"Zwischen Klassik und Romantik"   

erstellt am
03. 04. 08

Der Komponist Johann Nepomuk Hummel (1778-1837)" Sonderausstellung 2008 im Haydn-Haus Eisenstadt
Eisenstadt (schloss esterhazy) - Das Haydn-Haus Eisenstadt, Joseph Haydns ehemaliges Wohnhaus, zählt heute zu den umfassendsten Musiker-Gedenkstätten in Österreich. Im Rahmen der Dauerausstellung und der jährlich wechselnden Sonderausstellungen wird nicht nur Leben und Werk von Joseph Haydn präsentiert, sondern auch ein Überblick über 300 Jahre burgenländisch-pannonische Musikgeschichte gegeben.

Sonderausstellung 2008 "Zwischen Klassik und Romantik

Der Komponist Johann Nepomuk Hummel (1778-1837)"
Der Komponist, Pianist und Pädagoge Johann Nepomuk Hummel wurde am 14. November 1778 in Pressburg geboren und verstarb am 17. Oktober 1837 in Weimar. Er war Schüler Mozarts und Kollege Beethovens in Wien, Nachfolger Haydns in Eisenstadt, Vorgänger Liszts in Weimar und europaweit bekannter Klaviervirtuose. Johann Nepomuk Hummel nimmt nicht nur in der Kulturgeschichte Eisenstadts, sondern auch in der europäischen Musikgeschichte des frühen 19. Jahrhunderts eine Schlüsselposition ein. Er wirkte als bedeutende Figur am Übergang der Epochen: Als schöpferischer Erbe der Wiener Klassik gelang es ihm, Wegbereiter der musikalischen Romantik zu werden. Schubert, Chopin, Liszt und Brahms knüpfen an ihn an. Hummel wirkte als Pionier der bürgerlichen Musikkultur und des musikalischen Urheberrechts, mit seiner Klavierschule setzte er Maßstäbe der Klavierpädagogik.


Pressburg - Wien - London - Wien Herkunft, Jugend und frühe Konzertreise
Der Großvater des Komponisten war Gastwirt in Unterstinkenbrunn (Niederösterreich). Der Vater, Johannes Hummel, schlägt die Musikerlaufbahn ein. Er ist Violinist in Pressburg/ Bratislava, dann Musikdirektor an der Militärstiftung Wartberg/Senec (Slowakei), bis er 1786 nach Wien übersiedelt, wo er als Musikdirektor an Emanuel Schikaneders Theater in der Wieden wirkt. Johann Nepomuk Hummel, geboren am 14. November 1778 in Preßburg, ist ein musikalisches Wunderkind - schon mit vier Jahren beherrscht er das Klavier und die Violine. In Wien nimmt Mozart den Knaben ein Jahr lang kostenlos zum Unterricht in seiner Wohnung auf.

1788 bricht der Vater mit dem jungen Klaviervirtuosen zu einer großen europäischen Konzerttournee auf, die sie über fünf Jahre mit längeren Zwischenaufenthalten über Prag durch Deutschland, bis nach England und Schottland und zuletzt Holland führt. 1793 wieder in Wien, nimmt Hummel Unterricht bei Johann Georg Albrechtsberger, Antonio Salieri und Joseph Haydn, der ihm Orgelstunden gibt.


Eisenstadt (1804-1811)
Am 12. Januar 1804 wird der 25jährige, von Haydn vermittelt, am Esterházyschen Hof Nikolaus II. in Eisenstadt als "Concertmeister" angestellt. Dort erweist er sich bald als spiritus rector des Musikbetriebs und de-facto-Nachfolger Haydns. Die sieben Jahre seines Wirkens gehören zu den musikgeschichtlich bedeutsamsten Perioden in der Musikgeschichte Eisenstadts: Hummel gilt als Leitfigur der zweiten, "silbernen" Glanzperiode der Esterházyschen Hofmusik nach Joseph Haydn. Seine berufliche Tätigkeit am Hofe umfasst Oper- und Singspielproduktion sowie, den kulturpolitischen Richtlinien des Fürsten gemäß, repräsentative Kirchenmusik. In Eisenstadt schreibt er fünf große Messen, von denen er drei später veröffentlicht. Als Theaterkapellmeister initiiert er die Eisenstädter Erstaufführungen von Mozarts Wiener Opern und von Haydns Oratorium "Die Schöpfung".

