Schöne neue Arbeitswelt?   

erstellt am
02. 05. 08

Linz (jku) - Kundenorientierung über alles, Veränderungsbereitschaft als Voraussetzung: Die Arbeitsbedingungen in der westlichen Welt unterliegen einem raschen Wandel, die Anforderungen an Arbeitnehmer steigen ständig. Wie sind diese Veränderungen zu bewerten? Diese und andere Fragen wurden bei der größten Fachtagung wissenschaftlich arbeitender Psychologen in Österreich vom 24. bis zum 26. April 2008 an der Johannes Kepler Universität Linz diskutiert.

Speziell im Dienstleistungsbereich komme es durch die Zunahme von Kundenorientierung und -erwartungen zu neuen Belastungen für die Mitarbeiter, betont Christian Korunka, Professor an der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. Als Folge einer optimierten Ausrichtung auf die Erwartungen der Kunden entstünden neue "tayloristische" Arbeitsbedingungen. Darunter versteht man die Stücklung von Arbeiten in kleine Teile ohne dass die Beschäftigten das Ganze vor Augen haben. Als Beispiel dafür sind Tätigkeiten in Callcentern zu nennen. Solche Bedingungen seien aus arbeitspsychologischer Sicht sehr kritisch zu bewerten.

Eine weitere Herausforderung der neuen Arbeitswelt wird durch soziodemografische Veränderungen bedingt: "Das Altern der Gesellschaft und die Neugestaltung der Pensionssysteme haben zur Folge, dass sich berufliche Lebensplanungen verändern und Personen wesentlich länger leistungsfähig an ihren Arbeitsplätzen verbleiben sollten", erklärt Korunka. Hier stelle sich die Frage nach entsprechenden Arbeitsbedingungen, die einen Verbleib im Arbeitsleben möglich machen.
Auch die bisher vielfach erträumte berufliche Selbständigkeit sei immer häufiger eine erzwungene Bedingung (ein Push-Faktor, z.B. in der Form einer Gründung aus der Arbeitslosigkeit) und keine selbstgewollte berufliche Entscheidung mehr. Hier stelle sich nicht nur die Frage nach den Arbeitsbedingungen, sondern auch nach den beruflichen Überlebenschancen von Selbständigen mit ungünstigen Ausgangsbedingungen.

Aber nicht nur die Arbeitswelt wurde bei der Tagung abgehandelt: Inhaltlich wurde ein umfassender Überblick über die wissenschaftliche Psychologie in Österreich geboten. Aktuelle Themen wie z. B. "Psychologische Weisheitsforschung" oder "Psychologie der Macht" wurden von den mehr als 200 Forschern aus dem In- und Ausland ebenso diskutiert wie die Lage der Psychologie als Studienfach in Österreich oder neue Formen des Lehrens und Lernens.

"Den Kongress nach Linz an die SOWI-Fakultät der JKU zu holen war uns sehr wichtig. Zeigt dies doch wie aktiv und engagiert in Linz die Psychologie vertreten wird", betont Bernad Batinic, Professor für eLearning an der JKU und einer der Organisatoren der Tagung.
 
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