Vermehrte Schwächesignale von Österreichs Industrie   

erstellt am
30. 05. 08

BA-EinkaufsManagerIndex bleibt im Mai erneut unter Wachstumsreferenzwert von 50 – Auftragsentwicklung rückläufig, Produktion stagniert
Wien (ba) - Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) hat sich im Mai auf dem Niveau des Vormonats stabilisiert. Er befindet sich nunmehr den zweiten Monat in Folge unter der 50 Punkte-Marke und signalisiert damit anhaltende Schrumpfungstendenzen. "Der aktuelle Wert des Bank Austria EnkaufsManagerIndex untermauert, dass die negativen internationalen Wachstumsvorgaben und insbesondere der starke Eurokurs in der österreichischen Industrie mittlerweile Spuren hinterlassen", meint Stefan Bruckbauer, stellvertretender Chefvolkswirt der Bank Austria. Die stark exportorientierte Industrie, die zu Jahresbeginn der österreichischen Wirtschaft noch einen kräftigen Wachstumsschub verliehen hatte, kommt nunmehr langsam vom Wachstumspfad ab.

"Das Ende des langjährigen Booms in der heimischen Industrie ist gekommen", interpretiert Bruckbauer den seit einigen Monaten anhaltenden sinkenden Trend des Produktionsindex. Der Rückgang auf den 6-Jahres-Tiefstwert von 50,1 deutet für Mai bereits ein Stagnieren der Industrieproduktion an. Mehrere andere Umfragekomponenten signalisieren für den weiteren Jahresverlauf eine noch schwächere Entwicklung, wenn auch keinen Einbruch der österreichischen Industrie.
Dazu zählt der Trend bei den Auftragseingängen. Die österreichische Industrie sieht sich in den beiden vergangenen Monaten einer kontinuierlich sinkenden Nachfrage nach heimischen Erzeugnissen gegenüber. Sowohl die Nachfrage aus dem Inland als auch aus dem Ausland ist rückläufig. "Insbesondere die sich verschlechternden Rahmenbedingungen für den Handel außerhalb des Euroraums schlagen sich derzeit negativ in der Auftragslage der heimischen Industrie nieder", meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die entsprechenden Teilindizes weisen mittlerweile den zweiten Monat in Folge einen Wert unter der neutralen Referenzlinie von 50 auf. Die Auftragsbücher sind folglich deutlich dünner geworden. Der Index für die Auftragsbestände ist im Mai sogar auf 45,9, den tiefsten Wert seit der Datenerfassung, gefallen.
Zudem ist der bislang dynamische Beschäftigungsaufbau in der heimischen Industrie nunmehr zum Erliegen gekommen. Erstmals seit mehr als zweieinhalb Jahren gingen im Mai sogar Arbeitsplätze verloren. Der Beschäftigungsindex sank von 51,8 auf 49. "Die österreichische Industrieunternehmen setzen angesichts der wiederholten Auftragsrückgänge und den daraus resultierenden niedrigeren Produktionsanforderungen derzeit keine Beschäftigungsimpulse", so Pudschedl.
Nach dem starken Jahresbeginn zeigt die österreichische Konjunktur nun Ansätze einer Ermüdung, was auch der aktuelle Einkaufsmanagerindex deutlich untermauert. Der Rückgang im Neugeschäft, die verschlechterte Auftragslage und die Trendwende in der Beschäftigungsentwicklung werfen dunkle Schatten auf die weiteren Geschäftsaussichten. Die Industrie wird nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria ihre bisherige Rolle als Impulsgeber der österreichischen Wirtschaft längere Zeit nicht mehr wahrnehmen können. Die Konjunktur-entwicklung wird sich im Sommer und im Herbst deshalb verlangsamen, erst danach kann wieder mit neuem Auftrieb gerechnet werden.
Aufgrund der starken Performance im ersten Quartal haben die Ökonomen der Bank Austria jedoch die Wachstumsprognose für 2008 auf 2,3 Prozent angehoben. Die noch schwache internationale Konjunktur bis ins Jahr 2009 wird für nächstes Jahr allerdings einen Anstieg des BIP um über 2 Prozent verhindern. Die beträchtlichen Konjunkturrisiken, wie die Ölpreisentwicklung, das ungünstige Euro/Dollar-Kursverhältnis und die zurückhaltenden Wachstumsaussichten in den USA und in großen europäischen Ländern stehen einer rasanten Erholung der Industrie und damit der gesamten österreichischen Wirtschaft entgegen. Mittelfristig bleiben die Ökonomen der Bank Austria jedoch optimistisch. "Trotz vieler Risiken gehen wir davon aus, dass die vor uns liegende Schwächephase bereits im Verlauf von 2009 überwunden werden kann", fasst Bruckbauer die weiteren Aussichten für die österreichische Wirtschaft zusammen.

Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin, Notierungen unter 50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer sind die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft des ÖPWZ seit Oktober 1998 von NTC Research durchgeführt wird.
 
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