Steht AUA-Privatisierung bevor?  

erstellt am
30. 07. 08

Strategische Partnerschaft empfohlen
Stand-alone weiter möglich, aber mit drastischen Einschnitten verbunden
Wien (austrian airlines) - Das Projekt zur Bewertung der strategischen Optionen für Austrian Airlines AG wurde vom Vorstand mit Unterstützung der Boston Consulting Group (BCG) am 9. Juni gestartet. Untersucht wurden die Ergebnispotenziale des Unternehmens unter Beibehaltung der Eigenständigkeit („Stand-alone“) bzw. in einer strategischen Partnerschaft. Der Vorstand der Austrian Airlines AG hat am 28.07. dem Aufsichtsrat einen Bericht mit folgenden Ergebnissen vorgelegt:

„Aus Unternehmenssicht gibt es eine klare Empfehlung in Richtung einer strategischen Partnerschaft. Entscheidend dafür ist, dass nur mit einem strategischen Partner für uns wesentliche Parameter, wie das Heben von Skaleneffekten, Einkaufssynergien, die Verbesserung der internationalen Vertriebsstärke und langfristige finanzielle Stabilität, erfüllt werden können. Eine Reihe von Eigenoptimierungsmaßnahmen muss von uns davon unabhängig umgesetzt werden, strukturelle Schwächen können aber nur mit einem Partner behoben werden. Bei einem potenziellen Partner könnte neben Kosten- und Ertragssynergien auch die strategische Zielsetzung im Vordergrund stehen. Finanzielle Stabilität muss jedenfalls auch beim Partner selbst gegeben sein. Die weitere Vorgangsweise obliegt nach Erteilung des Privatisierungsauftrags dem Haupteigentümer“, so Austrian Vorstandsvorsitzender Mag. Alfred Ötsch.

Auch eine Stand-alone Lösung ist weiterhin denkbar. Allerdings würde diese Option aufgrund der schwierigen Umfeldbedingungen (hoher Kerosinpreis, weltweiter Konjunkturrückgang und Branchenkrise) drastische Maßnahmen erfordern, die weit über notwendige und teilweise schon eingeleitete Eigenoptimierungsschritte hinausgehen. Je nach Entwicklung der Branche würden diese Maßnahmen sukzessive eingeleitet und umgesetzt. Deutlich spürbare, negative Konsequenzen auch für den Wirtschaftsstandort und das Drehkreuz Wien wären die Folge.

Der Aufsichtsrat der Austrian Airlines AG hat den Bericht zur Kenntnis genommen. Am kommenden Freitag wird sich nun auch der Aufsichtsrat der Österreichischen Industrieholding AG (ÖIAG) mit diesem Thema befassen.

Dr. Peter Michaelis, Präsident des Austrian Aufsichtsrats und Vorstand der ÖIAG: „Die wichtigste Erkenntnis nach der heutigen Aufsichtsratssitzung lautet: Eine strategische Partnerschaft mit dem richtigen Partner bedeutet Ausbau der vorhandenen Stärken. Stand-alone bedeutet ein drastisches und nicht nur für Austrian Airlines schmerzhaftes Maßnahmenpaket. Die ÖIAG wird auf Basis dieser umfassenden Analyse – die Genehmigung des Aufsichtsrats vorausgesetzt – der Bundesregierung die zügige Erteilung eines Privatisierungsauftrags empfehlen.“

Siehe: Austrian Airlines: Positive Entwicklung im 2. Quartal

 

 Faymann: "Karten müssen auf den Tisch"
Entscheidung über eventuellen Verkauf erst nach gründlicher Faktenkenntnis möglich
Wien (sk) - "Eine Regierung kann nicht nach Zeitungsberichten und Pressekonferenzen entscheiden, sondern muss nach sachgerechten Unterlagen entscheiden. Und die liegen uns nicht vor", betonte der designierte SPÖ-Parteivorsitzende, Infrastrukturminister Werner Faymann am 29.07. in einem Interview im Ö1-"Mittagsjournal" zum Thema AUA-Krise. Schließlich müsse man die Stärken und Schwächen eines Unternehmens kennen, um eine Strategie entwickeln zu können, wie das Unternehmen in einigen Jahren, "mit oder ohne Partner" dastehen soll. "Die Karten müssen auf den Tisch", so Faymann. Von Seiten des AUA-Vorstandsvorsitzenden Alfred Ötsch und ÖIAG-Vorstand Peter hätten sei noch immer nicht deutlich gemacht worden, "wohin sie wollen und wie nach einer Privatisierung die österreichischen Interessen gewahrt werden können."

