"Papamonat"  

erstellt am
11. 03. 08

 Buchinger: Österreichs Männer sind bereit für neue Wege!
Einkommensersatz und Freiwilligkeit entscheidend
Wien (sk) - "Österreichs Männer sind bereit für neue Wege in der Männer-Politik! Die Politik hat die Aufgabe, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen: Das Papa-Monat ist ein wichtiger Schritt dorthin", erklärte Sozialminister Erwin Buchinger am 11.03. im Nationalrat im Rahmen einer aktuellen Stunde zum Thema "Neue Wege in der Männerpolitik - Aufbrechen von Rollenklischees". Beim besagtem Papa-Monat seien bereits verschiedene Modelle ausgearbeitet worden, wobei "der Aspekt des Einkommensersatzes und der Freiwilligkeit entscheidend sind".

Buchinger referierte ferner über die Schwerpunkte seines Ministeriums betreffend männerspezifische Anliegen: "Ich trete für Bewusstseinsbildung hin zu gleichberechtigten Partnerschaften ein". Außerdem fördert der Sozialminister den "Ausbau der Prävention gegen Burschengewalt". Wichtig ist ihm zudem, dass die "Gleichstellungspolitik ressortübergreifend sein muss". Er verwies in diesem Kontext auf Kooperationen mit dem Frauen- und Bildungsministerium, wie etwa die Gender-Tage an Österreichs Schulen.

"Gerade im Bereich der Gleichstellungspolitik sind die Klüfte zwischen Anspruch und Wirklichkeit besonders groß", analysierte Buchinger. Österreich sei in diesem Zusammenhang mit nur 3,8 Prozent Männern, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, ohnehin im internationalen Vergleich im Schlussfeld. "Auch die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen bleibt hartnäckig hoch", beklagte der Minister.

 

Steibl: Sozialpartner sind gefragt - Familienfreundlichkeit weiter verstärken
Väterbeteiligung heißt nicht, einen Monat lang zuhause zu bleiben, sondern das Kind bis zum Erwachsenenalter zu begleiten
Wien (övp-pk) - Kinderbetreuung als Frauensache zu sehen verstößt heute bereits gegen soziale Normen und den guten Ton, so ÖVP-Familiensprecherin Abg. Ridi Steibl anlässlich der Aktuellen Stunde im Parlament zum Thema "Neue Wege in der Männerpolitik - Aufbrechen von Rollenklischees" . Trotzdem sei es nach wie vor notwendig, weiter zur Bewusstseinsbildung beizutragen. Abgelehnt wurde von ihr der Begriff "Vaterschutzmonat".

"Wir müssen noch weiter an der Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung unserer Väter arbeiten. Es muss in Zukunft heißen: "Was? Unser Kollege geht NICHT in Karenz?' anstatt ‚Was, der geht in Karenz?'", so Steibl. Hier sind insbesondere in den Unternehmen neue Maßahmen zu setzen, führte die Abgeordnete ein "Top-down-Prinzip" an, bei dem vom Firmenchef zum Mitarbeiter über eine etwaige Väterkarenz darüber gesprochen werden sollte. Steibl verwies auf die zahlreichen familienfreundlichen Betriebe in Österreich, die bereits im Vorfeld positive Akzente setzen, um hier eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.

Das Thema "Väterkarenz" sei kein neues Thema, wies die Abgeordnete darauf hin, dass sich die ÖVP als "die Familienpartei" intensiv damit auseinander gesetzt habe. Elternteilzeit und Familienhospiz seien ebenso wie das neue Kinderbetreuungsgeld, das Familien seit 1. Jänner 2008 die Wahlmöglichkeit zwischen drei Bezugsvarianten bietet, bedeutsame Komponenten zur besseren Vereinbarkeit des Familien- und Erwerbslebens. "Auch für eine Väterbeteiligung waren dies sehr wichtige Schritte. Die Väterbeteiligung kann sich nämlich keinesfalls darin erschöpfen, dass der Vater nach der Geburt einen Monat lang zuhause bleibt, sondern heißt auch, das Kind vom Kindergarten abzuholen oder den Schulalltag mitzuerleben - also das Kind von der Geburt bis zum Erwachsenwerden partnerschaftlich begleiten" so Steibl.

