Positive Signale für Österreichs Zukunft   

erstellt am
26. 06. 08

Forschungs- und Technologiebericht 2008 liegt dem Nationalrat vor
Wien (pk) - Der jährlich erscheinende österreichische Forschungs- und Technologiebericht ist eine Zusammenstellung von aktuellen Daten, Befunden und Einschätzungen zur österreichischen Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik und bietet einen Überblick über die Position Österreichs in diesem Politikfeld. Der vorliegende Bericht wurde im Auftrag des Wissenschafts- und des Innovationsministeriums erstellt.

Aktuelle Entwicklungen

Auch im Jahr 2008 werden sich die F&E-Ausgaben in Österreich sehr erfreulich entwickeln. Lag deren Anteil 2007 bei 2,55 Prozent, so darf man für 2008 mit 2,63 Prozent rechnen. Die heimische F&E-Quote übertrifft damit sowohl den Durchschnitt der EU-Mitgliedsländer als auch den Vergleichswert der OECD-Staaten. Besonders der Anteil des Unternehmenssektors, der den überwiegenden Teil der österreichischen F&E-Ausgaben finanziert, entwickelt sich in den letzten Jahren sehr dynamisch. Ebenso konnte der öffentliche Sektor seinen Finanzierungsbeitrag beträchtlich steigern.

Auch die zuletzt erschienene Ausgabe des "European Innovation Scoreboard" weist für Österreich eine gute Innovationsperformance auf. Österreich liegt im Gesamtranking an 8. Stelle und gemeinsam mit Irland, Luxemburg, Frankreich, Belgien und den Niederlanden im guten Mittelfeld. Seit 2003 weist Österreich zudem die höchste Dynamik unter den "EU 15" auf, wobei die Tendenz weiter steigend ist. Europaweit führend in Sachen Innovation sind auch weiterhin Schweden, Finnland, Dänemark und Deutschland.

Zwar habe die österreichische Forschungs- und Technologiepolitik 2007 mit der Einführung von Innovationsschecks, der Einrichtung des Klima- und Energiefonds sowie dem österreichischen Forschungsdialog wesentliche Schritte in der Weiterentwicklung dieses Politikfeldes gesetzt, doch würden sich, heißt es in dem Bericht, die Wirkungen und Ergebnisse dieser Aktivitäten erst in den nächsten Jahren vollständig beurteilen lassen.

Bemerkenswert sei, dass Österreichs Unternehmer in den letzten 10 Jahren ihre Forschungsanstrengungen beträchtlich erhöht hätten. Österreich sei gemeinsam mit Deutschland, Dänemark und Finnland eines jener Länder in der EU, in denen die Ausgaben für F&E im Unternehmenssektor relativ zum BIP am deutlichsten gestiegen seien, hält der Bericht fest. Mit diesem quantitativen Zuwachs vollziehe sich aber auch ein qualitativer Wandel.

Dieser zeige sich unter anderem in einer Analyse des österreichischen Patentportfolios. Traditionelle Stärken wie Materialwissenschaften, Werkzeugmaschinen und Bauwesen konnten beibehalten werden, während Schwächen in Informationstechnologien, Medizintechnik oder Halbleitern reduziert werden konnten bzw. sich sogar in Stärken gewandelt haben.

Ein ähnlicher qualitativer und quantitativer Wandel im österreichischen Unternehmenssektor lässt sich auch in einer Branchenperspektive erkennen. In nahezu allen Branchen erhöhte sich die F&E-Intensität. Zugleich ist ein langsamer Strukturwandel hin zu F&E-intensiveren Branchen zu verzeichnen. Trotz deutlicher Anzeichen eines Wandels stützt die Analyse aber nach wie vor die Einschätzung, dass das österreichische Strukturparadoxon fortbesteht: Österreichische Unternehmen sind besonders in traditionellen Branchen spezialisiert und hier auch sehr wettbewerbsfähig.

Bei kleinen, jungen und innovativen Unternehmen ist oft die nötige Kapitaldeckung über traditionelle Finanzierungsquellen schwer, so der Bericht. Hieraus ergebe sich eine besondere Bedeutung von "Private Equity und Venture Capital" für Innovation und Wachstum. Die Verringerung von Wohlfahrtsverlusten durch Marktversagen, der positive Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Strukturwandel sowie zusätzliche Wachstumsimpulse sind drei gute Gründe, warum die Politik "Private Equity und Venture Capital" besondere Aufmerksamkeit schenken sollte. Das Hauptaugenmerk liege dabei neben der Notwendigkeit von öffentlicher Förderung auf der Schaffung optimaler Rahmenbedingen, resümiert der Bericht.

Eine der wesentlichsten langfristigen Herausforderungen für die Politik ist die Bewältigung des Klimawandels, konstatiert der Bericht weiter. Technologische Innovationen sind auch hier einer der zentralen Lösungsansätze, denn für einen Wandel in Richtung nachhaltiger und klimaschonender Wirtschaftsstrukturen müssten langfristig radikal neue technologische Lösungen entwickelt werden. Zielgerichtete technologische Förderprogramme können diesen Wandel beschleunigen und sowohl positive ökologische als auch ökonomische Effekte generieren. Neben der größeren Unabhängigkeit von Energieimporten und der Vermeidung von Emissionen kann die Investition in die Entwicklung energie- und emissionseffizienter Technologien auch Exportchancen für Umwelttechnologieproduzenten schaffen.

Universitäten im Wandel
Universitäten sind im Innovationssystem die wichtigsten Quellen für neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Eine weitere Aufgabe von Universitäten besteht in der Ausbildung hochqualifizierter Humanressourcen, so der Bericht. Die Teilnahme am Bologna-Prozess und das Inkrafttreten des UG 2002 haben die Rahmenbedingungen für die Erfüllung dieser beiden Aufgaben wesentlich verändert und werden auch die weitere Entwicklung während der nächsten Jahre beeinflussen, zeigen sich die Autoren des Berichts überzeugt.