Er, so Faymann, habe den Eindruck, man wolle eine möglichst schnelle Privatisierung durchbringen "und was nachher kommt, ist eine Überraschung." Faymann stellte klar, dass die SPÖ einem Notverkauf nicht zustimmen werde.

Es sei sinnlos, über eine Privatisierung zu diskutieren, "wenn man gar nicht weiß was nachher ist." Die SPÖ wolle wissen "welches Ziel hat man und wie kommt man dorthin", so der designierte SPÖ-Chef. Wenn Finanzminister Molterer in der Lage sei, dies überzeugend darzustellen, dann werde man zustimmen, "und wenn er dazu nicht in der Lage ist, dann werden wir deutlich sagen, welche Alternativen es gibt." Faymann erwartet von Molterer einen Bericht zur AUA, schließlich sei dieser politisch verantwortlich. Molterer habe zugesagt, den Bericht rechtzeitig zu übermitteln, ohne diese Faktengrundlage "kann man nichts entscheiden". Er sehe aber durchaus Zeitdruck, je früher die Fakten auf den Tisch kommen, desto eher könne man eine Entscheidung im Sinne der Betroffenen treffen. Für ihn sei auch noch eine Entscheidung vor der Wahl möglich, dann müsse aber das Thema AUA aus dem Wahlkampf herausgehalten werden.

 

 Molterer: "Ist rot-weiß-rote Entscheidung, Parteipolitik darf keine Rolle spielen"
"Sicherstellen, dass österreichische Interessen gewahrt bleiben"
Wien (övp-pk) - Anläßlich der aktuellen Diskussion um die AUA betonte Vizekanzler Finanzminister Wilhelm Molterer am 29.07. in der ORF-Sendung "Zeit im Bild 2": "Es hat sich herausgestellt, dass eine Stand-alone Lösung für die AUA nicht möglich ist - etwa durch ein verändertes Wettbewerbsumfeld und stark gestiegene Energiekosten. Es braucht einen starken und guten Partner für die Austrian Airlines. Daher gilt es jetzt, zwei Dinge zu entscheiden: Erstens will ich, dass wir den Profis und zuständigen Organen einen möglichst großen Rahmen für eine professionelle und zukunftsgerichtete Entscheidung ermöglichen. Zweitens müssen wir festlegen, was die damit verbundenen österreichischen Interessen sind - also etwa die Sicherung des Namens AUA und die Sicherung der rot-weiß-roten Heckflosse an der Drehscheibe Wien. Gleichzeitig geht es um Standort-Interessen und den Flughafen mit zehntausenden davon abhängigen Jobs", betonte der Vizekanzler.

Klar sei, so Molterer: "Die Zeit, in der Politik die Unternehmen dirigiert hat, die ist vorbei. Diese wird mit mir auch nicht wiederkommen. Gerade in Wahlkampfzeiten darf in wirtschaftspolitischen Entscheidung die Parteipolitik keine Rolle spielen. Es geht um eine rot-weiß-rote Entscheidung.

 

 Kogler: Gefasel über Stand-alone-Lösung hoffentlich beendet
Molterer, SPÖ sowie ÖIAG und AUA-Manager müssen auf den Boden der Tatsachen
Wien (grüne) - "Dass die ÖIAG und Vorstand Michaelis ein halbes Jahr brauchen um zu erkennen, was selbst Nicht-Kennern der Luftfahrtbranche logisch erscheint, ist ein weiterer Höhepunkt in dieser wirtschaftspolitischen Pannenserie", erklärt der Wirtschaftssprecher der Grünen, Werner Kogler und weiter: "Die Grünen haben schon im Frühjahr darauf hingewiesen, dass es ohne strategischen Partner mit der AUA kaum weitergehen wird. Da haben Finanzminister Molterer und vor allem auch die Sozialdemokarten ständig von einer anzustrebenden Stand-alone-Lösung gefaselt".

