OeNB zur Inflation in Österreich   

erstellt am
03. 04. 08

OeNB empfiehlt Lohnzurückhaltung, Wettbewerbsstärkung, Budgetkonsolidierung und Gebührenstopp
Wien (oenb) - Die in den letzten Monaten erhöhte Inflation in Österreich geht – wie in anderen Ländern – zum Großteil auf den internationalen Preisauftrieb bei Energie und agrarischen Rohstoffen zurück. Aber auch hausgemachte Ursachen liefern einen gewissen Beitrag. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der OeNB.

Der Anstieg der Weltmarktpreise agrarischer Rohstoffe war für die jüngste Teuerung bei Milchprodukten sowie bei Ölen und Fetten in einem höheren Ausmaß verantwortlich als bei Brot- und Getreideerzeugnissen. Der Rohölpreisanstieg wurde auf die Treibstoffe sehr rasch überwälzt, Strom- und Gaspreise reagieren hingegen erst mit Verzögerung. Bei den Bekleidungs- und Schuhpreisen wurde in den letzten Monaten eine Entkoppelung zwischen der Preisentwicklung auf der Erzeuger- und Importpreisebene und jener der Endverbraucherebene beobachtet.

Die Geldpolitik des Eurosystems ist verlässlich dem vorrangigen Ziel, mittelfristig die Preisstabilität zu sichern, verpflichtet. Die Geldpolitik kann kurzfristige Preisschocks, die von außen kommen (Erdölpreishausse, weltweite Lebensmittelpreisanstiege), nicht verhindern. Sie zielt aber darauf ab, dass der Inflationsanstieg vorübergehend bleibt. Dazu ist es wichtig, dass die Inflationserwartungen stabil und niedrig bleiben.

In Österreich haben sich die Inflationserwartungen der Konsumenten und Experten für die nächsten zwölf Monate zwar erhöht, allerdings ist die allgemeine Experteneinschätzung, dass die Inflation im Jahr 2009 wieder auf etwa 2% zurückgehen wird. Die OeNB prognostiziert für die erste Jahreshälfte 2008 weiter Inflationsraten von über 3%. Bis Jahresende 2008 sollte sich die Teuerung aufgrund des erwarteten Auslaufens des Nahrungsmittelpreisschocks und des Basiseffekts vergangener Energiepreissteigerungen aber deutlich auf 2,3% abschwächen. Im Jahresdurchschnitt 2008 erwartet die OeNB eine Inflationsrate von 2,8%.

Die Geldpolitik des Eurosystems kann nicht die Inflation in jedem einzelnen Mitgliedstaat des Euroraums genau steuern. Dazu sind unterstützende Maßnahmen auf nationaler Ebene erforderlich. Diese Maßnahmen sollen laut OeNB an drei Hebeln ansetzen:

Erstens tragen die Sozialpartner eine besonders hohe Verantwortung. Im Jahr 2008 wird es – auf Basis der im Jahr 2007 abgeschlossenen Kollektivverträge – zu einem merklichen Anstieg des Lohnwachstums kommen. Die Vermeidung von Zweitrundeneffekten in der kommenden Herbstlohnrunde ist eine wichtige Aufgabe der Tariflohnparteien.

Zweitens sollte eine Intensivierung des Wettbewerbs und die Beseitigung quantitativer Produktionsbeschränkungen im Agrarbereich, indem sie die Preissetzungsmacht der Unternehmen einschränken bzw. das Angebot an Agrarrohstoffen erhöhen, die Preisentwicklung dämpfen. Längerfristig bedeuten Maßnahmen zum Energiesparen bzw. zur Nutzung heimischer alternativer Energien eine adäquate Antwort auf gestiegene Preise bei fossilen Energieträgern und anderen importierten Rohstoffen.

Drittens sollte die Budgetpolitik über zwei Kanäle zu einer Inflationsdämpfung beitragen: Zum einen hat die österreichische Wirtschaft zwei Jahre sehr kräftigen Wachstums hinter sich. Die Kapazitäten sind sehr gut ausgelastet. Eine gesamtwirtschaftliche Nachfragestimulierung durch die Inkaufnahme eines steigenden Budgetdefizits ist bei hohem realem Wachstum und starker Kapazitätsauslastung einer Verringerung der Inflationsrate abträglich. Das Defizit sollte in einer derartigen konjunkturellen Situation rasch reduziert werden. Zum anderen sollte der öffentliche Sektor in der aktuellen Situation vermeiden, durch die Erhöhung von Abgaben, Gebühren und Tarifen die Inflation zu erhöhen. Würden alle öffentlichen Gebühren auf ihrem Niveau von 2007 eingefroren, so würde dies nach Schätzungen der OeNB die HVPI-Inflation um etwa 1/4 Prozentpunkt dämpfen.
 
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