Pflege  

erstellt am
19. 03. 08

 Buchinger: Arbeiten weiter an Qualitätssteigerungen
Problem der 24-Stunden-Betreuung ist gelöst
Wien (sk) - "Es besteht politischer Konsens, dass es weitere Qualitätssteigerungen im Pflegebereichgeben muss - wir arbeiten daran!", versicherte Sozialminister Erwin Buchinger am Abend des 18.03. bei einem Hintergrundgespräch zum Thema "Neugestaltung der Pflegevorsorge - aktuelle Analysedaten". "Wer bei der Pflege mehr will als warm, sauber und satt, der muss jedoch Geld in die Hand nehmen", stellte er fest. Darüber - und "über eine kräftige Valorisierung beim Pflegegeld" werde er deshalb mit Finanzminister Molterer im Sommer verhandeln, kündigte Buchinger an, der sich nicht zuletzt durch die gestern präsentierte WIFO-Studie mit dem Titel "Mittel- und langfristige Pflegevorsorge" in seiner Zielsetzung bestätigt sieht.

Zur 24-Stunden-Betreuung konnte der Sozialminister feststellen, dass das Problem "gelöst ist, obwohl ich eine schwere Hypothek von der Vorgängerregierung übernommen habe". Bis dato gebe es 3.600 Anmeldungen im selbstständigen und knapp über 100 Anmeldungen im unselbstständigen Bereich, nannte Buchinger Zahlen. Bedenken von vier Gewerkschaften, wonach neue Befugnisse von Personenbetreuern auch in die Bereiche der mobilen und stationären Pflege ausstrahlen könnten, "weil die Schwelle zu niedrig gelegt worden sein könnte", versteht Buchinger zwar aus Sicht der Interessenvertretungen, kann sie aber im gleichen Atemzug wieder ausräumen: "Es ist legistisch dreifach abgesichert, dass das sicher nicht eintreten wird".

Durch die bisher veröffentlichten Studien sieht sich der Sozialminister darin bestätigt, dass die Finanzierung der Pflegevorsorge "nicht durch ein Beitragssystem ersetzt werden soll", weil ein damit verbundenes Anheben der Lohnnebenkosten niedrige Einkommen stärker belasten würde. "Ich gehe aber ohne Vorurteile in die Diskussion", zeigte Buchinger sich offen.

 

 Becker: "Weg bei 24-Stunden-Betreuung stimmt, Lösung aber noch unbefriedigend"
Seniorenbund-Generalsekretär betont Notwendigkeit weiterer Verbesserungen
Wien (seniorenbund) - Als "übertriebene Schönfärberei" bezeichnete Heinz K. Becker, der Generalsekretär des Österreichischen Seniorenbundes, die jüngsten Aussagen Sozialminister Buchingers, wonach das Problem der 24-Stunden-Betreuung gelöst sei. "In Grundzügen ist das neue Modell in Ordnung, wir sind am richtigen Weg", unterstrich Becker: "Allerdings gibt es sehr wohl noch Verbesserungsbedarf. Buchingers Jubel kommt verfrüht." Der Generalsekretär nannte vor allem vier konkrete Bereiche, in welchen noch Verbesserungsbedarf gegeben sei: Förderung der 24-Stunden-Betreuung, Qualifikation der Betreuungskräfte, Ausbildungsoffensive im Bereich Pflege und Betreuung sowie stärkere Einbindung Freiwilliger.

Um eine legale 24-Stunden-Betreuung auch leistbarer zu machen, sei das Fördermodell des Sozialministeriums unzureichend. "800 Euro Förderung für jede betroffenen Familie, Abschaffung der Vermögensgrenze in ganz Österreich", brachte Becker die Forderung des überparteilichen Österreichischen Seniorenrates auf den Punkt. Buchinger solle zu denken geben, dass auch sein SPÖ-Kollege Karl Blecha eben diese Forderung unterstützt. Unklar sei zudem die Frage der Qualifikation der 24-Stunden-Betreuer. "Buchingers Fördermodell verlangt von den Betreuungskräften ab kommenden Juli eine nachweisbare Ausbildung als Heimhilfe. Bisher sind aber keine Details bekannt. Wo können sich Betreuungskräfte ausbilden, wer zahlt wie viel dafür? Hier ist Buchinger gefordert, gemeinsam mit den zuständigen Ministerien initiativ zu werden", betonte Becker.

