Wo die Dinos grasten   

erstellt am
01. 04. 08

Geowissenschafterin der Uni Graz erforscht Umweltbedingungen der Saurier in den Südkarpaten
Graz (universität) - Während Schokoeier vom Osterhasen für gewöhnlich nicht lange überleben, blieben Dinosaurier-Nester über viele Jahrmillionen erhalten, sofern die Umweltbedingungen günstig waren. Doz. Ana-Voica Bojar vom Institut für Erdwissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz zählt zu den Glücklichen, die einen Dino-Brutplatz samt vollständig erhaltenen Eiern untersuchen konnten. Im heutigen Rumänien hat sich die Geologin auf die Spur der urzeitlichen Reptilien begeben, um mehr über ihre Lebensumstände in der letzten Phase der Kreidezeit, dem so genannten Maastricht, vor rund 72 bis 65 Millionen Jahren zu erfahren.

Das Hateg-Becken in den Südkarpaten ist prädestiniert für Dinosaurier-Funde. „Der Grund dafür liegt in den vorteilhaften tektonischen Rahmenbedingungen sowie im günstigen, relativ trockenen Klima, das dort während der Kreidezeit herrschte. Dadurch wurden Eier, Zähne, Knochen und der fossile Boden gut konserviert“, erklärt Bojar. Die gefundenen Nester stammen wahrscheinlich von einem „Telmatosaurus Transsylvanicus“, einem bis zu fünf Meter großen zweibeinigen Pflanzenfresser.

In einem von der Österreichischen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt widmete sich die Geologin der Uni Graz bereits 2003 gemeinsam mit KollegInnen der Universität Bukarest und der Universität für Bodenkultur Wien der Rekonstruktion der kreidezeitlichen Umweltbedingungen. Ende dieses Jahres kommt ein vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF finanziertes Forschungsvorhaben zum Abschluss.

Bojar hat die Mineralogie und den Aufbau des Bodens, auf dem die Dinos wanderten, eingehend untersucht: „Er setzt sich zusammen aus feinen Sanden, gemischt mit Tonmineralen, die überwiegend aus Smektit bestehen.“ Geochemische Analysen lieferten aufschlussreiche Erkenntnisse über den Lebensraum einer reichen Dinosaurier-Population. Ein Schwerpunkt war die stabile Isotopen-Zusammensetzung des Bodens. „Isotope sind Variationen eines Atomkerns – zum Beispiel des Sauerstoff- oder des Kohlenstoffatoms – und unterscheiden sich in der Anzahl ihrer Neutronen“, erklärt Bojar. Die Isotopen-Zusammensetzung von Mineralien und Dinosaurierresten gibt Aufschluss über Temperaturverhältnisse, Luftfeuchtigkeit oder CO2-Gehalt der Atmosphäre zur Entstehungszeit des Materials. Untersuchungen von Eiern, Knochen und Zähnen geben darüber hinaus Auskunft über Nahrung und Stoffwechsel der Tiere.

„Im Hateg-Becken herrschte in der Kreidezeit ein subtropisches Klima mit einer trockenen und einer etwas feuchteren Jahreszeit mit geringen Niederschlagsmengen“, schließt die Wissenschafterin aus ihren Forschungsergebnissen. „Außerdem lag das Gebiet einst in Küstennähe oder war vielleicht eine Insel.“ Offene Vegetation mit zypressenartigen Bäumen, Büschen und Farnen habe damals das Landschaftsbild bestimmt, berichtet Bojar.

Im Maastricht, haben sich Klima und Fauna maßgeblich verändert. Vor rund 65,5 Millionen Jahren starben die Dinosaurier aus. „Im Hateg-Becken wurde es kühler und die Niederschläge nahmen zu. Ein Zusammenhang mit starken tektonischen Aktivitäten, wie der Hebung der Südkarpaten und Absenkung des Hateg-Beckens ist wahrscheinlich“, erklärt Ana-Voica Bojar. Diesen Veränderungen geht die Forscherin in ihrem FWF-Projekt nach.
 
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