Haydn-Jahr 2009 wird auch ein Festival für Sakralmusik-Freunde   

erstellt am
30. 05. 08

Programm-Highlights zum Gedenken an den 200. Todestag des Komponisten vorgestellt - Joseph Haydn schuf eine Fülle hochkarätiger Kirchenmusik
Wien (pew) - Das umfangreiche Programm zum Gedenken an den 200. Todestag des klassischen Komponisten Joseph Haydn (1732-1809) ist am 29.05. in Wien vorgestellt worden. Die musikalischen Eckpunkte und zugleich künstlerischen Highlights des Haydn-Jahres 2009 sind die Aufführung von vier Symphonien Joseph Haydns, interpretiert vom "Concentus Musicus" unter Nikolaus Harnoncourt am 31. März, dem Geburtstag des Komponisten, im Schloss Esterhazy in Eisenstadt, sowie die Oper "Il Mondo della Luna" in einer Inszenierung von Tobias Moretti am 7. Dezember 2009 im Theater an der Wien. Der Wiener Kultur-Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny zitierte bei einer Pressekonferenz im Wiener Haydn-Haus das musikalische Credo des Joseph Haydn, der einmal sagte: "Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt".

Anliegen des reichhaltigen Programmes mit Konzerten, Festivals, Ausstellungen und wissenschaftlichen Projekten sei es, Haydns kaum zu überschätzenden Stellenwert in der Musikgeschichte hervorzuheben und seine internationale Strahlkraft zu erhöhen, so der Kultur-Stadtrat.

Breiten Raum soll im Haydn-Jahr auch das kirchenmusikalische Schaffen des Komponisten einnehmen, wie der Dommusikus von St. Stephan, Thomas Dolezal, gegenüber "Kathpress" bekanntgab: "Joseph Haydns künstlerischer Weg wurde schon von früher Jugend an in hohem Maß von der kirchlichen Musikkultur begründet und geprägt, sogar noch mehr, als es bei Mozart der Fall war." Die Erzdiözese Wien strebt deswegen eine Kooperation mit Stadt Wien an - wie schon beim "Mozart-Jahr 2006", als in Wien erstmals das komplette Sakralwerk Mozarts zu hören war, in den bedeutendsten Gotteshäusern der Stadt, also im authentischen Umfeld, für das Mozart seine Kirchenmusik komponiert hat.

Gerade in der Sakralmusik sei auch Haydn "bis heute in Wien präsent, mehr als anderswo", erklärte Dolezal weiter. In vielen Pfarrgemeinden sei sein Werk ungebrochen lebendig. Die Kirchenmusik nehme im Schaffen Haydns eine "herausragende Stellung" ein, "der es besonders in einem Jubiläumsjahr zu entsprechen gilt". Eine Konkretisierung der Kooperation zwischen der Stadt Wien und der Erzdiözese zum Haydn-Jubiläum stehe noch aus, so Dolezal.

Der Dommusikus erinnerte daran, dass die Dompfarre St. Stephan schon im Vorjahr, 2007, anlässlich des 275. Geburtstags von Joseph Haydn, "sozusagen ein Probefest" mit der gebündelten Darbietung seines Sakralwerkes gefeiert hat und dafür eine eigene Broschüre erstellte.

Lehrjahre in St. Stephan
Joseph Haydn wurde am 31. März 1732 in Rohrau/Leitha (Niederösterreich) als ältestes von zwölf Kindern geboren. Als Sechsjähriger kam er nach Hainburg in die Schule und erhielt dort auch Musikunterricht und Zugang zur Kirchenmusik. Im Frühjahr 1740 kam Haydn als Chorknabe an den Wiener Stephansdom: Der damalige Domkapellmeister Georg Reutter hatte Joseph und seine Brüder in Hainburg "entdeckt" und nacheinander zur Ausbildung nach Wien mitgenommen. Das für seine spätere kompositorische Tätigkeit erforderliche musiktheoretische Wissen erarbeitete sich Joseph Haydn jedoch selbstständig u.a. anhand des Lehrbuchs "Gradus ad parnassum" des früheren Domkapellmeisters Johann Joseph Fux (gestorben 1741). 1749 entstand Haydns erste Messe ("Jugendmesse"), nach dem Stimmbruch, aber auch wegen disziplinärer Schwierigkeiten wurde Joseph 17-jährig gegen Ende des Jahres 1749 aus dem Domchor entlassen und bezog eine ärmliche Dachkammer im Michaelerhaus nahe der Wiener Hofburg.

Einige Jahre hindurch verdingte er sich mehr schlecht als recht in der Kirchenmusik und als Klavierlehrer. 1758 wurde Haydn als Kammerkomponist und Musikdirektor bei Graf Morzin auf Schloss Lukavec bei Pilsen (danach im Besitz der Familie Schönborn) angestellt. Dies bedeutete für ihn ein regelmäßiges Einkommen, soziale und gesellschaftliche Verankerung, aber auch die erste Möglichkeit, seine musikalischen Fähigkeiten an einem adeligen Hof unter Beweis zu stellen. Am 26. November 1760 heiratete Haydn im Stephansdom Maria Anna, die älteste Tochter der Perückenmacher-Familie Keller aus der Ungargasse in Wien-Landstrasse; eigentlich war er in deren jüngere Schwester Therese verliebt, sie war von ihren Eltern jedoch für den geistlichen Stand bestimmt worden. Anlässlich Thereses Eintritt in den Klarissen-Orden komponierte Haydn das viersätzige "Salve Regina" in E-Dur.

1761 trat Haydn ein Engagement bei Fürst Esterhazy in Eisenstadt an - die entscheidende Wende in Joseph Haydns Biografie, die ihn zum bedeutendsten Musiker Europas seiner Zeit machte.

1767 entstand die berührende Tonmalerei "Stabat Mater", uraufgeführt im März 1768 in der Kirche der Barmherzigen Brüder in Wien-Leopoldstadt, wo Haydn als junger Musiker Organistendienste versehen hatte. Bald war das Werk in ganz Europa, etwa in Paris, Rom, Madrid und London, bekannt. Schon zu Haydns Lebzeiten war das "Stabat Mater" verbreitet wie kaum ein anderes seiner Sakralwerke und begründete Haydns Ruf als führender Vokalkomponist der Epoche.

Neben dem Stephansdom ist auch die Pfarrkirche St. Ägyd in Wien-Gumpendorf mit Joseph Haydn eng verbunden. In Gumpendorf hatte er 1793 ein Haus erworben und vier Jahre später bezogen. Hier verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens und wandte sich der Komposition von großen geistlichen Werken für Chor und Orchester zu. Es entstanden das Oratorium "Die Schöpfung", das im damaligen Burgtheater seine Premiere erleben sollte, die "Jahreszeiten" sowie die sechs großen späten Messen für die Esterhazy-Familie. Haydn starb am 31. Mai 1809. Die nach dieser Zeit so genannte "Haydn-Kirche" St. Ägyd verfügt über eine große musikalische Tradition, die bis heute die Wiener Kirchenmusik bereichert.

Informationen: http://www.haydn2009.at

Erzdiözese Wien: http://stephanscom.at
 
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