Ganz allgemein sei es zudem notwendig, im Bereich Pflege und Betreuung rasch weitere Verbesserungen in die Wege zu leiten. "Wir fordern unter anderem seit langem eine Ausbildungsoffensive bei den Pflege- und Betreuungsberufen von der Lehre bis zur universitären Ausbildung", führte der Seniorenbund-Generalsekretär aus: "Der Bedarf an Pflege- und Betreuungskräften wird in den nächsten Jahren stetig steigen. Darauf müssen wir uns jetzt vorbereiten." Der Seniorenbund tritt weiters dafür ein, Freiwillige stärker einzubinden. Gerade im Bereich der Betreuung, also der nichtmedizinischen Pflege, wären viele Seniorinnen und Senioren bereit, einen persönlichen Beitrag zu leisten. "Wir haben öffentlich mehrmals angeboten, gemeinsam bessere Konzepte zur Einbindung Freiwilliger umzusetzen. Die Seniorenorganisationen könnten dabei als eine zentrale Anlauf- und Koordinationsstelle dienen. Bisher haben wir von Buchinger aber noch keine Reaktion auf unsere Vorschläge", so Becker. Vorraussetzung für eine bessere Nutzung des Potentials freiwilliger Helfer seien Aufwandsentschädigungen, Qualifizierungsmaßnahmen und die Schaffung versicherungsrechtlicher Absicherungen für freiwillige Helfer.

 

Landau: Für ein Leben in Würde bis zuletzt
Mehr Tempo bei Ausbau von Palliativ- und Hospizbetreuung
Wien (caritas) - Schwerkranke Menschen und ihre Angehörigen zu begleiten, auch über den Tod hinaus, das haben sich die MitarbeiterInnen des Mobilen Caritas-Hospiz zur Aufgabe gemacht. Mehr als 1500 Menschen haben sie im vergangenen Jahr betreut, kostenlos für die Betroffenen. "Es geht um ein Leben in Würde bis zuletzt", so Caritasdirektor Michael Landau. "Und hier muss die öffentliche Hand ihre Verantwortung wahrnehmen und für den raschen Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung sorgen!"

Das ÖBIG, das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheitswesen, hat Konzepte und Standards entwickelt, die aber noch immer nicht umgesetzt sind. "Und das, obwohl sich Bund und Länder mit 1. Jänner 2008 im Rahmen der 15a-Vereinbarung erneut verpflichtet haben, eine österreichweit gleichwertige, flächendeckende abgestufte Versorgung im Palliativ- und Hospizbereich prioritär umzusetzen", stellt Landau klar. Die Caritas begrüßt die Formulierung in der neuen 15 a B-VG Vereinbarung ausdrücklich, dass eine Abstimmung insbesondere zwischen Gesundheits- und Sozialbereich sowie der Sozialversicherung anzustreben ist. "Wir fordern daher österreichweit einen klaren Aufbau- und Ausbauplan für die Hospiz- und Palliativversorgung -mobil, teilstationär und stationär - sowie eine gesicherte Finanzierung in diesen Bereichen. Denn es darf keine Frage des Geldes sein, ob sich jemand ein Leben in Würde bis zuletzt leisten kann", sagt der Caritasdirektor.

Zu wenig stationäre Hospizbetten
Ein weiterer Kritikpunkt der Caritas: Bei stationären Hospizbetten in Österreich besteht nach wie vor ein Mangel und akuter Handlungsbedarf. Derzeit gibt es nur 42 solcher Betten, obwohl der Bedarf etwa viermal so hoch wäre. "Wir appellieren daher dringend: Die Finanzierung von stationären Hospizen bzw. Hospizbetten muss im Sinne der bereits erwähnten Art. 15 a-BVG Vereinbarung über die Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens bundesweit gesichert werden", so Landau.
Die bisherige Inanspruchnahme der Familienhospizkarenz zeigt, dass hier mehr für die finanzielle Absicherung der Betreuenden getan werden muss: Im Jahr 2005 haben gerade einmal 172 Personen über den Familienhospizkarenz-Härteausgleich eine Zuwendung erhalten. "Wir meinen, dass die Schaffung eines Rechtsanspruchs auf eine existentielle Absicherung für die Zeit der Familienhospizkarenz notwendig ist", sagt Landau. "Sonst ist es für viele Menschen schlicht unleistbar, sich um sterbende Angehörige oder schwerstkranke Kinder kümmern, und das halte ich persönlich für eine unerträgliche Situation!"

