KINO IN ISRAEL   

erstellt am
06. 05. 08

Retrospektive zum 60-jährigen Staatsjubiläum – 20. Mai bis 3. Juli 2008, Metro Kino
Wien (filmarchiv) - Das westeuropäische Bild vom Staat Israel ist immer noch von Gewalt geprägt, militärische Auseinandersetzungen mit Palästinensern, Straßenkämpfe und Selbstmordattentate überschatten eine differenziertere Wahrnehmung des israelischen Alltagslebens. Am 15. Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Damit wurde ein zentrales Projekt, dessen Wurzeln in den Jahrhunderte langen Judenvertreibungen und der sich formierenden zionistischen Bewegung begründet sind, zu einem formellen Abschluss gebracht. Wie sich die Vision eines jüdischen Staates mit praktischem Leben erfüllte, dokumentierte das Kino von Anbeginn.

Die nun vom Filmarchiv Austria veranstaltete Retrospektive bietet einen großen historischen Überblick zur Geschichte des Israelischen Kinos bis zur Gegenwart: von frühen, noch sporadischen Versuchen aus den Jahren vor der Staatsgründung wie etwa Chaim Halachmis ODED HANODED (1932) oder den ersten, den Kampf um den Staat Israel dramatisierenden Meisterwerken wie Thorold Dickinsons HILL 24 DOESN'T ANSWER (1955) bis hin zu Dramen um Liebe und Religion, um Aufbegehren und die neue Rolle der israelischen und palästinensischen Frauen in Amos Gitais FREE ZONE (2005); von den Komödien der Jahre der Konsolidierung, in denen die Probleme des Zusammenwachsens der Nation Israels humorvoll beschrieben werden, wie etwa Ephraim Kishons SALLAH SHABATI (1964), bis hin zu jenen vielen Werken, die den Alltag, die Probleme, Spannungen in den ethnischen und religiösen, in den Geschlechterbeziehungen so selbstkritisch wie optimistisch bedenken, darunter Tawfik Abu Waels ATASH/DURST (2004) oder Vardit Bilus und Dalia Hagers CLOSE TO HOME (2005).

Israel war ein Einwanderungsland und ist es geblieben - nicht nur aus freien Stücken. Neben neueren Arbeiten wie Arik Kapluns YANA'S FRIENDS oder KADOSH von Amos Gitai (beide 1999) hat die Spannungen einer multiethnischen Gesellschaft schon Ephraim Kishons SALLAH (1964) zum Thema. Ob vom Leben im Kibbuz, am Rand der Wüste oder in den urbanen Zentren, in Tel Aviv, Jerusalem und Haifa erzählt wird: Israelisches Kino ist so bunt und spannend, so komplex und verschieden wie die Biografien der Menschen, von denen es handelt, die es machen. Und oft fängt die Kamera gar nicht erst ein, was sich nicht festlegen lässt - statt Identität und ein für alle Mal Ausgemachtes zu unterstellen, verfolgt sie eine Gesellschaft artikulierter Meinungen und Positionen, wie LIFE ACCORDING TO AGFA (1992) sie auseinandernimmt, seziert.

Kuratiert wird diese filmische Landvermessung von Frank Stern - entstanden ist das Projekt mit tatkräftiger Unterstützung der Israelischen Botschaft in Wien, dem Israelischen Außenministerium in Jerusalem und dem Institut für Zeitgeschichte/Schwerpunkt Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte der Universität Wien.

Informationen: http://www.filmarchiv.at/
 
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