Jugend und ihre Gedanken zum Heimatbegriff   

erstellt am
22. 07. 08

Haslauer und Brenner eröffneten fünfte Ausstellung in der Reihe "Jugend macht Museum"
Salzburg (lk) - Mit der Ausstellung "Heim.AT" zeigen Salzburger Jugendliche zwei Projekte zur Aktion "Jugend macht Museum" ihre Gedanken zum Heimatbegriff. Die fünfte Ausstellung in dieser Reihe wurde am 22.07. in der Salzburger Residenzgalerie von Landeshauptmann- Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer und Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. David Brenner eröffnet. Die Werke sind bis 24. August 2008 zu sehen.

"Die kulturelle Kinder- und Jugendbildung ist ein unerlässlicher Grundstein, um Interesse an Kunst und Kultur zu wecken und auszubilden", betonte Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer bei der Eröffnung. "Bei Kindern und Jugendlichen, die sich mit Kunst und Kultur befassen, tanzen, malen, musizieren, Theater spielen, sich mit neuen Medien befassen, Geschichten erzählen, lesen, schreiben oder sich mit der gebauten Umwelt und Design auseinandersetzen, wird der Grundstein für ein lebenslanges Interesse an Kunst und Kultur gelegt."

Kulturelle Bildung diene der Persönlichkeitsbildung und der sozialen Kompetenz. Kulturelle Bildung und die Schulung kommunikativer Fertigkeiten seien Voraussetzungen für konzentriertes Lernen und für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen. "Ohne Kunst und Kultur verarmen die Menschen, da ihnen eine wesentliche Möglichkeit ihres persönlichen Ausdrucks fehlt. Fähigkeiten und Kenntnisse, die in kulturellen Prozessen der sozialen Kommunikation und Interaktion vermittelt und erworben werden, stärken die Freiheitsintention in demokratischen Gesellschaften." Der Bestand einer Demokratie sei ohne Kultur nicht denkbar. Religion und Ethik gehören zu den Grundlagen der kulturellen Bildung, so Haslauer.

Brenner: Zugänge zur Kunst schaffen
"Heimat ist ein Begriff, unter dem jeder etwas anderes versteht", führte Landeshauptmann- Stellvertreter Brenner aus. Schon daran erkenne man, wie sich die Bedeutung von Wörtern im Laufe der Zeit ändere und auf welche Gebiete Prioritäten gesetzt wurden, um einen Begriff näher zu beschreiben. "Auch heutzutage werden die Prioritäten in der Kultur von den Jugendlichen anders gesetzt. Darum ist es die Aufgabe der Jugendkulturförderung, Zugänge zur Kunst zu schaffen." Kunst und Kultur schaffen einen direkten Weg ins Herz, ohne den Umweg über den Kopf nehmen zu müssen. Kulturvermittlung für Kinder und Jugendliche solle die Scheu vor der "erhobenen Kunst" nehmen, die Fantasie anregen und einen direkten Zugang ermöglichen, so Brenner weiter. Aufgabe der Jugendkulturförderung sei es auch, aus einem Museum einen spannenden Ort, der genauso wie ein Kino zur Unterhaltung von den Jugendlichen besucht werde, zu machen. Ein Museum solle ein Platz der Begegnung, an dem man Altes mit Neuem verbinden und seiner Fantasie bei der Interpretation der Werke freien Lauf lassen könne, sein.

Projekte wie "Jugend macht Museum" verschaffen der Jugend einen Zugang zur Kultur und ermöglichen, dass die Jugendlichen ihre Scheu verlieren und neue Medien beziehungsweise Ausdrucksmittel entdecken. Das werde heutzutage immer wichtiger. "Es sollen die Neugier der Jugend geweckt werden und eine generationengerechte Kultur, die zu einem Aktiv-Werden der Jugend von heute führt, entstehen." Für ein Kulturland wie Salzburg sei es wichtig, sich permanent weiterzuentwickeln und auf die Bedürfnisse in kultureller Sicht einzugehen, um in kultureller Sicht zu überleben.

