Langsamere Konjunktur beschert Österreichs Fahrzeugindustrie Minus   

erstellt am
02. 07. 08

Umsatzrückgang von 3,3 Prozent 2007 kann frühestens 2010 kompensiert werden – 2 Milliarden Euro Außenhandelsüberschuss bestätigt die Konkurrenzfähigkeit
Wien (bank austria) - Vor dem Hintergrund der Konjunkturabkühlung und der damit verbundenen rückläufigen Nachfrage musste die österreichische Fahrzeugindustrie 2007 Einbußen bei Branchenumsatz und Produktion hinnehmen. Der Umsatz der Branche reduzierte sich um 3,3 Prozent auf

14,3 Milliarden Euro, die Produktion stagnierte. 2008 und voraussichtlich auch 2009 sind weitere Einbußen zu erwarten. Das ist ein Ergebnis aus dem jüngsten Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen. Auch wenn die Exporte von Kfz und Kfz-Teilen im ersten Quartal 2008 nur um 2 Prozent gesunken sind, die Hersteller noch im gesamten ersten Halbjahr in ihren Produktionserwartungen relativ optimistisch blieben, die Branche also in weiten Bereichen von der schwachen Autokonjunktur derzeit nur moderat betroffen ist, verschont bleibt sie nicht.

"Österreichs Fahrzeugindustrie ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie mit Hilfe gezielter Ansiedlungsförderungen eine kritische Masse an Produktionskapazitäten aufgebaut werden kann, die längst von sich aus weitere Investitionen anzieht", sagt Bank Austria Ökonom Günter Wolf. Der Prozess, in dessen Mittelpunkt einige große Töchter internationaler Fahrzeugkonzerne und Tier-1-Zulieferer stehen, wird sich in Zukunft fortsetzen (Tier-1-Zulieferer fertigen Teile exklusiv für einzelne Hersteller). Maßgeblich für die Erfolge ist die enge Verbindung zur deutschen Autoindustrie. Trotz massiver Produktionsverlagerungen werden von allen Exporten der Kfz-Industrie in Österreich noch immer rund 40 Prozent, von den Exporten von Automotoren sogar 62 Prozent nach Deutschland geliefert.

Die Fahrzeugindustrie ist in Westeuropa mit schwachen Nachfragezuwächsen und neuen Konkurrenten aus Schwellenländern konfrontiert, sodass die Hersteller und Zulieferer künftig weitere Kapazitäten an kostengünstigere und wachstumsstärkere Standorte verlagern werden. Die Entwicklung wird nicht spurlos an Österreich vorübergehen. Allerdings ist der Produktionsstandort Österreich gut positioniert und wird auch in Zukunft nicht stärker an Bedeutung einbüßen. Im Gegenteil: "Unter der Voraussetzung, dass die Unternehmen ihr hohes Innovationstempo beibehalten, hat der Zulieferstandort Österreich in Zukunft sogar noch gute Wachstumschancen, vor allem aufgrund seines Naheverhältnisses zum deutschen Premium-Segment und deren unmittelbarer Nachbarschaft zu den stark wachsenden Märkten in Osteuropa", konstatiert Wolf.

Österreichs Fahrzeugindustrie ist wettbewerbsfähig. "Die Personalkosten der Fahrzeugindustrie in Österreich liegen mit durchschnittlich 50.000 Euro pro Beschäftigten zwar um das Vier- bis Fünffache über den Kosten der Branche in Tschechien und der Slowakei. Allerdings können die Hersteller ihre Kostennachteile mithilfe überdurchschnittlich hoher Produktivitäten abfangen", so Bank Austria Branchenanalyst Günter Wolf. Die Lohnstückkosten, worin beide Indikatoren zusammengeführt werden, liegen nicht nur deutlich unter dem europäischen Durchschnitt sondern nur geringfügig über den Werten der Fahrzeugindustrie in Osteuropa.

Letztendlich sind die Außenhandelsergebnisse ein sehr guter Indikator für das Ausmaß der preislichen Konkurrenzfähigkeit der Fahrzeugerzeugung. Hier hat sich Österreichs Handelsbilanz mit Fahrzeugen von einem 2 Milliarden Euro Defizit Anfang der 90er Jahre bis 2007 zu einem 2 Milliarden Euro Überschuss gedreht. 2007 wurden Kfz- und Kfz-Teile im Wert von 16 Milliarden Euro exportiert und um knapp 14 Milliarden Euro importiert.
 
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