Wenn die SPÖ von einem "Vaterschutzmonat" spreche und hier mit dem Mutterschutzmonat argumentiere, dann müsse sie auch bedenken, dass dieses einen medizinischen Grund hat - "aber vor was oder wem muss ich den Vater schützen?", so die Familiensprecherin.

Steibl möchte nun die Evaluierung des Kinderbetreuungsgeldes in Bezug auf die Väterbeteiligung abwarten. Ziel sei es jedenfalls, die Männer für ihre Familienaufgaben vermehrt zu sensibilisieren und die Betriebe verstärkt bei ihren Angeboten für Familienfreundlichkeit zu unterstützen. Auch die Sozialpartner seien gefragt, um nachhaltige Maßnahmen auszuarbeiten. "Ich bin nicht dafür, dass der Familienlastenausgleichsfonds weiter ausgeräumt wird. Nachhaltigkeit ist gefragt", schloss Steibl.

 

 Graf: Zerstörte Rollenbilder und Quotenzwang sind die falsche Familienpolitik!
Es gehe in der Debatte nur um Väter und Mütter, nicht aber um die Gemeinschaft
Wien (fpd) -
Er selbst leide an den zur Diskussion gestellten Rollenklischees, betonte FPÖ-Bildungssprecher NAbg Dr. Martin Graf zu Beginn seiner Rede zur Aktuellen Stunde am 11.03.. "Ich bin verheiratet und habe drei Kinder und alle mit derselben Frau. Als Mammut", betonte er in Richtung seiner Vorrednerin Eva Glawischnig, "sehe ich mich deshalb aber nicht."

Es komme auf die Familie an, führte Graf weiter aus. Dieses Wort aber werde kaum mehr ausgesprochen. Es gehe in der Debatte nur um Väter und Mütter, nicht aber um die Gemeinschaft. Genau hier aber müsse angesetzt werden, so Graf. "Nur wer den Familien ein Einkommen gibt, mit dem sie auskommen, unterstützt sie." Die finanzielle Absicherung sei notwendig, um sich Kinder leisten zu können.

"Die wahren Helden sind die Vorbilder", erklärte Graf. "Und die haben wir in unseren Reihen." Die freiheitliche NAbg Barbara Rosenkranz sei ein Vorbild, das zeige, wie Familie und Beruf zu vereinbaren wären. "Die Quote dagegen ist ein falscher Ansatz. Damit werden sie nicht reüssieren. In Niederösterreich hat sich an den drei Spitzenkandidatinnen von FPÖ, SPÖ und Grünen gezeigt, welche Form der Familienpolitik abgewählt wurde und welche honoriert wird." Zu Ende seiner Rede überreichte Graf seiner Kollegin Barbara Rosenkranz, als Zeichen seiner Anerkennung, einen Blumenstrauß.

 

 Haubner: Was ist wirklich neu an der Männerpolitik dieser Bundesregierung?
"Die staunende Öffentlichkeit weiß bisher nur, dass der Männerminister seine Hemden selber bügelt"
Wien (bzö) - BZÖ-Familiensprecherin Ursula Haubner erinnerte am Beginn ihrer Rede im Nationalrat daran, dass unter Herbert Haupt, der auch Frauenminister gewesen ist, die Männerpolitische Grundsatzabteilung eingeführt wurde. "Wir waren damals, im Jahr 2001, die Pioniere, was die Männerpolitik anbelangt", so Haubner. Wichtige Forschungsprojekte seien erstellt worden, ein erster Männergesundheitsbericht und Einrichtungen geschaffen worden, die heute noch weiter geführt werden und nicht mehr weg zu denken seien. Haubner wies auf die Besuchsbegleitung und die Einführung der Besuchscafes für Väter nach einer Scheidung hin. "Es ist positiv, dass Sie mehr Geld für die Besuchscafes in die Hand genommen haben, aber ich vermisse nach wie vor die gesetzliche Basis dafür."

