Inflation springt im Mai auf 3,7%    

erstellt am
16. 06. 08

Treibstoffe und Nahrungsmittel nach wie vor Hauptpreistreiber
Wien (statistik austria) - Die Inflationsrate für Mai 2008 betrug nach Berechnungen der Statistik Austria 3,7%. Damit wies die Teuerung den höchsten Wert seit genau fünfzehn Jahren auf (April 3,3%, März 3,5%, Februar und Jänner jeweils 3,2%). Hauptverantwortlich dafür waren stark gestiegene Preise für Energie (Treibstoffe und Heizöl), die mehr als ein Drittel der Gesamtinflation verursachten. Als zweitstärkster Preistreiber erwiesen sich die Preise für Nahrungsmittel, die weiterhin auf hohem Niveau verharrten und damit mehr als ein Fünftel der Teuerung erklärten. Preisdämpfend wirkten wiederum die Ausgaben für "Nachrichtenübermittlung".

Der Indexstand des Verbraucherpreisindex (VPI) für den Monat Mai 2008 betrug 107,4 (2005=100). Gegenüber dem Vormonat (April 2008) stieg das durchschnittliche Preisniveau um 0,7%.

Die harmonisierte Inflationsrate (HVPI) für den Monat Mai 2008 betrug 3,8% (April 3,4%, März 3,5%, Februar und Jänner jeweils 3,1%), der Indexstand des HVPI (2005=100) lag im Mai 2008 bei 107,74 (April revidiert: 107,15).

Inflationsanalyse: Vergleich zu Mai 2007
Für mehr als ein Drittel der Gesamtinflation zeichnete die Ausgabengruppe "Verkehr" (durchschnittlich +8,7%) verantwortlich. Vor allem massiv gestiegene Treibstoffpreise (insgesamt +27%; Dieseltreibstoff +36%, Superbenzin +18%, Normalbenzin +20%) fachten diese Teuerung an. Insgesamt etwas mehr als 1,0%-Punkte der Gesamtinflation konnten im Mai 2008 auf die Entwicklung der Treibstoffpreise zurückgeführt werden. Die Preise für Wartung und Reparaturen von Fahrzeugen stiegen insgesamt um 4%. Flugtickets verteuerten sich im Jahresabstand um 9%.

Etwa ein Siebentel der Jahresinflation ging auf die Ausgabengruppe "Wohnung, Wasser und Energie" (durchschnittlich +2,7%) zurück. Verteuerungen bei der Haushaltsenergie (insgesamt +6,8%; Heizöl +42%, Strom +1%, Fernwärme +2%; jedoch feste Brennstoffe -2%, Gas -1%) spiegelten hier vor allem die Preisentwicklung bei Heizöl, einem weiteren Mineralölprodukt, wider, das allein 0,3%-Punkte der Gesamtinflation verursachte. Material für die Instandhaltung und Reparatur von Wohnungen wurde um durchschnittlich 4% teurer (Zement +8%, Hydratkalk +7%, Ziegelstein und Holzverkleidung jeweils +6%, Isolierglaskippfenster +3%). Betriebskosten für Wohnungen gingen um durchschnittlich 2% zurück (Betriebskosten für Mietwohnungen unverändert, für Eigentumswohnungen -7%).

Die Ausgabengruppe "Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke" (durchschnittlich +6,9%) verursachte fast ein Viertel der Inflationsrate. Hauptverantwortlich waren fast ausschließlich die Preise für Nahrungsmittel (durchschnittlich +7,2%), die nunmehr seit acht Monaten etwa 0,8%-Punkte zur Gesamtinflation beitrugen. Molkereiprodukte und Eier verzeichneten durchschnittliche Preisanstiege von 16%. Käsepreise stiegen insgesamt um 20% (Gouda +20%, Emmentaler und Frischkäse jeweils +19%, Camembert +24%, Mozzarella +17%). Trotz des leichten Preisrückgangs von 2% von April 2008 auf Mai 2008 konnten die Preissteigerungen des letzten Jahres nur marginal kompensiert werden. Vollmilch war weiterhin um 12% teurer als vor einem Jahr. Schlagobers verteuerte sich um 18%, Sauerrahm um 17% und Fruchtjoghurt um 14%. Die Preise für Eier waren insgesamt um 13% höher als vor einem Jahr. Brot und Getreideerzeugnisse wurden insgesamt um 11% teurer (Teigwaren +41%, Gebäck +10%, Spezialbrot +9%, Weißbrot +8%, Butterkekse +17%, Nussgebäck +7%, Mischbrot +8%, Topfengolatsche +6%). Fleisch und Fleischwaren kosteten im Jahresabstand um durchschnittlich 4% mehr (Putenbrustfleisch +14%, Toastschinken +5%, Rindschnitzelfleisch +10%, Brathuhn +8%, Dauerhartwurst +4%). Die Preise für Speisefette und -öle waren insgesamt um 15% höher (Butter +14%, gemischtes Pflanzenöl +31%, sortenreines Pflanzenöl +26%). Zucker, Marmelade, Honig und Süßwaren verzeichneten insgesamt Preisanstiege von 5%, verursacht überwiegend durch deutliche Verteuerungen bei Vollmilchschokolade und Schokoriegeln (jeweils +8%). Gemüse wurde durchschnittlich um 2% teurer (Häuptelsalat +17%, Karfiol +22%, Paprika +9%, jedoch Zwiebeln -15%). Die Obstpreise hingegen waren im Jahresabstand insgesamt preisstabil (Pfirsiche/Nektarinen -39%, jedoch Zitronen +49%). Die Preise für alkoholfreie Getränke stiegen durchschnittlich um 4,0%, wofür hauptsächlich deutliche Preisanstiege bei Orangensaft (+13%) verantwortlich waren. Aber auch Bohnenkaffee (+3%) wurde teurer.