1811 scheidet Hummel in Unfrieden aus dem Esterházyschen Dienst, letztlich weil er nicht gewillt ist, sich in die Rahmenbedingungen eines spätbarocken Hofes einzufügen.

Freischaffender Komponist in Wien (bis 1817)
Schon parallel zu seiner Eisenstädter Tätigkeit trachtet der Komponist Hummel danach, in der Musikstadt Wien Fuß zu fassen. So bewegt sich sein Schaffen zunächst im Fahrwasser der klassischen Formen (Kammermusik, Klaviermusik). Hummel schreibt jedoch auch Tänze, z.B. für die 1808 eröffneten Apollo-Säle. Nach seiner Entlassung in Eisenstadt lebt Hummel in Wien vor allem als freischaffender Komponist sowie vom Klavierunterricht. Er schreibt aber auch Opern und Singspiele für Wiener Theater. In der von ihm herausgegebenen Publikationsreihe "Répertoire de Musique pour les Dames" bemüht er sich um die zeitgemäßen Ausdrucksformen des bürgerlichen Musizierens und der Hausmusik.


Stuttgart (1816-1818) und Weimar (1819-1837)
Schon 1803 ist eine Übersiedelung nach Stuttgart und Ludwigsburg geplant gewesen. 1816 wird Hummel Kapellmeister des Württembergischen Königs. Von 1819 bis zu seinem Tod ist er Kapellmeister des Großherzogs von Sachsen-Weimar- Eisenach in der Goethestadt Weimar, wo seine Haupttätigkeit in der Betreuung des Operntheaters besteht.

Die schon für die Wiener bzw. Eisenstädter Zeit zu beobachtende Spaltung zwischen öffentlichem Wirken und privatem Komponieren besteht weiter fort. Die Weimarer Anstellung lässt ihm genug Zeit, seine eigenen Projekte als Komponist und Pianist weiterzuführen. Er nimmt die Konzertreisentätigkeit seiner Jugend durch ganz Europa wieder auf und kehrt so z.B. 1827 nach Wien und 1831 nach London zurück. Damit war er - vor Franz Liszt - der erste Klaviervirtuose, der Konzerttourneen durch ganz Europa durchführte.


Pädagogik und andere Geschäftsfelder
Mit seiner "Ausführlichen theoretisch-practischen Anweisung zum Piano-Forte-Spiel vom ersten Elementar-Unterricht an bis zur vollkommensten Ausbildung" von 1828 nimmt Hummel neben dem Beethovenschüler Carl Czerny eine Schlüsselposition in der Geschichte der Klavierpädagogik und besonders der Wiener Pianistenschule ein. Hummel betätigt sich außerdem als Kompositionslehrer und Konsulent in Fragen des Klavierankaufs für verschiedene hochgestellte Herrschaften. Die Probleme eines modernen Urheberrechtsschutzes liegen dem Komponisten sehr am Herzen, wie die Zertifikate für verschiedene Verleger und das Konzept einer Eingabe für die Deutsche Bundesversammlung beweisen. 1829 richtet er einen aus Konzerterlösen finanzierten Fond für Witwen und Waisen verstorbener.

Wirkung
Der Komponist Johann Nepomuk Hummel hat die jüngeren Kollegen der musikalischen Romantik auf vielfältige Weise beeinflusst: In der Klaviermusik bildet er das direkte Bindeglied zwischen Mozart und Chopin. Chopins Klavierkonzerte wären stilistisch ohne Hummels Konzerte nicht denkbar.

Hummels Große Sonate fis-moll op. 81 (1819) bildet den Anknüpfungspunkt für Klaviersonaten Schuberts, die Fis-moll-Sonaten von Schumann (op. 11, 1836) und sogar noch für Brahms (op. 2, 1853).

Das Klavierquintett op. 74 (Eigenbearbeitung des Septetts op. 74, beide 1816) hat in seiner eigenwilligen Besetzung - Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier - in Schuberts "Forellenquintett" (1818) die prominenteste Nachahmung gefunden. Liszt, dessen Vater Hummel in Eisenstadt persönlich gekannt hat, debütierte als junger Virtuose 1823 mit einem der Konzerte Hummels in Wien. Liszts Tribut an den großen Vorgänger am Weimarer Hof wiederum stellt die Bearbeitung des Septetts op. 74 für Klavier solo dar.

Informationen: http://www.haydnhaus.at
 
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