20 Jahre "Flughafenkapelle" in Wien-Schwechat    

erstellt am
02. 07. 08

Auf Initiative des Wiener Tourismusseelsorgers Joseph Farrugia entstand 1988 ein interreligiöser Andachtsraum im internationalen Flughafen
Wien (pew) - Ein "ruhiger Platz an einem besonders hektischen Ort": Das ist der interreligiöse Andachtsraum auf dem Flughafen Wien-Schwechat. Vor genau 20 Jahren wurde er auf Initiative des katholischen Wiener Tourismusseelsorgers Joseph Farrugia im "Priority Terminal" des Flughafens errichtet. Das Jubiläum wird am 3. Juli begangen.

Jährlich landen und starten rund 20 Millionen Flugpassagiere in Schwechat. Joseph Farrugia - aus Malta stammend und im "Hauptberuf" Pfarrer der Votivkirche - ist bereits seit 25 Jahren als Seelsorger am Flughafen tätig. Damals habe es eine kleine Kapelle auf dem Flughafen gegeben, die auf Initiative eines ständigen Diakons eingerichtet wurde, der im Kontrollturm beschäftigt war, berichtet Farrugia im Gespräch mit "Kathpress" über die Anfänge der katholischen Seelsorge auf dem Flughafen. Außer für private Gebete sei die Kapelle aber nicht regelmäßig genutzt worden.

Nach seiner Ernennung zum Tourismusseelsorger der Erzdiözese Wien begann Farrugia als Priester im Flughafengebäude präsent zu sein. "Ich habe gedacht, ich probier' jetzt einmal aus, ob es einen Bedarf für einen Flughafenseelsorger gibt", erinnert sich Farrugia. Seit damals ist er jeden Freitag von 10 bis 13 Uhr in den Gebäuden unterwegs und als Seelsorger sowohl für die Passagiere als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Flughafens da.

"Am Anfang wurde ich angeschaut wie ein exotisches Tier", so Farrugia. Mittlerweile würden sich die Menschen bei ihm erkundigen, wenn er einmal an einem Freitag nicht vorbei geschaut habe. Viele Mitarbeiter der österreichischen Fluglinie "Austrian" kennen den Priester auch deswegen, weil er sie in Workshops mit Basiswissen über die Weltreligionen informiert. "Ich bin einer der ältesten Mitarbeiter am Flughafen. Der Vorstand hat schon ein paar Mal gewechselt - ich nicht", erzählt Farrugia schmunzelnd.

In seiner Zeit als Flughafenseelsorger ist der Flughafen stetig gewachsen. Bei einem der Ausbauschritte vor 20 Jahren hat Farrugia den Vorstand des Flughafens um einen besseren Andachtsraum gebeten. "Die Idee war von Anfang an ein interreligiöser Raum, wo alle Religionen ihre Gottesdienste feiern und ihr Gebet halten können", so Farrugia.

Im "Priority Terminal" des Flughafens gibt es seit damals einen Andachtsraum, den Gläubige aller Religionen nutzen können. Das Evangelium liegt genauso auf wie der Koran, die Tora oder buddhistische Gebetbücher. Viele Passagiere nutzen den Raum, und auch für die Flughafenmitarbeiter ist der Andachtsraum ein Ort, wo sie in schwierigen Lebenssituationen hingehen.

Jeweils um 8 Uhr wird am Sonntag ein katholischer Gottesdienst gefeiert, der für die Passagiere via Lautsprecher angekündigt wird. Vor wenigen Wochen ist dabei einer der Herzenswünsche von Pfarrer Farrugia wahr geworden. Er hatte in der Flughafen-Kapelle gerade mit der Sonntagsmesse begonnen, als ein Muslim etwas schüchtern zur Tür hereingeschaut habe, erzählt Farrugia. Der Mann habe die Tür gleich wieder geschlossen, sei aber dann doch hereingekommen, habe sich die Schuhe ausgezogen und sich mit einem Gebetsteppich im hinteren Bereich des Andachtsraumes hingekniet. "Während ich die Heilige Messe gefeiert habe, hat er auf seine Weise zu Gott gebetet", erzählt Joseph Farrugia.

Erzdiözese Wien: http://stephanscom.at
 
zurück