Heimische Molkereien konnten Umsätze 2007 um 10% steigern   

erstellt am
04. 04. 08

Erzeugerpreise sollen heuer spürbar über Vorjahresniveau liegen
Wien (bmlfuw/aiz) - Die österreichischen Molkereien konnten im Jahr 2007 ihre Umsätze um 10% auf rund EUR 2 Mrd. steigern, insbesondere im Außenhandel konnten weitere Zunahmen verzeichnet werden. Ebenso zugelegt haben die Erzeugerpreise, und zwar um durchschnittlich 12,9% auf 37,80 Cent je kg. Dies berichtete der Präsident der Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), Günther Geislmayr, am 04.03. im Rahmen der Bilanzpressekonferenz.

Für heuer erwartet Geislmayr einen Bauernmilchpreis, der spürbar über dem Vorjahresniveau liegen wird. Die von der EU beschlossene Quotenerhöhung von insgesamt 2,5% sehen die Molkereien sehr kritisch, weil dadurch in der Folge ein entsprechender Preisdruck auf den Binnenmarkt ausgeübt werden könnte. Derzeit sei die Situation auf dem internationalen Milchmarkt noch stabil, wird betont.

2007 war Jahr mit sehr dynamischer Entwicklung
"Das Jahr 2007 war für die österreichische Milchwirtschaft ein Jahr mit sehr dynamischer Entwicklung. Ab der zweiten Hälfte des Jahres kam es zu einer deutlichen Belebung des Marktes. Die Molkereien konnten von den steigenden Preisen mitpartizipieren und den Milchbauern, die zumeist auch die Eigentümer der Molkereien sind, deutlich bessere Preise auszahlen. Trotz höherer Preise konnten der Inlandsabsatz leicht und die Exporte deutlich gesteigert werden", erklärte der VÖM-Präsident.

Die Umsätze der heimischen Milchverarbeiter erreichten 2007 die 2 Milliarden-Schwelle, während die Milchanlieferung mit 2,66 Mio. t um 0,4% unter dem Niveau von 2006 lag. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) konnte von 1,1auf 1,4% des Umsatzes leicht gesteigert werden, es ist laut Geislmayr im Vergleich zu anderen Branchen aber noch immer sehr knapp bemessen. Der Cashflow der Molkereien stieg laut einer Hochrechnung des OÖ Raiffeisenverbandes von 4,5 auf 4,9%. Der Verwertungserlös je Kilogramm eingesetzter Milch konnte von 65,06 auf 70,9 Cent gesteigert werden. Die Molkereien waren neben höheren Rohstoffkosten mit massiven Kostensteigerungen in den Bereichen Energie, Verpackungen und Transport konfrontiert, die zusätzlich auf die Ertragsspanne drückten.

Erzeugerpreise deutlich verbessert

Die österreichischen Molkereien konnten 2007 die Auszahlungspreise für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen (inklusive Mehrwertsteuer) von 33,48 auf 37,80 Cent/kg im Jahresdurchschnitt steigern, das entspricht einem Plus von 12,9%. Besonders markant war die Steigerung der Preise zum Jahresende: (Dezember 2006: 36,65 Cent, Dezember 2007: 47,64 Cent/kg). "Insgesamt lagen die Milcherzeugerpreise damit erstmals wiederum leicht über den Preisen vor dem EU-Beitritt. Wir sind froh, damit den Bauern eine dringend notwendige Verbesserung ihrer Einkommen zu ermöglichen, auch um die erhöhten Gestehungskosten bei Futtermitteln und anderen Vorleistungen auszugleichen. Es wird daher auch versucht, nach Möglichkeit das Auszahlungspreisniveau weiterhin beizubehalten", unterstrich Geislmayr.

Österreichische Milchpreise über EU-Durchschnitt
Laut dem internationalen Milchpreisvergleich von LTO Niederlande lag der österreichische Milchpreise im Jahr 2007 über dem EU-Durchschnitt. Auf einer anderen Berechnungsbasis (4,2% Fett, 3,4% Eiweiß bei 500.000 kg Jahresanlieferung, ohne USt.) wurde für Österreich für 2007 ein Vergleichswert von 33,73 Cent/kg ermittelt, während der Durchschnitt der marktführenden EU-Molkereien bei 32,18 Cent/kg lag, dies trotz erhöhter Erfassungskosten für die heimischen Molkereien.

"Während in benachbarten Regionen mit Beginn des Jahres 2008 bereits Abwärtstendenzen beim Milchpreis zu vermelden waren, konnten die österreichischen Molkereien die ersten Monate des Jahres den Milchpreis halten beziehungsweise weiter ausbauen; dieses Bestreben wollen wir beibehalten", sagte der VÖM-Präsident. Er erwartet, dass heuer die Erzeugerpreise im Durchschnitt spürbar über dem Vorjahresniveau liegen werden.

Preisentwicklung mit internationalen Ursachen
Geislmayr verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Ursachen für die markante Preisentwicklung im abgelaufenen Jahr global und mehrschichtig waren: "Seit Jahren ist weltweit die Nachfrage für Milch stärker gewachsen als das Angebot, die Lagerbestände sind aufgebraucht, auch in der EU gibt es keine Interventions-Bestände mehr. Die Nachfrage wächst vor allem in den wirtschaftlich dynamischen Drittmärkten. Zusätzlich ist zu sehen, dass die Weltbevölkerung in den vergangenen zehn Jahren um 800 Mio. Einwohner zugenommen hat und sich etwa in Asien die Ernährungsgewohnheiten in Richtung höherer Milchverbrauch verändert haben. Gleichzeitig wurde die Lage durch Witterungsprobleme in wichtigen Exportregionen wie Ozeanien verschärft. Allgemein wird daher mittel- und längerfristig mit höheren Preisen als in den vergangenen Jahren gerechnet", erläuterte der Präsident.

