Kdolsky: Seelisches Leid wird zur größten Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert   

erstellt am
14. 04. 08

Wien (bgf) - "Jüngste Zahlen der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass in den Industriestaaten seelisches Leid die größte Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert sein wird. 2020 werden psychische Leiden, nach Herz-Kreislauferkrankungen, an zweiter Stelle liegen", sagte Gesundheitsministerin Dr. Andrea Kdolsky anlässlich der Eröffnung der Enquete "Klinisch- psychologische und gesundheitspsychologische Behandlung bei Prävention und Versorgung psychischer Erkrankungen - Luxus oder State of the Art" am 14.04. im BMGFJ. In Österreich leiden nach einer Untersuchung der Statistik Austria 12 Prozent der Bevölkerung an starkem oder extremen Kummer, Niedergeschlagenheit oder Sorgen. Insgesamt leiden rund eine halbe Million Menschen in Österreich an depressiven Symptomen.

"Im Vergleich leiden nur wenige Menschen an psychotischen Störungen, ein Großteil der Betroffenen hat mit Burnout, Panik- und Angststörungen zu kämpfen. Diese können jeden treffen. Auch die Zahl Alkohol- und Drogenabhängiger nimmt immer mehr zu, wobei die suchtkranken Patienten darüber hinaus zudem immer jünger werden", so Kdolsky.

Österreich sei darum bemüht, die Zahl der stationären Behandlungen infolge psychiatrischer Erkrankungen zu reduzieren und zum Prinzip der gemeindenahen psychosozialen Versorgung überzugehen. "Das bedeutet Versorgung dort, wo die Patienten leben und arbeiten", präzisierte die Gesundheitsministerin. Idealerweise sollte eine gemeindenahe psychosoziale Versorgung vor Ort Dienste zur Förderung der psychischen Gesundheit und zur Krankheitsprävention umfassen. In diesem Zusammenhang ist auch eine vernetzte Zusammenarbeit verschiedener Gesundheitsberufe unumgänglich.

"Die psychiatrische, psychologische, psychotherapeutische und psychosomatische Versorgungslandschaft hat sich in den letzten Jahren sowohl quantitativ als auch qualitativ weiter entwickelt", erläuterte die Gesundheitsministerin. So werde die sachgerechte Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Österreich mittlerweile von einer Vielzahl von Berufsgruppen geleistet, die - bedingt durch unterschiedliche Aus- und Weiterbildungen - teils unterschiedliche, teils aber auch gleiche Aufgaben übernehmen. Zu nennen seien hier u.a. Fachärzte für Psychiatrie, für Kinder- und Jugendheilkunde, klinische Psychologinnen, Gesundheitspsychologen, Psychotherapeutinnen etc. Neben diesen Berufsgruppen leisten auch weitere Berufsgruppen aus dem pflegerischen und therapeutischen Bereich im weiteren Sinne, darunter u.a. diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, Erzieherinnen, Altenpflegerinnen, Sozialpädagogen, Musiktherapeutinnen und andere ihren Beitrag im Gesundheitswesen und haben hohen Anteil an der Effektivität einer qualifizierten therapeutischen Versorgung.

"Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass auch die Psychologie im Allgemeinen, sowie die Teilgebiete der Klinischen Psychologie und der Gesundheitspsychologie im Besonderen, einen sehr wichtigen und immer mehr an Bedeutung und auch Anwendungsbereichen gewinnenden Teil des Gesundheitswesens darstellen", betonte Kdolsky. "So sind klinische Psychologinnen sowohl aus Krankenhäusern, Kliniken, Ambulatorien und Rehabilitationszentren als auch aus vielfältigen Beratungsstellen und Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen nicht mehr wegzudenken. Insbesondere wird dadurch eine Bewältigung bzw. Behandlung psychischer, sozialer und körperlicher Beeinträchtigungen und Störungen professionell unterstützt".

Die erwünschte Weiterentwicklung der Versorgung psychischer Erkrankungen könne nur dann gelingen, wenn alle beteiligten Gruppen ihrer fachlichen Voraussetzungen entsprechend einbezogen würden. "Die Versorgung psychisch kranker Menschen in Österreich muss daher gute psychiatrische, aber ebenso gute psychologische, psychotherapeutische und psychosomatische Behandlungsangebote beinhalten", so die Gesundheitsministerin weiter.

"Das Wissen um die bisherigen Erfolge eines ganzheitlichen Versorgungskonzeptes soll uns zu gemeinsamen weiteren Bemühungen und Anstrengungen motivieren. Obwohl bereits viele Errungenschaften der Psychologie im Gesundheitswesen und in anderen bedeutenden Bereichen geschafft worden sind, ist noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten, um den verschiedenen Anwendungsbereichen der Psychologie ihren verdienten Platz in der Gesellschaft zuzuweisen", so Kdolsky, die abschließend ihren Dank an alle Berufsgruppen richtete, die sich der Linderung seelischen Leides von Patientinnen und Patienten widmen.
 
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