzepts (z.B. Stadtführung auf den Spuren Stefan Zweigs, etwa mit Kurzvorträgen und Musik)


Zur Erreichung dieser Ziele gibt es eine kurz-, mittel- und langfristige Planung. Ausgangspunkt aller Aktivitäten ist der Geist und die Identität Stefan Zweigs, wobei aktuelle Fragen und Probleme der Gegenwart Europas behandelt werden.

In nächster Zeit werden Vorträge, Gesprächskonzerte, Roundtables, kl. Ausstellungen, Lesungen, Leseecke für Touristen, Filmvorführungen etwa im Rahmen touristischer Aktivitäten durchgeführt.

Bereits fixiert ist eine jährlich stattfindende Poetikvorlesung der Universität Salzburg, die den Namen „Stefan-Zweig-Poetikvorlesung“ tragen wird. In Kooperation mit der Internationalen Stefan-Zweig-Gesellschaft und dem Literaturforum Leselampe wird diese zum ersten Mal Ende November/Anfang Dezember 2008 stattfinden. Der aus Bosnien-Herzegowina stammende prominente Schriftsteller und Universitätsprofessor Dzevad Karahasan wird der erste Vortragende sein. Studierende der Universität Salzburg werden diese Poetikvorlesung kolloquieren können, und die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich zu dieser Vorlesung eingeladen.

Weiters sind einige repräsentative Aktivitäten außerhalb von Salzburg im Gespräch, u.a. eine Ausstellung und Tagungen (z. B. in Amsterdam, Garmisch-Partenkirchen, Genf und Washington D.C.)

In weiterer Folge soll als Forschungsprojekt des Fachbereichs Germanistik und europäischer Kooperationspartner ist ein Stefan-Zweig-Handbuch in 3 Sprachen bearbeitet das von einem internationalen Herausgeberteam betreut werden soll (z.B. EU-Projektmittel). Neben wissenschaftlichen Kongressen plant das „Haus für Stefan Zweig“ auch eine Schriftenreihe.

 
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