Einziger Inflationsdämpfer im Jahresabstand war die Ausgabengruppe "Nachrichtenübermittlung" (durchschnittlich -3,6%), wofür vor allem die Preisrückgänge bei Telefon- und Telefaxdiensten (insgesamt -2,7%; Internetentgelt -17%, Gesprächsentgelt Mobiltelefon -2%) verantwortlich waren. Telefonapparate und Telefaxgeräte verzeichneten insgesamt starke Preisreduktionen (durchschnittlich -42,1%; Mobiltelefongerät -53%), da einige Mobilfunkanbieter Aktionen beim Aktivierungsentgelt offerierten.

Kurzfristanalyse: Veränderungen zu April 2008: +0,7%
Für etwa die Hälfte der durchschnittlichen Veränderungsrate von 0,7% war die Ausgabengruppe "Verkehr" (durchschnittlich +2,2%) verantwortlich, die damit zum dominierenden Hauptpreistreiber im Monatsabstand wurde. Größtenteils konnte dies auf die Preisentwicklung bei Treibstoffen (insgesamt +6%; Dieseltreibstoff +7%, Superbenzin und Normalbenzin jeweils +5%) zurückgeführt werden. Flugtickets verteuerten sich im Monatsabstand um 15%.

Nahezu ausschließlich die starke Verteuerung der Heizölpreise (+10%) ließ die Ausgabengruppe "Wohnung, Wasser und Energie" durchschnittlich um 0,5% ansteigen. Als zusätzlicher Preistreiber erwiesen sich zudem Ausgaben für Maurerarbeiten (+4%).

In der Ausgabengruppe "Freizeit und Kultur" (durchschnittlich +1,6%) wurden Pauschalreisen saisonbedingt insgesamt um 7,9% teurer (Flugpauschalreisen +7%, Städteflug +17%). Preisdämpfend wirkten Ausgaben für Spiel- und Hobbywaren (durchschnittlich -7%; PC-CDRom-Spiel -42%).

Ebenfalls als Preistreiber erwies sich die Ausgabengruppe "Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke" (durchschnittlich +0,4%). Preisreduktionen bei Vollmilch (-2%) und Obst (durchschnittlich -2%; Pfirsiche/Nektarinen -19%) konnten die Preisanstiege für Gemüse (durchschnittlich +4%; Eisbergsalat +31%) und Wurstwaren (durchschnittlich +1%; Toastschinken +5%) nur teilweise kompensieren. Bohnenkaffee wurde durchschnittlich um 5% teurer.

Stärkster Inflationsdämpfer im Monatsabstand war die Ausgabengruppe "Hausrat und laufende Instandhaltung des Hauses" (durchschnittlich -0,4%), wo Schlafzimmermöbel durchschnittlich um 2% billiger wurden.

Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) im Mai 2008: +3,8%
Der Indexstand des für die Europäische Währungsunion berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI; 2005=100) betrug im Mai 107,74 (April revidiert: 107,15). Mit 3,8% stieg die Inflationsrate im HVPI gegenüber dem Vormonat deutlich an (April 3,4%, März 3,5%, Februar und Jänner jeweils 3,1%). Sie war zudem auch höher als die Teuerungsrate des VPI, da im HVPI die Ausgaben von Touristen in Österreich enthalten sind und daher die beiden Ausgabengruppen "Verkehr" sowie "Restaurants und Hotels" stärker gewichtet sind als im VPI. Somit erhöhten die starken Treibstoffpreiserhöhungen den HVPI um 0,25%-Punkte und die Preissteigerungen für Bewirtungsdienstleistungen um weitere 0,17%-Punkte. Gegenüber dem VPI hatten die Materialausgaben zur Wohnungsinstandhaltung in der Ausgabengruppe "Wohnen, Wasser und Energie" einen dämpfenden Effekt von etwas mehr als 0,1%-Punkten auf den HVPI, da Ausgaben in Zusammenhang mit Wohnungseigentum im HVPI nicht enthalten sind.
Der Preisindex für Pensionistenhaushalte (PIPH) im Mai 2008: +3,7%

Die Teuerungsrate des PIPH lag im Mai 2008 bei 3,7% (April revidiert 3,3%, März 3,5%, Februar 3,4%, Jänner 3,6%) und war damit gleich hoch wie die des VPI. Der Indexstand des PIPH (2005=100) für den Monat Mai 2008 betrug 108,3 (April revidiert: 107,7). Die Hauptpreistreiber sind identisch mit jenen des VPI: "Verkehr" (+8,3%), "Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke" (+6,7%) und "Wohnung, Wasser und Energie" (+3,3%).

Obwohl die Preissteigerungen in den Ausgabengruppen "Gesundheitspflege" (+2,5%) und "Verschiedene Waren und Dienstleistungen" (+3,2%) im PIPH eine größere Bedeutung haben als im VPI, konnte der preistreibende Effekt dieser beiden Gruppen im PIPH durch die geringere Bedeutung der überdurchschnittlichen Preissteigerungen in der Ausgabengruppe "Verkehr" vollständig kompensiert werden. Die jüngsten Preissteigerungen von Mineralölprodukten haben aufgrund des geringen Ausgabenanteils in Pensionistenhaushalten einen geringeren Einfluss auf deren Inflationsrate als auf den Gesamtindex, der alle österreichischen Haushalte widerspiegelt.
 
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