Schulreform  

erstellt am
17. 04. 08

 Brosz: Grüne fordern von Schmied Umsetzungsplan
"Schaumschlägerei" wirft Brosz Schmied bei ihrer Ankündigung einer Bildungsmilliarde für die nächsten zehn Jahre vor
Wien (grüne) -
Die Grünen fordern von Unterrichtsministerin Claudia Schmied bis zum Sommer einen Umsetzungsplan für Schulreformen. Denn der Grüne Bildungssprecher Dieter Brosz ortet einen "Widerspruch zwischen den Ankündigungen Schmieds und dem, was sie in der Praxis umsetzt", weshalb er sie am 16.04. bei einer Pressekonferenz in Wien als "Ankündigungsweltmeisterin" bezeichnete. Als konkrete Beispiele nannte Brosz die frühe Sprachförderung im Kindergarten, die vom Unterrichtsministerium "vergurkt" worden sei, oder Untätigkeit bei der Qualitätskontrolle von Schuldirektoren.

Für Brosz setzt Schmied die Tradition der ehemaligen Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer fort, indem sie Expertenkommissionen einsetze, die Papier produzierten, die dann doch nicht umgesetzt würden. "Wir kennen viele Vorschläge, umgesetzt wurde bisher aber nichts", sagte Brosz. Als Beispiel nannte er die "Neue Mittelschule", mit der keine gemeinsame Schule verwirklicht, sondern ein zusätzlicher neuer Schultyp geschaffen werde. Mangels neuer pädagogischer Konzepte, Ausbildung der Lehrer und zusätzlicher Ressourcen "bleibt ein Austausch der Türschilder über".

"Versagen" wirft Brosz der Unterrichtsministerin bei der frühen Sprachförderung vor. Entgegen den wiederholten Aussagen Schmieds gebe es im Herbst keine für alle verpflichtende Vorschule. Ein vom Ministerium empfohlener, 150 Stunden umfassender Lehrgang zur Ausbildung von Kindergartenpädagogen in der Sprachstandsfeststellung an den Pädagogischen Hochschulen sei mangels Finanzierung - zumindest in Wien - gescheitert. Jetzt gibt es laut Brosz ein "Notprogramm", in dem Kindergarten-Leiterinnen "ganze sechs Stunden lang vorbereitet werden, wie man den Sprachstand von Kindern, die nicht im Kindergarten sind, an einem halben Tag feststellt". Das könne in der Praxis nicht funktionieren, ist Brosz überzeugt.

Verärgert zeigte sich Brosz auch über die am 15.04 erhobene Forderung Schmieds, dass die Leitungsfunktion eines Schuldirektors nicht auf "Lebenszeiten gelten soll, sondern nach fünf Jahren geprüft wird, passt es, oder passt es nicht". Es sei bereits Gesetz, dass Direktoren nur mehr für vier Jahre bestellt werden und sie nur dann unbegrenzt verlängert werden, wenn sie sich als Schulleiter bewähren. Es gebe also durchaus die Möglichkeit, ein Prüfungsverfahren einzuleiten, laut Brosz erfolge aber "in 95 Prozent der Fälle die Definitivstellung als reiner Formalakt ohne jegliche Prüfung".

"Schaumschlägerei" wirft Brosz Schmied bei ihrer Ankündigung einer Bildungsmilliarde für die nächsten zehn Jahre vor. Abgesehen davon, dass nicht einmal der Anteil für 2009 und 2010 gesichert seien, würden 100 Mio. Euro pro Jahr nur 1,5 Prozent des aktuellen Schulbudgets entsprechen. Das sei viel zu wenig für die vielen Herausforderungen im Schulsystem, meinte Brosz. Er erwartet sich von Schmied noch vor dem Sommer einen Plan, was bis wann umgesetzt werde und was nicht. Andernfalls würden die Grünen "alle parlamentarischen Möglichkeiten" nutzen. "Die Schonzeit für Ministerin Schmied ist vorbei", meinte Brosz. (apa)

 

 Niederwieser: "Die Wahrheit ist konkret"
Gelebte Verbesserungen an den Schulen lassen sich nicht leugnen
Wien (sk) - "Was Kollege Brosz heute geliefert hat, ist der Nachweis, dass er von der Realität an den Schulen in Österreich keine Ahnung hat", stellt SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser am 16.04. gegenüber dem SPÖ-Pressedienst fest. "Die Wahrheit ist konkret. Die Qualität in den Schulen hat sich im letzten Jahr massiv verbessert. Es ist schade, dass Brosz hier so unhaltbare Behauptungen aufstellt."

Gerade gestern war Niederwieser mit Vertretern aller politischen Parteien, auch mit Kurt Grünewald von den Grünen, in der polytechnischen Lehranstalt Fügen im Zillertal. "In der Zeit der Vorgängerregierung gab es dort Zwei Klassen mit insgesamt 59 Schülern, einmal 29 und einmal 30. Heuer hat dieselbe Schule 78 Schüler in vier(!) Klassen. Statt 30 und 29 Kinder sind dort heute in jeder Klasse weniger als 20 Kinder. Das ist die konkrete Wahrheit an fast allen ersten Klassen und natürlich eine deutliche Verbesserung des Unterrichts. Das bestätigen auch alle Lehrerinnen und Lehrer", erläutert Niederwieser. Und so ist es in allen ersten Klassen, der Volksschulen, Hauptschulen, polytechnischen Lehrgängen und wo es möglich war, auch in den Gymnasien. "Das wird jetzt aufsteigend fortgesetzt, so einfach ist der Plan, den Brosz einfordert."

Die von Brosz kritisierte Neue Mittelschule ist ein Kompromiss, der ursprüngliche Entwurf von BM Schmied ging noch klarer in Richtung Gemeinschaftsschule, aber die Impulse, die von der Neuen Mittelschule in Richtung sozialer Ausgewogenheit, Chancengleichheit und individueller Förderung ausgehen, sind ungeheuer wichtig und die mehr als 60 Schulstandorten sind keine Ankündigung sondern Realität.

Auch bei den Aufnahmeprüfungen, vor einem Jahr noch höchst chaotisch, habe Schmied rasch gehandelt. "Heuer ist das klaglos abgelaufen und hat problemlos funktioniert. Genauso bei den schulfreien Tagen. Das war jahrelang ein reales Problem für viele Eltern mit Kindern an unterschiedlichen Schulen und wurde unter Ministerin Schmied binnen kurzer Zeit gelöst."

Andere Beispiele sind der Ausbau der ganztägigen Schulen oder die Schülerbeihilfe, die wenige Monate nach Amtsantritt der Regierung Gusenbauer um die volle Inflation erhöht wurde und die Liste dessen, was sich an der Schule real geändert hat, ließe sich noch lange fortsetzen. "Das sind alles andere als Ankündigungen, sondern ganz konkrete Verbesserungen in den Schulen für die Schüler, die Lehrer und die Eltern. Wenn jemand wie Kollege Brosz das alles nicht sieht oder nicht sehen will, dann wird eine ernsthafte Diskussion schwierig", so Niederwieser abschließend.
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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