Tiroler Aufmarsch im Hohen Haus  

erstellt am
11. 04. 08

Kritzinger eröffnet Ausstellung der Künstlerfamilie Kalmsteiner
Wien (pk) - Fest in Tiroler Hand zeigte sich das Parlament in Wien am 11.04. Anlass dafür war die Eröffnung einer Ausstellung von Werken der Künstler-Familie Johann und Hans Kalmsteiner im Hohen Haus durch Bundesratspräsident Helmut Kritzinger. Gezeigt werden unter anderem Zeichnungen, Aquarelle und Grafiken der beiden Künstler, die im 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind und immer wieder Motive aus dem Sarntaler Alltag, der Heimat der beiden, zeigen. Aber nicht nur Landschaftsbilder und Porträts, auch Postkartenentwürfe für die Wiener Werkstätte sind etwa zu sehen.

Bundesratspräsident Kritzinger, der zur Ausstellungseröffnung unter anderem die Vizepräsidentin des Südtiroler Landtags Rosa Thaler und den Bürgermeister des Sarntals, Franz Locher, begrüßen konnte, betonte in seiner Eröffnungsrede, die Künstler-Familie Kalmsteiner habe prägende Werke geschaffen, die heute noch in Wien bewundert werden könnten. Besonderen Dank zollte er Gottfried Villgrattner, der die im Parlament gezeigten Bilder in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen und für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Er wünsche sich öfter solche Begegnungen zwischen Nord- und Südtirol, sagte Kritzinger und hob hervor, dass sowohl Nord- als auch Südtirol Schwerpunkte seiner Bundesratspräsidentschaft sein werden.

Bürgermeister Locher machte geltend, das Sarntal und Wien hätten schon seit mehr als 100 Jahren eine gewisse Verbindung. Noch bevor Wiener Touristen das Sarntal entdeckten, seien aber viele Künstler in das Tal gekommen und hätten Kunstwerke geschaffen, die heute einen unbezahlbaren kulturellen Wert hätten. Als ein Beispiel nannte er etwa Albin Egger-Lienz.

Auf das Wirken von Johann und Hans Kalmsteiner ging Gert Ammann ein, ehemaliger Direktor des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck. Er wies darauf hin, dass beide Künstler zunächst Unterkalmsteiner geheißen hatten und sich erst später umbenannten. Johann Michael Kalmsteiner (1845-1897) kam nach dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München 1879 nach Wien und fertigte vor allem spätklassizistische Skulpturen für die Prachtbauten der Wiener Ringstraße. Unter anderem schmücken seine Figuren die Ostfassade der Wiener Universität und das Vestibül des Burgtheaters, aber auch für das Parlamentsgebäude meißelte er einzelne allegorische Darstellungen, so etwa die von der Ringstraßenseite zu sehende "Begeisterung".

Johann Kalmsteiners erster Sohn, Hans Kalmsteiner (1882-1914), wurde in Wien geboren und studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule. Er kreierte unter anderem Künstlerpostkarten für die Wiener Werkstätte, fertigte Illustrationen für Zeitungen, entwarf Glasfenster für avantgardistische Unternehmen und schuf Innenausstattungen samt Wanddekorationen von Jugendstilbauten. Auch an der Gestaltung der von Kolo Moser für die Kirche am Steinhof gefertigten Glasfenster arbeitete er Ammann zufolge mit. Kalmsteiner ist seit einem Gefecht im 1. Weltkrieg vermisst.

Spektakulär gestaltete sich der Auftakt zur heutigen Ausstellungseröffnung: Tiroler Schützen feuerten, bestaunt von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern, einen kräftigen Salut vor dem Parlament.
 
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