Zehn Jahre Naturgeschichten im Museum AgriCultur   

erstellt am
14. 04. 08

Eisl eröffnete Sonderausstellung "Das verlorene Bauerngold" in Schleedorf
Salzburg (lk) - "Nach einer schier unendlichen und sehr vielfältigen Reihe an Ausstellungen feiert das Museum AgriCultur heuer seinen 10. Geburtstag mit einem sehr schönen und aus meiner Sicht sehr aktuellen Thema ‘Das verlorene Bauerngold‘. Ich denke die Wahl dieses Themas passt hervorragend zur neuen oder vielmehr wiederentdeckten Beziehung der Menschen zu Essen, Ernährung, Nahrung, Lebensmittel, Genuss, Gesundheit. Man beschäftigt sich wieder damit, was man isst, wo es herkommt, ob es gesund ist. Und man legt wieder Wert darauf, zu genießen. Umso wichtiger ist es, Wissen wieder aufzufrischen, das früher eine Selbstverständlichkeit und sehr viel weiter verbreitet war, das Wissen rund um einzelne Lebensmittel, ihre Wirkungen und ihre Vorteile für den menschlichen Organismus", so Landesrat Sepp Eisl am 11.04. bei der Eröffnung der Sonderausstellung im Museum AgriCultur in Schleedorf, das sein zehnjähriges Bestehen feiert. Eisl gratuliere Prof. Bernhard Iglhauser und dem ganzen Team zum Museum, zu den vielen, vielen Naturgeschichten, die hier schon erzählt wurden, und wünscht allen noch viele weitere Jahre, in denen die Besucher so Vieles über die Natur und um sie bemühte Persönlichkeiten lernen konnten und können.

Das verlorene Bauerngold

"Das Vermächtnis der Rettung alter Getreidesorten ist die Bewahrung des ungehobenen Naturschatzes für unser tägliches Brot." Auch dieser Satz von Dr. Erwin Mayr sei ein Beispiel dafür, was in den zurückliegenden zehn Jahren des Bestehens dieses Museums die Hauptzielsetzung war, nämlich das oft vielfach so bescheidene, aber umso bedeutenderere Lebenswerk von Frauen und Männern der Nachwelt aufzuzeigen, führte Prof. Bernhard Iglhauser zur Sonderausstellung aus. Am 18. Juni 1899 in Salzburg geboren, entschied sich Erwin Mayr nach Ablegung der Reifeprüfung für eine Ausbildung an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Bedeutende Lehrer weckten sein Interesse für die Pflanzenzüchtung und für die alten Getreidelandsorten. Schon während seines Studiums erkannte der stille und bescheidene Forscher die Bedeutung der Landsorten und durchwanderte nach seiner Promotion 1923 ohne Rücksicht auf seine Gesundheit bis 1932 Tal für Tal und Gemeinde für Gemeinde in ganz Österreich, um die vorhandenen Getreidevarietäten zu sammeln und deren Ursprung zu erkunden. Parallel mit dieser Kartierung behandelte der leidenschaftliche Volkskundler auch die Themenbereiche "Arbeit und Wirtschaft des österreichischen Bauern" oder "Brauchtum und Volkskultur" in umfangreichen Beschreibungen, Fotodokumentationen und Gerätesammlungen.

Die Sicherstellung von 150 Sommerweizen-, 20 Winterweizen- und 25 Sommergersten- populationen sowie mehr als 100 wissenschaftliche Veröffentlichungen und unzählige Fachpublikationen beweisen eindrucksvoll, dass bis zum heutigen Tag keine andere Forscherpersönlichkeit Österreichs tiefer in das Mysterium der alten Getreidesorten und bäuerlichen Arbeitsweise eingedrungen ist als der Botaniker, Genetiker und Züchter Dr. Erwin Mayr. Kurz vor Kriegsbeginn pachtete er in Sistrans im Tiroler Mittelgebirge ein Versuchsfeld. 1945 baute er diese Feldstation zur heutigen "Lehranstalt für Pflanzenzucht und Samenprüfung Rinn" aus. "Für den überragenden Feuergeist zwischen Technik und Gotteserde war es Vision und höchste Aufgabe zugleich, für sein Land Österreich Schatz um Schatz zu finden und diesen zu erhalten. Die letzte, vor seinem Tode 1969 aufgestellte Forderung zur Erhaltung der Landsortimente in ihren ökologischen Heimatgebieten, ist heute ein Gebot der Stunde und Verpflichtung für die Zukunft jeder Region. In der Gegenwart kann sich dieser Kreis mit der heutigen Ausstellung nicht besser schließen, wenn man weiß, dass gerade in der Flachgauer Gegend um Obertrum wieder Bemühungen im Gange sind, alte Getreidesorten auf größeren Flächen anzubauen", so Iglhauser.
 
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