Verhandlungen über den Milchpreis  

erstellt am
03. 06. 08

Pröll: Preisreduktions-Stop erster wichtiger Schritt
Verständnis für die Sorgen der Milchbauern - Verhandlungen intensiv Fortsetzen
Wien (bmlfuw) - Vor dem Hintergrund wachsender Sorgen unter den österreichischen Milchbauern angesichts sinkender Einnahmen einerseits und drastisch steigernder Produktionskosten andererseits, begrüßte Landwirtschaftsminister Josef Pröll den am 02.06. beim Milch-Gipfel von Landwirtschaftskammer, Lebensmittelhandel sowie Molkereien vereinbarten Preisreduktions-Stop als "ersten wichtigen Schritt." Damit sei der Preisrückgang vorerst eingebremst.

Nun sei es notwendig in weiteren Gesprächen zwischen den betroffenen Marktpartnern den Weg zu einem fairen Ausgleich für die Bauern zu ebnen. Pröll: "Wenn Produktionskosten pro Liter Milch um bis zu 5 Cent steigen, und gleichzeitig Handel und Molkereien die Erzeugermilchpreise senken, dann habe ich bei dieser drohenden negativen Preisspirale jedes Verständnis für die Sorgen der Bauern." Allerdings sei der Milchpreis in Österreich auch heute noch um fast 7 Cent über dem deutschen Niveau. Es gelte daher die Gespräche mit Augenmaß zu führen und dafür zu sorgen, dass "man Österreich nicht den deutschen Weg der Konfrontation und Auseinandersetzung geht, sondern am Verhandlungstisch das Beste für die bäuerlichen Milchbetriebe Österreichs erreicht." Im Wegschütten von Milch sieht Pröll kein angemessenes Mittel der Auseinandersetzung: Bilder, wie jene aus Deutschland, wo Milch in den Kanal geschüttet wird, würden das schwer erarbeitete Vertrauen der Konsumenten belasten und letztlich einen Image-Schaden für die österreichischen Milchbauern bedeuten."

 

Wlodkowski: Konsens bei Milchgipfel - Preisabsturz verhindert
Weitere Gespräche LK Österreich, Lebensmittelhandel, Molkereien vereinbart
Wien (lk) - "Durch das heutige Spitzengespräch zwischen den Vertretern der LK Österreich, des Lebensmittelhandels und der Molkereien konnte ein weiterer Preisabsturz beim Bauernmilchpreis verhindert werden. Das deutsche Preisniveau liegt derzeit um durchschnittlich 7 Cent je Kilogramm Milch unter den österreichischen Preisen. Es wurde Einigung darüber erzielt, das der Lebensmittelhandel Milch nicht als Schleuderartikel verwenden wird. Dadurch werden die Molkereibetriebe in die Lage versetzt, den Bauern weiterhin einen stabilen Milchpreis auszuzahlen. In weiteren Gesprächen in den kommenden Wochen soll zudem ein Ausgleich für die stark steigenden Kosten auf Bauernseite erreicht werden", stellte Gerhard Wlodkowski, Präsident der LK Österreich, fest.

"Ich bin zuversichtlich, dass durch diese positiven Signale von Handel und Molkereien die Situation nicht weiter verschärft wird. Wir werden ganz genau darauf achten, dass alle Zusagen auch eingehalten werden. Für Handel und Molkereien ist die LK Österreich Ansprechpartner für die in Aussicht genommenen weiteren Gespräche", so Wlodkowski abschließend.

 

Pirklhuber: Milchpreis-Gipfel fand ohne Vertreter der IG Milch statt
Versagen von Wlodkowski und BM Pröll
Wien (grüne) - "Es ist völlig unakzeptabel, dass der sogenannte ‚Milchpreis-Gipfel' ohne die VertreterInnen der IG-Milch, die in Österreich den Milchstreik initiiert haben, stattgefunden hat", kritisiert der Landwirtschaftssprecher der Grünen, Wolfgang Pirklhuber, die Vorgangsweise von Landwirtschaftskammerpräsident Wlodkowski. "Auch Bundesminister Pröll hat bisher versagt, denn er hat die streikenden Bäuerinnen und Bauern der IG-Milch ebenso wenig eingebunden, wie die Agrarsprecher im Parlament", kritisiert Pirklhuber.