"Männerberatungsstellen wurden in den letzten Jahren bundesländerweit geschaffen. Sie führen diese Einrichtungen weiter, das ist grundsätzlich positiv. Daher frage ich mich, was ist wirklich neu an der Männerpolitik dieser Bundesregierung", so Haubner weiter. Ein Schwerpunkt ist für Sozialminister Buchinger die Bewusstseinbildung für eine gleichberechtigte Partnerschaft. "Ich frage mich, wie wollen Sie das sog. Rollenklischee aufbrechen, wenn nach wie vor 60 Prozent der Männer in Österreich sagen, dass die finanzielle Absicherung die Hauptaufgabe eines guten Partners ist. Wie wollen Sie da das Bewusstsein schaffen, dass sich hier etwas ändert?", fragte haubner. Haubner vermisst bei der Diskussion über die Väterthematik die notwendige Integration in die Familienpolitik "Faktum ist, Frauen haben jahrzehntelang, bis zum heutigen Tag, um gleiche Bewertungen und Chancen im Berufsleben gekämpft. Männer können bis heute die gleichen Chancen im Familienleben zuwenig wahrnehmen."

Das freiwillige Vatermonat ist für Haubner eine Art "Placebo-Effekt" "Mit dem allein ist es nicht getan und es ist letztendlich auch nichts Neues. Wir haben in der letzten Legislaturperiode darüber diskutiert. Mein Vorschlag war damals im Rahmen der Flexibilisierung des Kinderbetreuungsgeldes - einen Monat von diesen sechs Monaten für Väter vorzuverlegen und die Möglichkeit des Parallelbezuges des Kinderbetreuungsgeldes zu schaffen , sowohl für Mütter als auch für Väter. Und dieser Antrag liegt seit November des Vorjahres im Ausschuss und ich freue mich, dass Sie dieses Modell in die Diskussion eingebracht haben." Neue Wege sehen anders aus meinte Haubner Bezug nehmend auf fehlende Rahmenbedingungen. "Unsere Analyse über die neue Männerpolitik: Das was jetzt vorliegt, ist viel Lärm um wenig. Die staunende Öffentlichkeit weiß bisher nur, dass der Männerminister seine Hemden selber bügelt."

 

 Bachner: Lieber gleich als später!
Viele kleine Puzzlesteine ergeben ein Maßnahmenpaket zur Väterbeteiligung bei der Kinderbetreuung
Wien (ögb) - "Wir sind sehr erfreut, dass die Bundesregierung nun auch die Wichtigkeit der Väterbeteiligung bei der Kinderbetreuung als wichtiges Ziel definiert hat und mit dem Papamonat ein weiteres Angebot für Väter bieten möchte", so ÖGB-Vizepräsidentin Roswitha Bachner zur am 10.03. stattgefundenen Arbeitsgruppe im Büro von Ministerin Kdolsky.

Allen Vätern soll die Möglichkeit geboten werden, nach der Geburt des Kindes vier Wochen Zeit für Mutter und Kind zu haben. Somit sind sie gleich von Anfang an in die Kinderbetreuung eingebunden. Denn Väter, die schon nach der Geburt Zeit mit ihrem Kind intensiv erlebt haben, sind meist auch bereit, in Karenz zu gehen. Diese Chance sollte den Vätern unbedingt gegeben werden. Der ÖGB sieht das Papamonat als eine wichtige Maßnahme, um mittelfristig den Anteil der Väter, die derzeit Kinderbetreuungsgeld beziehen deutlich zu erhöhen. Im Jänner 2008 lag dieser Anteil bei 3,6 Prozent.

Bachner unterstützt aber auch den Vorstoß von Staatssekretärin Christine Marek, die meint, eine Maßnahme sei zu wenig, es sollte vielmehr ein Maßnahmenpaket zur Steigerung der Väterbeteiligung geschnürt werden.

