Kein Brettl vorm Kopf   

erstellt am
08. 04. 08

Heini Brossmann und das Theater "Trittbrettl"
Wien (rk) - Am 24. April 2008 um 20.00 Uhr findet die Premiere "Verfahren" vom Theater "Trittbrettl" im Schutzhaus Zukunft (15., Auf der Schmelz) statt. In einer einzigartigen Mischung von Schauspiel, Puppentheater und Live-Musik wird ein kabarettistischer Blick auf den Klimawandel geworfen. Der Eintritt sind freie Spenden.

Kostenlose Aufführung - Pilotprojekt mit MA 13
Mit der Unterstützung der MA 13 (Bildung und außerschulische Jugendbetreuung) stellte Heini Brossmann, der Leiter des Theaters Trittbrettl, ein Pilotprojekt auf die Beine. Zielgruppe sind SchülerInnen ab 15 Jahren, die kostenlos zu dem Stück "Verfahren" eingeladen sind. Das Stück möchte zu ökologisch und sozial verantwortlichem Verhalten anregen. Gerade für diese Generation werde es entscheidend sein, wie der Klimawandel weiter verläuft, ist sich Brossmann sicher. Interessierte Schulen können sich noch unter der Tel.: 02233/ 54931 anmelden und Termine vereinbaren.

Zeichen der Zeit erkennen
Es ist ganz still im Saal geworden. Dutzende Kinderaugen starren gebannt auf die Bühne. Manche kleinen Theaterbesucher greifen zur Hand des Sitznachbarns. Die Hand des Puppenspielers hingegen lässt ein Schiff in der Kulisse eines Hinterhofes hin und her schaukeln. Ein Unwetter braut sich zusammen. Wird Max, der Hinterhof-Pirat, es schaffen das Mädchen Aisha zu retten? Brossmann, der Gründer von "Trittbrettl", erzählt Geschichten. Belanglos sind sie aber nicht. Ganz im Gegenteil. So ist etwa Max, der am liebsten ein Seeräuber sein möchte, viel alleine, da seine Mutter keine Zeit für ihn hat. Aishas Familie ist aus dem Kosovo geflüchtet und sie trägt ein muslimisches Kopftuch. Beide träumen dann gemeinsam von einem Land, in dem einem niemand Vorschriften macht. In dem Stück "Hinterhofpiraten" setzt sich Brossmann mit den Alltagssorgen von Kindern und dem Thema Integration auseinander. Seine Stücke richten sich aber nicht nur an Kinder. "Verfahren" etwa spricht gezielt Erwachsene an. Brossmann dazu: " Mir ist wichtig, dass die Menschen aus ihrem Konsumalltag ausbrechen und die Zeichen der Zeit erkennen."

Für die Puppen die Chemie an den Nagel gehängt
Heini Brossman wurde vor 54 Jahren in Rudolfsheim-Fünfhaus geboren. Bereits mit 12 Jahren begann er sich für das Puppenthater zu interessieren. "Sein Kasperl" war schon damals ein kritischer Klassenkämpfer und vertrat soziale Anliegen. Brossmann absolvierte die Chemie-HTL und wurde Umweltanalytiker und war Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften. Im Zuge des AKW-Zwentendorf schloss er sich der Ökolgie-Bewegung an und spielte "Anti-AKW-Theater". Im Rahmen der Wiener Festwochen 1982 gründete er schließlich des Theater Trittbrettl und "hängte dann irgendwann die Chemie an den Nagel."

Die ausdrucksstarken Puppen hat er früher sogar selber gemacht. Heute geht das nicht mehr. Er sagt von sich selbst, dass er Management, künstlerische Konzeption, Texter und Transportarbeiter in einer Person sei. Das "fahrende Theater" besucht mit seinen Stücken nicht nur Theaterhäuser und Festivals wie etwa in Taiwan, Ungarn, Polen, Mexiko, Ukraine oder Italien, es wird auch von Schulen und Kindergärten eingeladen. 300.000 Zuschauer sahen bereits eines seiner 21 produzierten Stücke. Brossmann vertritt die "Kunstgattung Puppenspiel" und möchte sie so auch vor dem Aussterben bewahren.

Für sein Engagement wurde er bereits mit dem silbernen Rathausmann und dem Anerkennungspreis für Darstellende Kunst in Niederösterreich 2007 ausgezeichnet. Denn auch wenn es vordergründig etwa um Hase und Igel geht, dann geht es doch bei "Trittbrettl" auch um einen Verteilungskampf, um winzig und groß, gerecht und ungerecht oder Konsum und Glück. Auf die Frage warum er sich wieder mit dem Thema Ökologie beschäftigt, wird der ehemalige Umweltanalytiker nachdenklich und kämpferisch zugleich: "Auf Grund der brennenden Lage und unserem Wissen muss ich zum Thema zurück. Wir müssen den Turn-Around schaffen..."

Informationen: http://www.trittbrettl.at
 
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