Neuerlicher Besucher-Rekord für die "Lange Nacht der Kirchen"   

erstellt am
02. 06. 08

Rund 275.000 Menschen - davon mehr als 120.000 allein in Wien - besuchten die rund 3.000 Einzelveranstaltungen in ganz Österreich
Wien (pew) - Neuerlicher Besucher-Rekord für die "Lange Nacht der Kirchen": Rund 275.000 Menschen - davon mehr als 120.000 allein in Wien - haben nach Schätzungen der Veranstalter am Freitagabend die offenen Kirchen besucht. In ganz Österreich standen 570 Gotteshäuser ab 18 Uhr offen und begeisterten die Besucherinnen und Besucher mit unterschiedlichsten Programmangeboten spiritueller, musikalischer und kultureller Art. Insgesamt wurden rund 3.000 Einzelveranstaltungen bei freiem Eintritt angeboten. Die "Lange Nacht der Kirchen" – ein gemeinsames Projekt aller 14 Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates in Österreich - war in diesem Jahr zum ersten Mal in allen Bundesländern veranstaltet worden http://www.langenachtderkirchen.at.

Besuchermagnet Nummer eins der "Langen Nacht der Kirchen" in Wien war auch heuer wieder der Stephansdom. Mehr als 40.000 Menschen bestaunten im Lauf des Abends die spektakuläre Lichtinstallation des deutschen Künstlers Stefan Knor. Auf den Schwingen einer 90 Meter langen Engelsskulptur, die sich durch das ganze Hauptschiff der Kathedrale zog, wurden überdimensionale Porträtfotos unterschiedlicher Menschen projiziert - darunter einige

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dompfarrgemeinde. Die Bilder sollten zum Ausdruck bringen, dass jeder Mensch für andere zum Boten Gottes und damit zu einem Engel werden kann.

Vor dem weit geöffneten Riesentor, durch das pausenlos Menschen in den Dom strömten, berichtete Dompfarrer Toni Faber im Gespräch mit "Kathpress" von den begeisterten Reaktionen der Kirchenbesucher. "So habe ich den Dom noch nie erlebt", sei der ausschließlich positive

Tenor, Kritik an der modernen Installation gebe es keine: "Wir verstellen mit der Installation nichts, sondern bringen mit modernen Methoden wieder neue Facetten unseres Stephansdoms hervor", freute sich Faber.

Eine lange Schlange bildete sich bis spät in der Nacht auch unter dem Südturm des Domes, wo hunderte Besucher die 343 Stufen zur Türmerstube im 136 Meter hohen "Steffl" hinaufstiegen. Mehr als 400 Jahre lang (bis 1955) hatten dort die Türmer als Feuerwachen Ausschau nach eventuellen Bränden in der Stadt gehalten. Die Besucher in der "Langen Nacht der Kirchen" konnten sich auf den Genuss des Panoramas des nächtlichen Wien beschränken.

Start mit stadtweitem Glockengeläut
Mit einem zehnminütigen Glockengeläut um 17.50 Uhr war die "Lange Nacht der Kirchen" in Wien eingeläutet worden. An der ökumenischen Eröffnungsvesper in der vollbesetzten Schottenkirche nahmen Vertreter aller christlichen Kirchen, allen voran Weihbischof Helmut Krätzl, der orthodoxe Metropolit Michael Staikos, der evangelisch-lutherische Superintendent Hansjörg Lein sowie "Lange Nacht"-Initiator Prälat Karl Rühringer (er ist Bischofsvikar für Wien-Stadt) teil. In ganz Wien standen 1.000 Programmangebote in mehr als 170 Gotteshäusern zur Wahl.

Ein unerwarteter Höhepunkt in Wien war die Diskussion in der Franziskanerkirche, die sich an diesem Abend als "Kirche für Ausgetretene" präsentierte: Denn Kardinal Christoph Schönborn nahm überraschend an der Podiumsdiskussion über das dornige Problem Kirchenaustritt teil.

Besonderen Anklang fanden jene Orte, die für Kirchenbesucher normalerweise nicht zugänglich sind wie Kirchtürme, Krypten und Klostergänge. Als Juwel barocker Kirchenbaukunst, das nur zu besonderen Anlässen geöffnet wird, stand etwa die "Bernardikapelle" im Heiligenkreuzerhof den ganzen Abend lang offen. Abt Gregor Henckel-Donnersmarck und die Mönche des Stiftes Heiligenkreuz führten im Halbstundentakt durch das barocke Juwel in der Wiener Innenstadt. Vor der Bernardikapelle boten die Zisterzienser ihren Klosterwein, Heiligenkreuzer Wildschweinwürstel und weitere Schmankerl an. Außerdem gab es einen Rückblick auf den Besuch Papst Benedikts XVI. im Stift Heiligenkreuz.