"Für uns ist klar, dass das Papamonat nur eine Maßnahme ist, die aber relativ bald in die Realität um gesetzt werden sollte", fordert Bachner. Für den ÖGB ergeben sicher aber weitere Maßnahmen um eine Gesamtpaket schnüren zu können. So sollten die Eltern beim Kinderbetreuungsgeld zwischen einer Arbeitszeitgrenze und der Zuverdienstgrenze wählen können. Auch bei der Elternteilzeit sollte etwas verändert werden. Diese Möglichkeit sollte man allen Eltern bieten und nicht nur denen, die zufällig in einem Betrieb mit mehr als 20 Beschäftigten arbeiten. Der ÖGB fordert, dass der Anspruch auf Elternteilzeit für alle Mütter und Väter unabhängig von Betriebsgröße und -zugehörigkeit.

"Ein weiterer großer Schritt ist die Sensibilisierung der Betriebe aber auch eine ‚Wachrütteln' der Väter. Eine große Kampagne könnte hier eine wichtige Unterstützung sein", schließt Bachner.

 

AK Regierung mehr Aktivitäten für Väterbeteiligung
Wien (ak) - Bei einer Gesprächsrunde im Familienministerium über ein Familienpaket für mehr Väterbeteiligung am 10.03., zu der die Sozialpartner eingeladen waren, hat die AK eine Reihe von Vorschlägen eingebracht. Die AK unterstützt die Initiative der MinisterInnen Bures und Buchinger zur Einführung eines Papamonats. "Vor allem Schweden, Finnland und Frankreich zeigen, dass mit einem Papamonat bei der Geburt ein wichtiges Bedürfnis der Familien befriedigt wird. Vätern wird der Aufbau einer früheren intensiven Beziehung zum Kind erleichtert, und Mütter haben die Unterstützung ihrer Lebenspartner in der wichtigen ersten Phase", sagt Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen und Familie. Der Papamonat allein ist aber nicht genug. Um Vätern mehr Beteiligung an der Betreuung ihrer Kinder zu ermöglichen, müssen weitere Maßnahmen gesetzt werden. Die AK bleibt bei der Forderung, das Kinderbetreuungsgeld auch dann zu zahlen, wenn der Bezieher oder die Bezieherin statt der Zuverdienstgrenze eine Arbeitszeitgrenze bis 24 Stunden pro Woche einhält. Diese Maßnahme sollte durch eine Sensibilisierung zur Steigerung der Akzeptanz von Betrieben für Väterkarenz und Elternteilzeit von Vätern begleitet werden.

AK Forderungen:

  • Einführung eines Papamonats auf freiwilliger Basis mit Kündigungsschutz für alle berufstätigen Väter. Damit diese Maßnahme angenommen wird, müssen Väter für diese Zeit auch eine finanzielle Abgeltung haben. Diese könnte sich am vorangegangenen Einkommen orientieren, sollte aber zumindest 800 Euro betragen.
  • Kinderbetreuungsgeld auch dann, wenn sich die BezieherIn statt der Zuverdienstgrenze für eine Arbeitszeitgrenze bis 24 Stunden wöchentlich entscheidet.
  • Die AK-Untersuchung zur Elternteilzeit hat gezeigt, dass Frauen bei Schwierigkeiten mit der Umsetzung eines Elternteilzeit-Wunsches eher aus dem Unternehmen ausscheiden, während Männer dann ganz auf die Elternteilzeit verzichten. Die Betriebe sind aufgefordert, das berechtigte Anliegen nach einer Elternteilzeit nicht zu blockieren, sondern konstruktive Lösungen zu suchen. Begleitende Beratungsangebote für Betriebe sollen die Umsetzung der Elternteilzeit und die partnerschaftliche Aufteilung von Betreuungspflichten erleichtern.
  • Eine breit angelegte Sensibilisierungskampagne für mehr Väterbeteiligung in die Betrieben soll dazu beitragen, dass aktives Karenzmanagement für beide Eltern zum Standard im Berufsleben Österreichs wird.
  • Pflegefreistellung auch für Patchwork-Familien: Väter oder Mütter, die nicht im gemeinsamen Haushalt mit ihren Kindern leben, müssen Anspruch auf Pflegefreistellung haben, ebenso wie Stiefeltern, die mit den Kindern ihrer Partner zusammen leben.
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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