Für neues Leben an Drau und Traun!   

erstellt am
21. 05. 08

Voneinander Lernen: Salzkammergut-Delegation besucht Renaturierungsprojekten im Möll- und Drautal
Bad Ischl (wwf) - Mitte Mai fand in Kärnten an der Drau und der Möll ein Erfahrungsaustausch der besonderen Art statt: Die in Ausmaß und Wirkung in Österreich einzigartigen Rückbaumaßnahmen an den beiden Flüssen sind auch für die Flussraumbetreuung beispielgebend, die zur Zeit an der Oberen Traun zwischen Bad Ischl und Ebensee umgesetzt wird. Anlässlich der Exkursion hatte die Delegation aus dem Salzkammergut nun Gelegenheit die positiven Auswirkungen und Veränderungen von Renaturierungsarbeiten an alpinen Fließgewässern hautnah zu erleben, und sich mit den Kärntner AmtskollegInnen über deren aktuelle Bedeutung im Hinblick auf ökologischen Hochwasserschutz, die Regionalentwicklung und Förderung der Artenvielfalt auszutauschen. Die gewonnenen Erfahrungen sollen in das Pilotprojekt an der Traun einfließen.

Das erste gezeigte Projekt liegt im Mölltaler Obervellach. In der Nähe eines Campingplatzes wurde ein neuer Nebenarm als attraktiver Spiel- und Erlebnisbereich angelegt. In den Strom eigens eingebaute "Steinhindernisse" schaffen herausfordernde Bereiche für Kajak- und Raftingfahrer, ein "Schlammbecken" für Kinder sorgt für erlebnisreiche Stunden am Fluss. Fischer und Freizeitsportler freuten sich jüngst über einen Weltrekord: Just im umgebauten Bereich des Hauptflusses wurde eine 16 Kilogramm schwere und 104 Zentimeter lange Bachforelle aus dem Wasser gezogen. Im Ortsteil Tresdorf der Gemeinde Rangersdorf war ein für Flussbereiche mit harten Uferverbauungen typisches Problem aufgetreten. Der Fluss hatte sich "eingegraben" und angrenzende Auwälder drohten langsam auszutrocknen. "Mit den durchgeführten Flussbettverbreiterungen haben wir ab nun nicht nur den Schotterhaushalt besser im Griff, sondern auch einen attraktiven Naherholungsbereich geschaffen", freut sich Bürgermeister Franz Zlölbl. Obwohl die Bagger eben erst abgezogen sind, werde der Flusserlebnisbereich bereits häufig genutzt.

In Dellach im Drautal schließlich wird ersichtlich, dass sich Freizeitnutzung und die Entwicklung neuer Auwälder, von denen gefährdete Arten wie Laubfrosch und Flussregenpfeifer profitieren, nicht ausschließen. Ein über 4 Meter hohes Baumhaus mit Dach und Schaukel vermittelt als "Klassenzimmer am Fluss" allerlei Lehrreiches über Wasserlebensräume. Daneben wurden Ein- und Ausstiegsbereiche für Boote, ein Grillplatz und ein Uferspielplatz geschaffen.

In Kleblach - Schauplatz der größten und ältesten Rückbaumaßnahme an der Drau - wurden bereits im Jahr 1999 auf einer Länge von 1,3 Kilometern die Steinschlichtungen der Uferverbauungen entfernt. Der Fluss erhielt dadurch an manchen Stellen Platz für ein bis zu 45 Meter breiteres Bett. Ein etwa 500 Meter langer Altarm wurde wieder an die Drau angeschlossen. Dieses Vorzeigeprojekt bildet heute eine der wertvollsten Flächen entlang der gesamten Drau und bietet Schotterinselspezialisten wie dem Flussuferläufer oder der Deutsche Tamariske - einem Strauch der trotz regelmäßiger Überflutung durch Hochwässer gedeiht - neuen Lebensraum.

In der Gemeinde Lehndorf-Rosenheim wird deutlich, wie Hochwasserschutz und Lebensraumschaffung Hand in Hand gehen können. Die verbreiterten Schotterufer verbessern die Hochwassersicherheit der umliegenden Siedlungsgebiete, während die neu geschaffenen Amphibientümpel einen dringend benötigter Ersatz für die sukzessive verschütteten "Froschlacken" im Drautal bilden. Um ein harmonisches Miteinander von Erholungsgebieten und unberührten Bereichen zu gewährleisten wurde ein Wegeleitsystem eingerichtet.

Der oberösterreichisch/steirischen Delegation an die Drau gehörten Vertreter fast aller Traungemeinden, der Leiter des Gmundener Gewässerbezirks Ing. Wilhelm Laimer, Kollegen der steirischen Gebietsbauleitung Liezen sowie Matthias Pointinger als Fischereibeauftragter der Österreichischen Bundesforste an. Im Rahmen eines Pilotprojekts von Land Oberösterreich, Lebensministerium und WWF wird an der Oberen Traun seit März 2007 ein innovatives Flussraummanagement für mehr Sicherheit und Ökologie umgesetzt.
 
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