"Da die IG Milch weiterhin ausgegrenzt wird, lade ich während der kommenden Plenartage am 5./6. Juni die VertreterInnen der IG Milch sowie die Agrarsprecher der Parteien zu einem runden Tisch ein, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen", kündigt Pirklhuber an, der auch stv. Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses ist.

"In den vergangenen Tagen wurde für die Milchbauern und -bäuerinnen auch schmerzhaft sichtbar, dass der Bauernbund den Kampf für einen gerechten und kostendeckenden Erzeugerpreis vorerst ablehnte, ja sogar dagegen arbeitete und erst nachdem viele Bäuerinnen und Bauern sich beteiligten, einen Schwenk vollzog", kommentiert Pirklhuber die Kleinmütigkeit der größten Bauernorganisation in Österreich. Bei einem EU-Parlamentariertreffen der Agrarausschuss-Vorsitzenden der nationalen Parlamente in Laibach im Rahmen der slowenischen Ratspräsidentschaft hat Pirklhuber die EU-Kommissarin Fischer-Boel auf den Milch-Lieferboykott angesprochen. "Der Lieferboykott der Milchbäuerinnen und Milchbauern ist eine Hilfe-Signal und zeigt, dass die Agrarpolitik in Europa dringend reformiert werden muss", deponierte Pirklhuber diesen Wunsch bei der Kommissarin und erhielt Unterstützung von anderen Delegationsteilnehmern aus Deutschland, Griechenland und Italien.

 

LR Stockinger: "Nehme Angst der Bauern ernst"
Milchpreisgarantie soll Weg zurück an den Verhandlungstisch ebnen
Linz (lk) - Der Milchlieferstreik bringt die tiefe Angst der Bauern vor neuen Schleuderaktionen des Handels und weiteren Milchpreissenkungen zum Ausdruck. Genau diese Entwicklung hat in Deutschland ja das Fass zum Überlaufen gebracht.

"In Österreich ist die Milchpreis-Situation derzeit zwar noch deutlich besser als in Deutschland, auf den Höfen ist aber die Einkommenslage angespannt und die Angst vor einer wieder nach unten gehenden Preisspirale groß - vor allem wegen steigender Energie- und Futterkosten. Sonst würden viele Milchbauern nicht zu so drastischen Mitteln greifen", räumt Oberösterreichs Agrarlandesrat Dr. Josef Stockinger ein.

Um die Situation zu entspannen, fordert Landesrat Stockinger eine verbindliche Zusage von Molkereien und Handel, damit es in Österreich zu keinen weiteren Preisschlachten auf Kosten der Bauerneinkommen kommt. "Mit dieser Garantie, dass der Preis keinesfalls nach unten geht und deutsche Verhältnisse nicht nach Österreich kommen, könnte man wieder zurück an den Verhandlungstisch", so Stockinger.

Landesrat Stockinger: "Bilder von weggeschütteter Milch tun im Herzen weh, dafür gibt es kein Verständnis bei Bauern und Konsumenten. Mit dieser Situation kann niemand Freude haben. Tage wie diese sind schmerzvoll für alle, die sich tagtäglich um den Wert der Lebensmittel und um die Qualität bäuerlicher Produkte bemühen."

Oberösterreichs Agrarlandesrat Stockinger betont, dass er sich auch weiterhin mit ganzer Kraft "für eine solche Milchpreisgarantie und eine Lösung des Konflikts über Verhandlungen zwischen Bauern, Molkereien und dem Handel" einsetzen wird. Es geht darum Brücken zu bauen und auch an die Situation nach dem Lieferboykott zu denken.