Fußball nicht nur im Happel-Stadion
Und auch der Fußball war am Abend in Wien nicht nur im Ernst-Happel-Stadion ein Thema, wo Österreichs EM-Kicker die Nationalmannschaft von Malta klar mit 5:1 besiegten. Die Reformierte Stadtkirche lud ab 21 Uhr zum Fußballkino in die Dorotheergasse ein und präsentierte elf Kurzfilme aus Österreich und der Schweiz zum Mythos rund um die "wichtigste Wuchtel der Welt".

Krätzl: "Ohne Christen wäre die Stadt ärmer"

Ohne die Botschaft des Christentums und die Aktivitäten der Christen wäre jede Stadt sehr viel ärmer. Das betonte der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl bei der ökumenischen Eröffnungsfeier zur "Langen Nacht der Kirchen" in der Schottenbasilika. Auch wenn die Christen an Zahl gerade in Großstädten weniger würden, hätten die Menschen in der Stadt den Hinweis auf Gott sehr notwendig, so Krätzl. Er wünsche sich, so der Weihbischof, dass die vielen Besucher in den Kirchen nicht nur Museen erkennen, "in denen etwa Altes bewahrt wird", sondern die Gotteshäuser als Orte von lebendigen Gemeinden wahrnehmen, die zum Wohle der Stadt wirken. Das Motto des Gottesdienstes lautete "Bemüht euch um das Wohl der Stadt".

In der "Langen Nacht der Kirche" würden die Tore nicht nur weit aufgemacht für die Menschen auf der Straße, sondern die christlichen Kirchen würden sich auch gegenseitig einladen, betonte Weihbischof Krätzl und sprach von einem "bedeutenden Zeichen der ökumenischen Verbundenheit".

Der Wiener evangelische Superintendent Hansjörg Lein bezeichnete die "Lange Nacht" als "Zeichen der Hoffnung". Diese Nacht sei eine Möglichkeit, "da und dort wieder etwas von Gottes Wohngemeinschaft mit den Menschen zu erahnen, mitten in der Stadt, mitten in der Welt", so Lein.

Auch Brünn will mittun

Mit Weihbischof Helmut Krätzl feierten u.a. Metropolit Michael Staikos, der evangelisch-lutherische Superintendent Hansjörg Lein, der Administrator der Schottenabtei, P. Johannes Jung OSB, der anglikanische Erzdiakon Patrick Curran und der neue altkatholische Bischof John Okoro die Vesper. Auch der Generalvikar der Diözese Brünn (Brno), Msgr. Jiri Mikulasek, feierte die Vesper mit. Brünn will sich 2009 ebenfalls an der "Langen Nacht der Kirchen" beteiligen. Eine 40-köpfige Delegation hielt sich deshalb am Freitag in Wien auf, um Erfahrungen zu sammeln.

Die musikalische Gestaltung des ökumenischen Gottesdienstes übernahmen neben dem Posaunenchor der evangelischen Christuskirche und den Trommlern aus dem "Karwan-Haus" der Caritas die Schola der rumänisch-orthodoxen Kirche und Gerhard Schmiedpeter, Musiklehrer am

Schottengymnasium, mit Schülern. An der Orgel spielte die Organistin der Schottenkirche, Zuzana Ferjencikova. Ein von Schülern des Schottengymnasiums produzierter Kurzfilm über verschiedene Aspekte des Lebens in der Stadt und die Herausforderungen für die Kirchen wurde im Gottesdienst eingespielt.

"Eine bunte und herzliche Kirche"

Eine "bunte und herzliche Kirche" wurde sichtbar, die bei vielen Menschen punkten konnte. Dieses positive Resümee zog Bischofsvikar Rühringer am Freitag zum Ende der "Langen Nacht der Kirchen" im Gespräch mit "Kathpress". Er habe, so Rühringer, auf seinem Streifzug durch die Kirchen Wiens ein unglaublich vielfältiges Programm erlebt und sei mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen. Dabei habe sich auch einmal mehr gezeigt, "welch unglaublich kreatives Potenzial in den Pfarrgemeinden steckt". Dieses Potenzial sei in der "Langen Nacht der Kirchen" voll zum Tragen gekommen.

Wie der Wiener Bischofsvikar berichtete, habe er auch positive Rückmeldungen aus Pfarrgemeinden am Stadtrand und im niederösterreichischen Anteil der Erzdiözese Wien erhalten. Er rechne mit deutlich mehr Besuchern der "Langen Nacht" als im Vorjahr, sagte Rühringer.

http://www.stephanscom.at
 
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