Bischöfe: Möglichst alle Pfarrgemeinden sollen erhalten bleiben   

erstellt am
19. 06. 08

Fragen zur Seelsorge standen im Mittelpunkt der Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Mariazell
Mariazell (pew) - Anstehende Herausforderungen in der Seelsorge sind im Mittelpunkt der Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz gestanden, die am Mittwoch in Mariazell zu Ende gegangen ist. Wie es in der offiziellen Presseerklärung heißt, bleiben in der Seelsorge zwei Prinzipien leitend: In Österreichs Diözesen sollen die bestehenden Pfarrgemeinden möglichst erhalten bleiben, zugleich soll die pastorale Zusammenarbeit über die Pfarrgrenzen hinweg verstärkt werden. Wörtlich halten die Bischöfe fest: "Alle Anpassungen in der Struktur der Seelsorge dienen dem Ziel, den Menschen das Evangelium zu bringen." Die Gestalt des Völkerapostels Paulus, dessen Wirken die Kirche mit dem Paulusjahr heuer besonders in den Blick nimmt, sei dafür eine Inspiration, so die Bischöfe.

In der Presseerklärung nehmen die Bischöfe auch zur bisherigen Praxis der Taufspendung durch Laienchristen in der Diözese Linz Stellung, die von Bischof Ludwig Schwarz im Hinblick auf die weltkirchlichen Voraussetzungen korrigiert worden war. Die Bischöfe halten fest, "dass die Mitwirkung der Pastoralassistenten und -assistentinnen bei der sorgsamen Vorbereitung auf die Taufe ein sehr bedankenswerter Beitrag im Ganzen der Seelsorge einer Diözese ist".

Zugleich betonen sie aber, dass die Taufspendung in der katholischen Weltkirche grundsätzlich Bischöfen, Priestern und Diakonen vorbehalten ist. Die österreichische Bischofskonferenz sieht – ebenso wie die Deutsche Bischofskonferenz - nicht die Notwendigkeit, dass Laien mit der Leitung von Tauffeiern beauftragt werden. Ausgenommen davon sei die Nottaufe im Fall von Todesgefahr.

Mit Hunger nicht abfinden

Angesichts der dramatischen weltweiten Hungerkrise appellieren die Bischöfe eindringlich an die österreichische Bundesregierung, hier ihren Beitrag der Menschlichkeit zu leisten und die europaweite Verpflichtung einzuhalten, die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit bis 2010 auf 0,51 Prozent des Bruttonationalprodukts und bis 2015 auf 0,7 Prozent zu erhöhen. Diese zusätzlichen Mittel müssten für die Armutsbekämpfung eingesetzt werden, fordern die Bischöfe. Nur so könne erreicht werden, dass die Millenniumsziele der Vereinten Nationen (Halbierung des Hungers bis 2015) Wirklichkeit werden. Wörtlich halten die Bischöfe in der Presseerklärung fest: "Hunger raubt den Menschen die Lebenschancen und den Lebensmut. Hunger ist eine weltweite, große Wunde, die niemand unberührt lassen kann."

Flüchtlingen aus dem im Irak helfen

Sehr besorgt äußern sich die Bischöfe auch zur Situation im Irak. Das Leid der Bevölkerung sei unermesslich, "auch wenn es nicht mehr Schlagzeilen macht, weil sich die Aufmerksamkeit der Medien auf neue Schauplätze verlagert hat". Alle Bevölkerungsgruppen seien davon betroffen, besonders die christliche aber auch andere religiöse Minderheiten, sowie auch Muslime. Die Bischöfe beklagen, dass sich im Irak die Balkan-Tragödie der 90er-Jahre wiederhole: "Die Politik setzt das schmähliche Mittel der 'ethnisch-religiösen Säuberung' ein, um sich Einflusszonen zu sichern."

Wörtlich heißt es in der Presseerklärung: "Die katholische Kirche in Österreich kann angesichts dieser Tragödie nicht schweigend zuschauen. Daher ersuchen die österreichischen Bischöfe die Bundesregierung, für Flüchtlinge aus dem Irak - insbesondere für Angehörige der religiösen Minderheiten - eine Aufnahmemöglichkeit in Österreich zu schaffen."

Dies werde auch bereits in mehreren EU-Staaten - so in Frankreich und Deutschland - diskutiert; ein Vorbild könnte die Aufnahme der vietnamesischen "Boat people" in den 80er-Jahren sein, so die österreichischen Bischöfe, die zugleich dafür eintreten, dass ein Hilfsprogramm für irakische Flüchtlinge in Syrien und Jordanien entwickelt wird. Ebenso erscheine es angebracht, für die vielen christlichen Inlandsflüchtlinge im nordirakischen Kurdengebiet Vorsorge zu treffen, damit sie Unterkunft und Arbeit finden können, heißt es in der Erklärung.

Die österreichische Bundesregierung wird dazu aufgerufen, nach dem Vorbild der Aktivitäten während der Balkankriege der 90er-Jahre eine großzügige Hilfsaktion für die bedrängten Menschen aus dem Irak in die Wege zu leiten.

Plädoyer für Institution Ehe

In ihrer Presseerklärung lehnen die Bischöfe entschieden den vom Justizministerium vorgelegten Entwurf zur zivil- und strafrechtlichen Regelung von Lebenspartnerschaften ab. Sie warnen eindringlich vor einer De-facto-Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften mit Ehe und Familie und halten fest, dass die Institution Ehe, die auf Familiengründung ausgerichtet ist und mit der Zeugung und Erziehung der Kinder gesellschafts- und staatserhaltend wirkt, aus guten Gründen seit jeher unter besonderem rechtlichen Schutz des Staates steht.

Wörtlich hält die Bischofskonferenz fest: "Eine rechtliche Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften mit der Ehe würde eine Bagatellisierung der Ehe und ihre Diskriminierung bedeuten, weil homosexuelle Partnerschaften die Zielsetzungen der Ehe nicht zu erfüllen vermögen."

Die Bischöfe geben auch ihrer Befürchtung Ausdruck, dass das Eherecht in Zukunft ausgehöhlt werden soll. So könnte es dazu kommen, dass gleichgeschlechtlichen Paaren auch das Adoptionsrecht und die Möglichkeit zur künstlichen Befruchtung eingeräumt wird. Man dürfe aber Kindern nicht von vornherein verunmöglichen, Mutter und Vater zu haben.

Die Bischöfe argumentieren auch, dass das im Entwurf des Justizministeriums enthaltene uneingeschränkte sogenannte "Diskriminierungsverbot" für Lebenspartnerschaften auf schwerwiegende verfassungsrechtliche Bedenken stoße. Eine solche Bestimmung würde einen Eingriff in die von der Verfassung garantierte innere Freiheit der katholischen Kirche und der anderen, vom Staat anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften bedeuten. Die katholische Kirche lehre den Respekt vor jedem Menschen, unabhängig von der sexuellen Orientierung; sie müsse aber in der Auswahl von Personen für bestimmte Aufgaben und Ämter die Möglichkeit haben, die Bedingungen und Voraussetzungen frei festzulegen und dementsprechend vorzugehen.

Insgesamt entstehe der Eindruck, so die Bischöfe, dass die österreichische Regierung zu wenig tut, "um die drängenden gesellschaftlichen Fragen - wie z.B. die demografische Entwicklung und die Förderung der Familie, die auf der dauerhaften Ehe zwischen Mann und Frau basiert - zu bewältigen".

Erzdiözese Wien: http://stephanscom.at
 
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