 

LR Schwärzler: Fünf Punkte für Vorarlberger Milchlösung
Einigung mittels Fünf-Punkte-Plan erzielt
Bregenz (vlk) - Vertreter der Vorarlberg Milch und der Landwirtschaftskammer Vorarlberg einigten sich am 02.06. bei einem Gespräch mit Agrarlandesrat Erich Schwärzler auf 5 Punkte für eine Vorarlberger Milchlösung.

Obmann Reinhard Summer, Obmann-Stellvertreter Reinhard Hofer und Geschäftsführer Raimund Wachter (Vorarlberg Milch), Präsident Josef Moosbrugger (LK Vorarlberg), Nationalrat Norbert Sieber und Landesrat Erich Schwärzler zeigten angesichts der schwierigen Situation für die Milchbauern durch die von verschiedenen Diskont-Ketten in Gang gesetzte Senkung der Milchpreise Verständnis für die betroffenen Bauern: "Es kann nicht sein, dass der Preiskampf im Lebensmittelhandel auf dem Rücken unserer Milchbauern ausgetragen wird. Wir haben deshalb Verständnis für die aktuellen Boykottmaßnahmen vieler Bauern in Deutschland, denen sich auch Vorarlberger Milchbauern angeschlossen haben. Das Wegschütten von Milch ist eine letzte Notbremse, um nachhaltig einen höheren Erzeuger-Milchpreis erzielen zu können. Ein weiteres Nach-Unten-Drehen der Milchpreisspirale durch die Diskonter ist absolut inakzeptabel und muss im Interesse der Erhaltung von heimischen Milch und Milchprodukten als hochwertige Lebensmittel und im Hinblick auf die stetig steigenden Energie- und Produktionskosten verhindert werden", so der einmütige Tenor.

Die Gesprächspartner haben daher die folgenden fünf Punkte für eine Vorarlberger Milchlösung vereinbart:

  1. Auf Grund der aktuellen Situation am Milchmarkt und einer Solidarisierung mit unseren Landwirten wird die Vorarlberg Milch mit 1. Juni 2008 einen Zuschlag zum derzeitigen Milchpreis von 2,5 Cent/kg für 80 Prozent der tatsächlich angelieferten Milchmenge ausbezahlen. Der Milchpreis liegt damit mit 1. Juni 2008 bei 40,03 Cent netto oder 44,50 Cent brutto pro kg.
  2. Start der bewusstseinsbildenden Initiative "Milch ist mehr Wert" über die Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH, um den hohen Wert und die gesellschaftliche Bedeutung der heimischen Milch bzw. Milchproduktion in Vorarlberg transparent aufzuzeigen und die Partnerschaft zwischen Bauer, Milchverarbeiter, Handel und Konsument in Vorarlberg zu stärken.
  3. Keine Lieferung von Milch von Vorarlberger Milchverarbeitungsbetrieben nach Deutschland.
  4. Einsatz bei der Bundesregierung und Europäischen Union für die Erhaltung der Milchquote oder eines vergleichbaren Milch-Mengensystems auch nach 2014, um eine wirtschaftliche Milchproduktion für den Großteil der kleinbäuerlich strukturierten Betriebe, insbesondere im Berggebiet und in den benachteiligten Regionen, auch in Zukunft ermöglichen zu können. Hierbei wird davon ausgegangen, dass sich die deutschen Bauern dieser Vorarlberg-Position anschließen.
  5. Einbringung eines Landtagsantrages für angemessene und gerechte Preise für die Vorarlberger Milchbauern, um unseren Bauern für ihre Produkte - vor allem für ihre Milch - auch in Zukunft faire Preise zu gewährleisten.

"Zu Weltmarktpreisen ist keine Milchproduktion in Vorarlberg möglich", erklärte Landesrat Erich Schwärzler abschließend.

 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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