Dem "Fahrenden Schlachthof" droht jetzt das Aus   

erstellt am
19. 06. 08

Reichenau (nöwpd) - Einem innovativen niederösterreichischen Vorzeigeunternehmen in Sachen Tierschutz und Lebensmittelqualität droht das Ende. Herbert Schwaiger, Betreiber des "Fahrenden Schlachthofes", sieht sich nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten gezwungen, seine mobilen Schlachtungen einzustellen. "Ich hatte vorgehabt, heuer noch einmal neu durchzustarten und wieder mit Schlachtungen bei den Bauern zu beginnen. Damit sich das für mich rechnet, brauche ich pro Woche mindestens zehn Kühe, deren Fleisch ich weiterverkaufen muss. Andernfalls zahle ich drauf", klagt Schwaiger dem NÖ Wirtschaftspressedienst. Da Schwaigers Schlachtmethode mit der Konkurrenz der großen Schlachthöfe und den Fleischpreisen des Handels nicht mithalten kann, versucht er sein Glück in der Vermarktung seiner Patente im nahen und fernen Ausland.

Der 63jährige Biolandwirt aus Reichenau an der Rax ist ein überzeugter Verfechter der stressfreien Hausschlachtung: "Wenn die Tiere nicht bemerken, dass sie sterben müssen, ist ihr Fleisch messbar energiereicher und schmackhafter", sagt er. Die Auswirkungen, die natürliche Nahrungsmittel auf den Menschen haben, seien enorm. "Denn was wir zu uns nehmen, hat Einfluss auf unsere Gesundheit und unsere Gemütsverfassung", hat er herausgefunden.

Schwaigers Schlachtmethode sieht vor, dass der als Schlachthof dienende Spezial-Lkw direkt beim Bauern vorfährt. Die Tiere werden am Hof sanft, und ohne dass sie es wahrnehmen, betäubt und getötet und sofort an Ort und Stelle verarbeitet. Die Vorteile dieser Methode nennt Schwaiger: "Die Tiere sterben völlig stress- und angstfrei in ihrer Umgebung, im besten Fall versorgt mit den letzten Streicheleinheiten ihres Besitzers."

Die Entsorgung des Blutes und des Panseninhalts direkt am Schlachtort reduziert nicht nur das Transportgewicht und die Transportkosten um 40 bis 60 Prozent, sondern auch die Kosten der Abfallentsorgung, die zumeist die Gemeinden tragen. Den größten Vorteil sieht Schwaiger jedoch beim Konsumenten: "Durch meine Methode wird eine viel bessere Fleischqualität erzielt. Es erfolgt kein Adrenalinausstoß infolge von Stress und Panik, das Fleisch reift besser, ist energiereicher und haltbarer."

Um seine Theorie von gesunden Nahrungsmitteln und sein Engagement dafür zu untermauern, beruft sich Schwaiger auf eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Oxford. In einer Justizanstalt dieser Stadt waren der Hälfte der inhaftierten jungen Menschen neun Monate lang spezielle gesunde Vitamine, essentielle Fettsäuren und Spurenelemente verabreicht worden, worauf man feststellte, dass bei dieser Gruppe Aggressivität und Verstöße gegen die Haftordnung um ein Drittel zurückgingen.

So groß seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten hierzulande sind, so gefragt ist Schwaiger mit seiner Methode im Ausland: "Derzeit laufen sechs Projekte nach meinem Patent in Ungarn. Auch gibt es großes Interesse, meine mobilen Schlachtsysteme 2009 in die Mongolei zu exportieren."

http://www.mobile-schlachtsysteme.at
 
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