Mobiles Caritas-Hospiz feiert bald 20 Jahre
Mit dem Mobilen Caritas Hospiz, das demnächst seinen 20. Geburtstag feiert, ist eine Pionierdienst geleistet worden, hochprofessionell und menschlich zugleich, rund um die Uhr erreichbar - zumindest in Wien - und doch für die Betroffenen kostenlos. Im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr als 1500 Patientinnen und Patienten von den Hospizdiensten der Caritas der Erzdiözese Wien begleitet - und zwar kostenlos für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Knapp 240 haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen sind im Gebiet der Caritas der Erzdiözese Wien Tag für Tag im Sinne der Hospizidee unterwegs, mehr als 900 sind es österreichweit. Und die Tendenz ist steigend.

Rund 80 Prozent der Menschen wollen zuhause im Kreis ihrer Lieben sterben. Eine berufsübergreifende Zusammenarbeit an den Schnittstellen zwischen Spital und Hausarzt, zwischen Hauskrankenpflege und den Hospiz- und Palliativdiensten ist dafür unerlässlich. Gerade auch in der Hospizarbeit gilt der Grundsatz: Soviel mobil wie möglich und soviel stationär wie nötig.

"Hospizbegleitung bedeutet für uns zum einen, schwer und unheilbar kranke Menschen und ihre Angehörigen zuhause in vertrauter Umgebung bis zuletzt zu begleiten. Zum anderen begleiten wir die Angehörigen über den Tod hinaus in der schweren Zeit der Trauer ins Leben zurück", sagt Bettina Schörgenhofer, Leiterin des Mobilen Caritas Hospiz. "Wichtig in unserer Arbeit mit schwer und unheilbar kranken Menschen und ihren Angehörigen sind Beziehung, Expertise und Sicherheit."

Dank an die vielen Ehrenamtlichten
Das mobile Hospiz- und Palliativteam der Caritas berät und unterstützt mit schmerzlindernder Therapie und Pflege, mit seelsorgerischer Begleitung und mit Gesprächen. Die Erreichbarkeit unserer Ärztinnen und Ärzte rund um die Uhr in Wien gehört da ebenso dazu, wie die Zusammenarbeit mit Hausärzten, mobilen Pflegediensten, Palliativstationen, Pflegeeinrichtungen und den Krankenhäusern.

Dank gilt hier den ÄrztInnen und Krankenanstalten für die gute Zusammenarbeit. Dank gilt aber auch den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen. Professionalität und Mitmenschlichkeit gehören zusammen. Und darum ist es wichtig, ihre Ausbildung, hauptamtliche Koordination und Supervision sicherzustellen.

Trauerbegleitung
In der täglichen Hospizarbeit haben die MitarbeiterInnen die Erfahrung gemacht, dass viele Angehörige sich eine Betreuung über den Tod des geliebten Menschen hinaus wünschen. "Die Menschen wollen mit ihrer Trauer nicht allein gelassen werden in einer Gesellschaft, in der Tod und Trauer Tabus sind, die keinen Raum und keine Zeit für Trauer zu haben scheint", so Poli Zach-Sofaly von der Kontaktstelle Trauer. "Deshalb haben wir die Kontaktstelle Trauer eingerichtet, als Anlaufstelle für Trauernde, aber auch als Ausbildungsstelle für TrauerbegleiterInnen." 45 Personen haben diese Ausbildung bisher absolviert, im Herbst startet der 4. Lehrgang. "Der Tod gehört zum Leben. Es gilt hinzusehen und nicht wegzusehen, die Trauer von Menschen wahrzunehmen, und ihnen zu helfen einen Schritt weiterzugehen", so Caritasdirektor Michael Landau. Zum Beispiel mit dem neuen Angebot von Wandertagen für Trauernde. Neu ist auch das Angebot "Kindertrauer", denn Kinder trauern anders, brauchen besondere Begleitung und Unterstützung.

Kostenlos und unbezahlbar
All unsere Angebote sind für die Betroffenen kostenlos. Das ist nur durch Spenden möglich und da ist jeder Euro wichtig. Bitte helfen Sie, damit Menschen in Würde leben können bis zuletzt!
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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