Wissenschaftliche Sensationen im Nationalpark Hohe Tauern   

erstellt am
15. 07. 08

60 Wissenschafter stellen bestes Zeugnis für Erhaltung der biologischen Vielfalt aus
Salzburg (lk) - Jeder Nationalpark weltweit hat die Verpflichtung sein Schutzgebietsmanagement aber auch seine Umweltbildung und Besucherinformation auf wissenschaftlich seriöse Basis zu stellen. Der Nationalpark Hohe Tauern steht daher nicht nur als "größtes Freiluftlabor der Alpen" für Wissenschaftler und deren Forschungsfragen zur Verfügung, sondern ist selber aktiv, wenn es darum geht, Wissenschaft und Forschung zu koordinieren und auf die Erfordernisse des Naturraummanagements auszurichten. Ganz wesentlich für ein Großschutzgebiet ist, mit einem ausgeklügelten Monitoring insbesondere die Biodiversität nicht aus den Augen zu verlieren. Schließlich darf sich die Gesellschaft gerade in einem Nationalpark Antworten darauf erwarten, wie sich die biologische Vielfalt – gerade in Zeiten globaler Veränderungen des Klimas – entwickelt, so Nationalparkdirektor Dipl.-Ing. Wolfgang Urban.

Biodiversität bezeichnet die Vielfalt des Lebens. Sie umfasst die Bereiche Artenvielfalt, Lebensraumvielfalt und genetische Vielfalt. Rund 60 Wissenschafter unterschiedlicher Disziplinen der Zoologie und Botanik waren der Einladung des Nationalparks gefolgt, um ein "Blitzlicht" auf die Biodiversität am Beispiel eines typischen Raumes des Nationalparks Hohe Tauern zu werfen. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Bei den Schmetterlingen konnten an diesem einen Wochenende 250 verschiedene Arten festgestellt werden, darunter einige wissenschaftliche Highlights:

Engadiner Bär (Arctia flavia)

Schon im Jahre 1850 erzielte der schwarz-weiß-gelbe Gaukler astronomische Sammlerpreise (zum Teil mehrere Monatsgehälter). Das Verbreitungsgebiet dieser Schmetterlingsart in Europa nach Osten endet im Nationalpark Hohe Tauern. Erst in Zentralasien trifft man den "Bären" wieder an. Wie so ein Verbreitungsmuster zustande kommt, daran rätselt die Wissenschaft noch heute. Es wird vermutet, dass der Engadinger Bär bereits schon vor der Eiszeit in Europa heimisch war, während der Eiszeit nur in kleinen Inseln überlebt hat und dadurch diese enorme Verbreitungslücke zustande kam.

Hochmoorgelbling (Colias palaeno)

Der Hochmoorgelbling ist ein Neufund im Wildgerlostal. Da es im Alpenvorland kaum noch Hochmoore gibt, ist der Falter großflächig ausgestorben. "Im Nationalpark Hohe Tauern hat der Hochmoorgelbling eines der letzten, wichtigen, großflächigen Rückzugsgebiete gefunden", ist sich Dr. Peter Huemer, Schmetterlingsforscher am Tiroler Landesmuseum, sicher.
Ebenfalls konnte der Bestand der Blütenpflanzen deutlich besser erhoben werden. Bisher waren 273 Arten bekannt – nach dem Tag der Artenvielfalt sind es im Wildgerlostal 403 Arten. Einige wissenschaftliche Highlights:

Zweifarbige Segge (Carex bicolor)

Sehr interessant war es auch, die zweifarbige Segge im Wildgerlostal zu finden. Diese konkurrenzschwache Pflanze findet meist im prioritären Gletschervorfeld ihre optimale Vegetationsstruktur. Da das Wildgerlostal als sekundäres Vegetationsgebiet gilt, ist das Vorkommen dieser Pflanzenart eine wahre Sensation.

Alpenscharte (Saussurea alpina)
Diese Blütenpflanze ist bisher nur aus dem südlichen Alpengebiet bekannt. In Salzburg gab es bisher nur spärliche Nachweise, im Wildgerlostal ist die Alpenscharte eine vollkommene Neuheit.
Nach wie vor ist ein Nationalpark als großflächiges und professionell verwaltetes Schutzgebiet der beste Garant dafür, dass die natürliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren erhalten und der weltweit zu verzeichnende Artenrückgang in repräsentativen Ökosystemen gestoppt werden kann, sind sich viele Wissenschaftler mit dem Nationalparkmanagement einig. Die Wissenschaft stellt den Bemühungen der Nationalparkverwaltung dabei ein sehr positives Zeugnis aus.
 
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