Gesundheitsverhalten wird von sozialen Faktoren beeinflusst   

erstellt am
08. 07. 08

Wien (statistik austria) - Wie stark beeinflussen die Lebensumstände und die Lebenssituation das Gesundheitsverhalten? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer vom Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend beauftragten Analyse jener Daten, die Statistik Austria im Rahmen der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2006/2007 erhoben hat. Als wenig förderlich für die Gesundheit erweisen sich demnach etwa geringe schulische Bildung oder Arbeitslosigkeit. Beides führt dazu, dass gesundheitliche Risikofaktoren wie Rauchen und extremes Übergewicht häufiger, präventives Verhalten (Vorsorgeuntersuchungen) dagegen seltener anzutreffen sind. Dies erklärt u. a. auch, warum Akademikerinnen und Akademiker durchschnittlich länger leben als Personen, die lediglich über einen Pflichtschulabschluss verfügen.

Rauchen, Übergewicht und Vorsorgeverhalten
Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Altersstruktur stellen sich die bildungsspezifischen Unterschiede im Rauchverhalten wie folgt dar: Männer ohne über die Pflichtschule hinausgehende schulische Bildung rauchen doppelt so häufig (35%) wie Männer mit Matura oder Hochschulabschluss (17%). Bei den Frauen sind die Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen etwas geringer, aber immer noch hoch signifikant (27% gegenüber 17%). Ein ähnliches Bild zeigen die Daten der Gesundheitsbefragung hinsichtlich des Risikofaktors Übergewicht, wobei hier die Unterschiede bei den Frauen besonders ausgeprägt sind. Extremes Übergewicht (Adipositas) ist bei Frauen mit Pflichtschulabschluss 2,6 Mal häufiger zu finden als bei Frauen mit Matura oder darüber hinausgehender formaler Bildung. Wie stark sich soziale Benachteiligungen auf das Gesundheitsverhalten auswirken können, zeigen auch die Unterschiede zwischen erwerbstätigen und arbeitslosen Personen. 32% der erwerbstätigen, aber 44% der zum Zeitpunkt der Befragung arbeitslosen Männer rauchen, und extrem übergewichtig sind 9% der erwerbstätigen, aber 22% der von Arbeitslosigkeit betroffenen Frauen (altersstandardisierte Werte).

Auch im Vorsorgeverhalten belegen die Daten entsprechende bildungsspezifische Unterschiede. So liegt die Häufigkeit von Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchungen, Krebsabstrichen bzw. PSA-Tests zur Prostatakrebs-Früherkennung bei formal besser gebildeten Personen deutlich über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.

Subjektive Gesundheitsbeurteilung und Lebenserwartung
Die in den Daten erkennbaren sozialen Unterschiede im Gesundheitsverhalten setzen sich in weiterer Folge auch in der Selbsteinschätzung des eigenen Gesundheitszustandes und schließlich auch in der Lebenserwartung fort. Formal höher gebildete Personen beurteilen (wiederum altersstandardisiert) ihre Gesundheit zu 88% (Männer) bzw. 85% (Frauen) mit zumindest "gut". Von den Personen mit lediglich Pflichtschule tun dies nur 70% der Männer bzw. 68% der Frauen. Wie bereits im Jahr 2007 publizierte Ergebnisse zu den bildungsspezifischen Unterschieden der Sterblichkeit zeigen konnten, gibt es zwischen höchster (Hochschulabschluss) und niedrigster (Pflichtschule) Bildungsstufe erhebliche Unterschiede in der Lebenserwartung, insbesondere bei den Männern: Für Männer beträgt der Unterschied nämlich 6,2 Jahre, für Frauen dagegen "nur" 2,6 Jahre.
 
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