Ein Beispiel dafür sei die Entwicklung der Drittmittelfinanzierung. Es sinke der Anteil der Zuwendungen, die Hochschulen von der öffentlichen Hand ohne Zweckbindung erhielten. Gleichzeitig steigt der Anteil der Mittel aus antragsorientierter Forschung, wobei ein wesentlicher Teil dieser Mittel vom Fonds für wissenschaftliche Forschung stammt. Ebenso steigt der Anteil der Hochschulfinanzierung durch Unternehmen und ausländische Organisationen, ist dem Bericht zu entnehmen.

Mit dem Inkrafttreten des UG 2002 sind österreichische Universitäten verpflichtet, Wissensbilanzen zu publizieren. Diese Wissensbilanzen sind eine Darstellung und Bewertung des intellektuellen Kapitals der Universität. Damit wird über strategische Schwerpunktsetzung, Personalentwicklung, Forschungsoutputs, Drittmittelfinanzierung und Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen Auskunft gegeben. Die Wissensbilanz ist damit neben Leistungsvereinbarung und Evaluierung ein wichtiges Steuerungsinstrument für Universitäten und liefert darüber hinaus wertvolle Informationen für die Wissenschafts- und Bildungspolitik, meinen die Autoren des Berichts.

Mit dem Bologna-Prozess und der steigenden Nachfrage nach wissenschaftlichem Personal verändert sich auch die bisher übliche Form des Doktoratsstudiums. Verschiedene Universitäten haben Doktoratsprogramme eingerichtet, in denen Studierende in enger thematischer Abstimmung in einer Gruppe und mit einer promotionsbezogenen Finanzierung arbeiten. Die Dissertation dient vor allem zur Vorbereitung einer wissenschaftlichen Laufbahn. Auch hier zeichnen sich strukturelle Änderungen ab, welche zielorientierter und damit effektiver die notwendigen Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Karriere bieten sollen, heißt es in dem Bericht.

Internationalisierung
Als kleine offene Volkswirtschaft ist Österreich in hohem Maße auf eine starke internationale Einbindung und Vernetzung angewiesen. Das österreichische Innovationssystem ist heute wesentlich stärker internationalisiert als noch vor 20 Jahren. Treibende Kräfte sind hier einerseits die Investitionen ausländischer multinationaler Unternehmen in Österreich, andererseits die Teilnahme an den europäischen Rahmenprogrammen für Forschung und technologische Entwicklung.

Österreich ist allerdings nicht nur Zielland für F&E-Investitionen. Österreichische Unternehmen betreiben immer öfter Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Ausland. Dabei stehen meistens Expansions- und Marktmotive im Vordergrund. Deshalb sind diese Auslandsaktivitäten in vielen Fällen eine Ergänzung, aber kein Ersatz der F&E-Aktivitäten des jeweiligen Unternehmens im Inland.

Der bedeutendste Impuls zur Internationalisierung von F&E von Seiten der Politik ist, so der Bericht, die Schaffung eines gemeinsamen, über die nationalstaatlichen Grenzen hinausgehenden europäischen Forschungsraums. Wichtigstes Instrument zur Schaffung dieses Raums ist das EU-Rahmenprogramm. Österreichische Organisationen nahmen am 6. Rahmenprogramm sehr aktiv teil. Insbesondere bei den "neuen Instrumenten", die eine Zusammenarbeit vieler Partnerorganisationen forcieren, ist die österreichische Beteiligung groß.

Frauen in der Forschung

Die Situation von Frauen in Forschung und Entwicklung ist in den letzten Jahren verstärkte Aufmerksamkeit zuteil geworden. Hintergrund dieses Interesses ist der Umstand, dass in Österreich vergleichsweise wenig Frauen in Forschung und Entwicklung tätig sind. Die Autoren des Berichts kommen zu dem Schluss, dass sich die Kluft zwischen Frauen- und Männeranteilen in Wissenschaft, Forschung und Entwicklung langsam verringert, was sich unter anderem daran ablesen lasse, dass immer mehr Frauen in F&E tätig sind, immer mehr Forschungsanträge von Frauen stammten und die Absolventinnenzahlen in den meisten wissenschaftlichen Disziplinen zunähmen.

Die größten Herausforderungen liegen nach wie vor in der Steigerung der Studentinnen- und Absolventinnenzahlen in den für F&E wesentlichen Ingenieurswissenschaften sowie in der Aktivierung der noch stark unterrepräsentierten Forscherinnen für den Unternehmenssektor, wobei besonderes Augenmerk auf die Besetzung höherer Positionen zu legen wäre. Hinsichtlich Einkommen, der Übernahme von Führungsfunktionen und anderer objektiver Karrieremerkmale hat sich die Situation von Frauen in Forschung und Entwicklung nur unwesentlich verändert, hält der Bericht fest. Hier bestehe nach wie vor Handlungsbedarf.

Zukünftige Herausforderungen liegen auch in einer nachhaltigen Etablierung veränderter Strukturen: Arbeitsorganisation und Arbeitskultur in Unternehmen, die Verfügbarkeit von Betreuungseinrichtungen sowie Karriere- und Rollenbilder müssten verändert werden, wenn Frauen die gleichen Chancen im Arbeitsfeld F&E vorfinden sollen, schließen die Autoren.

Der Jahresbericht 2007 des Wissenschaftsfonds und eine umfangreiche Faktendokumentation zu Forschungsförderung und Forschungsaufträgen runden den Bericht ab.
 
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