Mit dem Förderprojekt "Podium ‘08", einer Art "Radar für kulturelle Ausdrucksformen einer neuen Generation", die sich bisher außerhalb der Wahrnehmung der Kulturförderung entwickelt haben, solle diese Nähe zur Kunst erreicht werden, so Brenner. Diese kulturellen Ausdrucksformen sollen nicht nur der Jugend, sondern auch allen Museumsbesuchern näher gebracht werden. Für dieses Projekt stehen 100.000 Euro zur Verfügung, um Ideen für die Entwicklung zu liefern. "Das Projekt Elektronikland Salzburg hingegen, das seit 2003 existiert, vergibt Preise für Musik, die am Computer hergestellt wird. Das bringt den Wandel der Zeit auch sehr gut zum Ausdruck", sagte Brenner. "Auch mit der Kulturvermittlung in den Schulen wollen wir die Nähe zur Kunst erreichen. Das wird durch die Förderung von Schulprojekten mit der Schwerpunktsetzung auf zeitgenössische Kunst erreicht. Um dieses Ziel in die Tat umzusetzen, stellt das Land Salzburg jedes Jahr 40.000 Euro zur Verfügung.

Nester und Landschaften

Die zwei Projekte der Aktion "Jugend macht Museum" zum Heimatbegriff wurden von Schülerinnen und Schülern der Volksschule Walserfeld und des Bundesgymnasiums Seekirchen gestaltet. Beim Projekt der VS Walserfeld bauten die Kinder gemeinsam mit einem Waldpädagogen im Auwald ein riesiges Nest aus Ästen – mit Platz für alle Kinder. Das Nest wird auf der neuen Aussichtsterrasse der Residenzgalerie präsentiert. Das Nest-Motiv wurde nachträglich auf Papier zeichnerisch umgesetzt und ist ebenso im Museum zu sehen wie ein kurzer Zeichentrickfilm, der die Arbeit der Kinder dokumentiert.

Im BG Seekirchen beschäftigten sich die Jugendlichen mit dem Menschen in der Landschaft, also mit dem unmittelbaren Lebensraum der Schülerinnen und Schüler – ausgehend von Gemälden in der Residenzgalerie Salzburg. Die Landschaft von Seekirchen am Wallersee bildet die Kulisse der Inszenierungen in Form von Fotografie und Video-Clips. So finden sich die Figuren aus den Gemälden als Staffage in den Arbeiten wieder. In spielerischer Weise kommt es durch die Veränderung von Blickwinkel, Größenverhältnissen und die Übertragung der Motive in ein neues Medium zu einer eigenständigen Interpretation von Landschaft und Heimat.

Die Leitung des Projektes übernahm Monika Fermin, freie Kunstvermittlerin in der Residenzgalerie Salzburg und Museumspädagogin. Die Aktion "Jugend macht Museum" soll Jugendliche zum Museumsbesuch animieren und ihre Kreativität quantitativ und qualitativ fördern. Dabei setzen sich Jugendliche anhand historischer Kunst mit der Vergangenheit auseinander, transformieren die traditionelle Ausdrucksweise der etablierten Kunst in ihre moderne zeitgemäße Sprache, um ihre eigenen Ausdruckmöglichkeiten zu schulen und ein öffentliches Sprachorgan in Form einer Ausstellungsmöglichkeit zu erhalten. Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, Ausstellungen in einem etablierten öffentlichen Museum mitzugestalten. Sie erhalten eine eigene künstlerische Plattform, in der sie Kunst unterschiedlicher Medien schaffen können. Verantwortlich ist Dr. Gabriele Groschner, stellvertretende Direktorin der Residenzgalerie.

Mehr als 500 Jugendliche beteiligt

Insgesamt werden sich heuer voraussichtlich mehr als 500 Schüler/innen an diesen Ausstellungen beteiligen. Von Jänner bis März 2008 gab es in der Residenzgalerie eine Steigerung der Zahl der Besucher/innen aus AHS-Schulen um das Dreifache. Beim Projekt "Heim.AT" wurden erstmals Schüler/innen aus dem Land beziehungsweise der näheren Umgebung von Salzburg eingeladen, um gemeinsam mit der Residenzgalerie ein künstlerisches Projekt zum Thema Landschaft und Heimat durchzuführen.

In der Aktion "Jugend macht Museum" wurden bereits die Ausstellungen Schwimmende Körper, Buntes Leben, ReARTionen und Ich sehe Rot durchgeführt. In Vorbereitung sind die Projekte "Kann denn das Sünde sein?" von 4. Oktober bis 7. November 2008 im Terrassensalon und "Mythos" von 22. November bis 14. Dezember 2008 im Terrassensalon und im Bischofsaal. Auch für 2009 und 2010 sind weitere Projekte geplant.
 
zurück