Robust durchs erste Halbjahr, doch höhere Wachstumsrisiken danach   

erstellt am
17. 04. 08

Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im März nur leicht – Konjunktur hält länger durch, doch Erholung wird schwieriger – Späte Inflationsberuhigung trübt Konsumaussichten
Wien (bankaustria) - Nach dem leichten Anstieg im Februar hat der Konjunkturindikator der Bank Austria im März mit einer geringfügigen Korrektur von 2,9 auf 2,8 etwas schwächer als im Vormonat tendiert. Ausschlaggebend dafür ist insbesondere die Konsumentenstimmung, die sich verschlechtert hat. Die Indikatorwerte liegen damit seit Jahresbeginn innerhalb einer engen Bandbreite auf tieferer Stufe als im Vorjahr. "Die aktuelle Höhe des Konjunkturindikators zeigt zwar eine relativ kräftige Abkühlung der Wirtschaftsdynamik gegenüber dem Boomjahr 2007 an. Die nur minimalen Bewegungen innerhalb des ersten Quartals machen aber deutlich, dass die Konjunktur auf einem nicht unzufriedenstellenden Niveau vorläufig Boden gefunden hat", meint der stellvertretende Chefvolkswirt der Bank Austria Stefan Bruckbauer.

Die heimische Wirtschaft zeigt sich vom negativen internationalen Umfeld, das von hohen Rohstoffpreisen, dem starken Eurokurs und den Turbulenzen auf den Finanzmärkten geprägt ist, vorläufig relativ wenig beeindruckt. Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria wird das Wirtschaftswachstum, das in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres voraussichtlich fast 0,5 Prozent zum Vorquartal bzw. mehr als 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr betragen hat, auch im zweiten Quartal kaum an Schwung verlieren. "Die österreichische Wirtschaft wird im ersten Halbjahr 2008 weiterhin kräftig expandieren und um immerhin etwa 2,5 Prozent wachsen", sagt Bruckbauer.

Finanzmarktturbulenzen werden Österreichs Konjunktur direkt nur wenig belasten
Für die zweite Hälfte des laufenden Jahres und für 2009 sind die Ökonomen der Bank Austria jedoch weniger optimistisch und erwarten eine deutlichere Abkühlung der Konjunktur. Die US-Ökonomie schlittert voraussichtlich in eine milde Rezession. Das wird der Dynamik der europäischen und damit auch der österreichischen Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf noch zusetzen. Der Höhepunkt der Finanzmarktkrise dürfte dann jedoch überschritten sein und damit sollten sich die realwirtschaftlichen Konsequenzen der Finanzmarktkrise infolge der US-Immobilienkrise in Grenzen halten. "Nach unserer Ansicht sind die direkten konjunkturellen Risiken der Finanzmarktturbulenzen für die österreichische Wirtschaft überschaubar", meint Walter Pudschedl, Ökonom der Bank Austria.

Verzögerter Inflationsrückgang trübt Konsumaussichten, nur langsame Erholung der Weltwirtschaft
Allerdings sind bereits neue dunkle Wolken am österreichischen Konjunkturhimmel in Sicht. Die hohe Inflation von über 3 Prozent in den ersten Monaten des laufenden Jahres trübt über die Konsumaussichten die Wachstumserwartungen. Der Trend bei der Kerninflation weist nach oben. Die Anzeichen, dass bereits Zweitrundeneffekte der bisher vorwiegend extern bedingten Preisanstiege einsetzen, erhöhen sich. "Wir gehen davon aus, dass die Periode starker Teuerung mit Werten über der 3 Prozent-Marke noch zumindest bis weit in die zweite Jahreshälfte andauern wird", meint Pudschedl. Durch die längere Phase mit hohen Preissteigerungen müssen die Hoffnungen auf eine spürbare Erholung des privaten Konsums, unterstützt durch die vermeintlich hohen Lohn- und Pensionsabschlüsse des Vorjahres sowie die glänzende Verfassung des Arbeitsmarkts mit Rekordbeschäftigung und weiterhin sinkender Arbeitslosenquote, überwiegend begraben werden. Der private Konsum wird 2008 mit einem Anstieg von 1,5 Prozent nicht stärker zum Wirtschaftswachstum beitragen als im Vorjahr.

Während auf der einen Seite die negativen externen Rahmenbedingungen die Konjunktur 2008 weniger stark als bisher angenommen bedrohen dürften, ist auf der anderen Seite mit weniger Auftrieb durch den Konsum zu rechnen. Insgesamt werden sich diese beiden Faktoren im laufenden Jahr weitgehend kompensieren. Aufgrund der anhaltenden Konsumzurückhaltung aber auch der verzögerten Folgen der weltwirtschaftlichen Abkühlung, schwinden allerdings die Chancen auf eine sehr rasche Durchquerung der erwarteten Konjunkturdelle und eine Erholung wird sich zumindest bis ins nächste Jahr verzögern. "Wir gehen für Österreich unverändert von einem Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent im Gesamtjahr 2008 aus, haben unsere Prognose für 2009 jedoch auf 1,8 Prozent reduziert", fasst Bruckbauer zusammen und ergänzt, "Eine sehr langsame Erholung der Weltwirtschaft verbunden mit hohen Rohstoffpreisen und einem starken Euro haben ein beträchtliches Risikopotenzial für Österreichs Wirtschaft."
 
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