Molkereiprodukte keine Inflationstreiber
Trotz der Preisanpassungen im abgelaufenen Jahr seien Milchprodukte für die österreichischen Konsumenten immer noch sehr günstig: Trinkmilch koste ungefähr gleich viel wie vor 15 Jahren (+0,8%), Butter sei um 24% und Emmentaler um 9% billiger, gleichzeitig sei aber der Verbraucherpreisindex seit 1993 um 30% gestiegen. "Während die Netto-Einkommen seit 1986 um 71% stiegen, lag der Index für Nahrungsmittel bei plus 38,7% und davon jener für Molkereiprodukte nur bei +19,4%. Damit ist offensichtlich, dass Molkereiprodukte keineswegs als Preistreiber zu betrachten sind", hielt Geislmayr fest.

Trotz höherer Konsumentenpreise gab es im abgelaufenem Jahr bei Milchprodukten eine positive Marktentwicklung, vor allem in der weißen Palette (plus 3%) und bei Butter (plus 3,5%), während in der bunten Palette (Joghurt usw.) und bei Käse mit 1,3% leichte Absatzrückgänge zu verzeichnen waren.

Exporte von Milchprodukten weiter gesteigert
Österreichs Molkereien konnten - laut vorläufigen Zahlen der Statistik Austria - im Jahr 2007 ihre Exporte um 13,3% auf EUR 888,3 Mio. steigern. Damit wurden bereits 44,4% der milchwirtschaftlichen Umsätze im Ausland erzielt. Die Importe nahmen um 16,7% auf EUR 506,2 Mio. zu, daraus ergibt sich ein positiver Außenhandelssaldo von EUR 382,1 Mio. (+9,1%) im Vergleich zum Vorjahr.

Die Ausfuhren von Milch und Rahm konnten weiterhin mengenmäßig um 3,1% und wertmäßig um 18% gesteigert werden, während die Importe mengenmäßig um 2% zurückgingen. Im Export wurden mit einem Plus von 14% auch deutlich höhere Durchschnittserlöse erwirtschaftet. Die Ausfuhr von sogenannter Tankmilch ist weiterhin rückläufig, sie betrug im Vorjahr nur mehr 5,5% des Gesamtumsatzes der heimischen Milchwirtschaft. Der Export von fermentierten und gesäuerten Milchprodukten konnte um 13,5% auf 159.000 t erhöht werden, während bei den Importen mit 40.950 t eine Zunahme um 6,3% zu verzeichnen war. Trotz weiterhin hohem Importniveau kam es bei den Butterimporten erstmalig zu einem Rückgang um 3,3% auf 12.900 t, gleichzeitig stiegen die Exporte um 21% auf 3.100 t.

Käse wichtigstes Exportprodukt
Nach wie vor wichtigstes Außenhandelsprodukt war Käse mit einem Exportwert von EUR 346,7 Mio. (+9,1%). Importiert wurden Käseprodukte um EUR 298 Mio. (+18,9%). Auffallend war laut VÖM im abgelaufenen Jahr der hohe Anstieg von Billigkäse-Einfuhren aus dem EU-15-Raum (+14,6%). "Die Österreicher setzen in diesem Segment vor allem auf hochqualitative Ware, der durchschnittliche Exportwert liegt um 10% über dem Importpreis. Erfreulich im Käsebereich ist auch die starke Steigerung der Lieferungen in die Beitrittsländer um 28,5%", so Geislmayr.

Im abgelaufenen Jahr konnte die heimische Milchwirtschaft erstmalig einen positiven Außenhandelssaldo mit den Beitrittsstaaten erzielen. Exporten im Ausmaß von EUR 60,5 Mio. standen Importe von 38,3 Mio. gegenüber, was einen Saldo von EUR 22 Mio. ergibt. Besonders gefragt war vor allem österreichischer Käse in Ungarn, Slowenien und der Tschechischen Republik.

Kritik an Quotenpolitik der EU
Angesichts rückläufiger Notierungen für weltweit gehandelte Molkereiprodukte hat die österreichische Milchwirtschaft kein Verständnis für die von der EU bereits beschlossene Quotenaufstockung im heurigen Jahr um 2,5%, weil höhere Mengen einen entsprechenden Preisdruck bewirken könnten, warnt die VÖM. "Die Vorschläge der EU-Kommission zum Auslaufen der Milchquoten im Jahr 2015 und die weiteren Quotenaufstockungen sehen wir kritisch. Hier ist ein Konzept gefragt, wie auf liberalisierten Märkten die Milchproduktion in berg- und benachteiligten Gebieten dauerhaft gesichert werden kann. Zuerst müssen auf diese Fragen die Antworten gegeben werden, erst dann könnten weitere Liberalisierungsschritte gesetzt werden. Gefahren für die Milchwirtschaft lauern auch bei den laufenden WTO-Verhandlungen", unterstrich Geislmayr.

Strukturwandel geht weiter
Die Zahl der Milchlieferanten ging im Jahr 2007 in Österreich von 45.800 auf 43.500 (-5%) zurück. Der Kuhbestand hat sich um ca. 1% verringert, die Milchleistung jedoch weiter erhöht. Damit beträgt die durchschnittliche Milchablieferung pro Betrieb 61.000 kg im Jahr.
 
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