Wien: Notschlafstelle "VinziBett" wiedereröffnet   

erstellt am
04. 08. 08

Initiative der "Vinzenzgemeinschaft" bietet 48 Notschlafplätze für obdachlose Menschen - Pfarrer Pucher: "Unfreiwillige Obdachlosigkeit kann überwunden werden"
Wien (pew) - Die Wiener Notschlafstelle "VinziBett", in der Obdachlose Essen und Übernachtungsmöglichkeit erhalten, ist am 01.08. neu eröffnet worden. In der von der "Vinzenzgemeinschaft" getragenen Einrichtung in der Ottakringer Straße 20 in Wien-Hernals stehen insgesamt 48 Betten zur Verfügung.

Die Notschlafstelle, die zur Gänze durch Spenden und die Arbeit von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhalten wird, bestand in Wien seit Herbst 2006. Weil das alte "VinziBett"-Quartier in der Boltzmanngasse in Wien-Alsergrund vom Abriss bedroht ist, war eine Übersiedlung notwendig geworden.

Der Initiator der Obdachlosenarbeit der österreichischen "Vinzenzgemeinschaften", der Grazer Pfarrer Wolfgang Pucher, betonte bei der Eröffnung des neuen "VinziBetts", dass es realistisch sei, die unfreiwillige Obdachlosigkeit ganz zu überwinden: "Das ist keine Frage des Geldes, sondern der Akzeptanz und der Bereitschaft, diesen Menschen auf eine neue Weise zu begegnen". Es gehe darum, das Scheitern der betroffenen Menschen zu akzeptieren anstatt es zu therapieren und ihnen "so viel Herz wie möglich zu schenken", so Pucher.

Das "VinziBett" ist täglich von 18 Uhr am Abend bis 7 Uhr früh geöffnet. Für die obdachlosen Menschen steht ein sauberes Bett und auch eine kleine Mahlzeit bereit. Falls benötigt, werden auch Kleidung oder Hygieneartikel ausgegeben. Im Haus gibt einen eigenen Bereich für Frauen und auch Zimmer für Paare. Das "VinziBett" versteht sich aber selbst als Notschlafstelle, nicht als Dauerlösung für Betroffene.

Wie in allen Einrichtungen der "Vinzenzgemeinschaften" steht das "VinziBett" auch jenen Menschen offen, die in anderen Hilfsprojekten keine Aufnahme finden. Anders als in anderen Notunterkünften dürfen auch Haustiere mitgebracht werden und der Konsum von Wein und Bier ist erlaubt. "Wir schränken die Menschen nicht ein", sagte Pfarrer Pucher, "es gibt nur eine Grenze, und das ist Gewalt. Gewalt lassen wir nicht zu". Das Konzept, das nicht auf einem Resozialisierungsanspruch bestehe, sei erfolgreich: "Wenn Menschen, die alkoholabhängig sind, längere Zeit bei uns sind, dann nimmt das Bedürfnis ab, Alkohol zu trinken. Das haben wir in allen unserer Einrichtungen erlebt, auch wenn es keiner glauben will".

Pfarrer Pucher widersprach bei der Eröffnung dem Vorurteil, dass obdachlose Menschen gerne auf der Straße leben würden. "Wenn die das so gewollt hätten, wären sie alle nicht hier im 'VinziBett'", so Pucher. Obdachlosigkeit sei ein schweres Schicksal, die 48 Betten des neuen Hauses seien bald belegt gewesen. Eine deutsche Soziologin habe ihm bestätigt, dass sie im Rahmen ihrer Forschungen zum Thema "Obdachlosigkeit" niemanden gefunden habe, der länger als drei Monate freiwillig obdachlos geblieben ist.

"Wenn wir morgen ein neues Haus aufmachen würden, und wir werden ein neues aufmachen, sobald wir die Möglichkeiten dazu haben, dann wird es sofort wieder belegt sein", sagte Pucher.

Der Grazer Pfarrer ist vor allem durch die Errichtung des "VinziDorfs" in Graz bekannt geworden. In Wien betreiben die "Vinzenzgemeinschaften" auch die Notschlafstelle "Vinzi-Rast" im Bezirk Meidling. Für den Herbst ist die Eröffnung eines Wiener "VinziMarktes" geplant, in dem sozial benachteiligte Menschen Lebensmittel verbilligt einkaufen können. (Spendenkonto für das "VinizBett": Kto. Nr. 28546499300 "Erste Bank", BLZ 20111;

Informationenen: http://www.vinzi.at
 
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