In einem aber hat SPÖ-Faymann heute recht: Die Unterlagen der Analyse und Empfehlungen der internationalen Berater müssen auf den Tisch gelegt werden. "Wirtschaftspolitische Entscheidungen brauchen entsprechende Absicherungen. Insbesondere für die Bewertung der Frage bzw. der Entscheidung darüber, ob ein Privatisierungsauftrag zu 100 Prozent erfolgen soll", erläutert Kogler. Für die Grünen ist der Staatsbesitz an Fluglinien selbstverständlich kein Dogma. "Damit besteht aber auch die Möglichkeit, dass ein weiterer Privatisierungsauftrag erfüllbare wirtschaftspolitische Rahmensetzungen beinhalten kann. Im Vordergrund muss aber gerade hier wirtschaftliches Denken bleiben", fordert Werner Kogler.

Davon abzugrenzen sind für die Grünen Fragen allfälliger weiterer Privatisierungen in sensibleren Bereichen der öffentlichen Aufgabenerfüllung bzw. Verpflichtung. "Dies gilt insbesondere im Gesundheits- und Bildungswesen, aber auch in der Bereitstellung und Aufrechterhaltung zentraler Infrastruktureinrichtungen." erklärt Kogler.

 

 Hofer: FPÖ verlangt Rücktritt von AUA-Chef Ötsch
Hofer will keinen Totalverkauf der AUA – Sperrminorität ist zu halten
Wien (fpd) - FPÖ-Vizebundesparteiobmann NAbg. Norbert Hofer fordert AUA-Chef Ötsch zum Rücktritt auf. Hofer: "Ötsch hat auf allen Linien versagt. Bei seinem Antritt hat er bar jedem Branchenwissen großmundig eine stand-alone Lösung für die AUA propagiert und damit sowie mit dem Fortsetzen einer wenig intelligenten Flottenpolitik das Unternehmen in ein Gewitter manövriert. Ich habe mehrmals auf diese Schwächen hingewiesen. Ötsch ist sehenden Auges in sein Unglück marschiert."

Die FPÖ ist für eine strategische Partnerschaft, die sicherstellt, dass die AUA künftig nicht die gesamte Flugzeugflotte für Kurz- und Mittel- und Langstrecke mit den bekanntermaßen hohen Basiskosten ausfinanzieren muss. Die AUA hat mit dem richtigen Partner die Chance, die Rolle als Zubringer zu stärken, das Ostgeschäft auszubauen und die Flotte zu harmonisieren. Es müssen endlich schwarze Zahlen geschrieben werden.

Norbert Hofer: "Ich haber aber überhaupt keine Freude mit den Plänen der ÖIAG und des Herrn Ötsch, die AUA zu 100 Prozent zu privatisieren. Österreich hat sich eine Sperrminorität zu sichern. Ein neues Management und ein strategischer Partner werden sicherstellen, dass dieses Unternehmen mit seinen hoch qualifizierten Mitarbeitern Zukunft hat. Ötsch ist eine Belastung für die AUA und wird auch beim anstehenden Verkauf keine Rolle spielen. Er muss gehen. Die Rolle des Herrn Michaelis in diesem ganzen Debakel werden wir uns noch genauer ansehen müssen."

 

 Bucher: AUA-Teilprivatisierung muss schnell, aber nicht überhastet erfolgen
Republik soll Sperrminorität an rotweißrotem Paradeunternehmen behalten
Wien (bzö) - Das BZÖ-Mitglied im Rechnungshofausschuss Nationalrat Josef Bucher spricht sich klar dagegen aus, die Diskussion über den Verkauf der AUA als billiges Wahlkampfthema zu missbrauchen. "Das Schicksal eines österreichischen Paradeunternehmens und damit tausender Arbeitsplätze ist einfach zu wichtig um hier billiges politisches Kleingeld zu wechseln", so Bucher. Der BZÖ-Nationalrat vermisst aber sehr wohl eine klare Verkaufsstrategie seitens der zuständigen ÖIAG. "Die ÖIAG ist hier beinahe schon sträflich säumig. Vor dem Start von Verkaufsverhandlungen muss es endlich eine klare Unternehmensstrategie für die Zukunft der AUA geben. Mit jedem Tag der vergeht, wird beinahe ein Million Euro einfach vernichtet, da bringen auch teilweise steigende Aktienkurse dem Unternehmen nichts", betont Bucher.

Das BZÖ tritt für eine "schnelle aber nicht überhastete Teilprivatisierung der Austrian Airlines ein. Die ÖIAG soll eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie behalten", so Bucher, denn "es darf hier aber nicht zu einem Verkauf um jeden Preis kommen. Gerade die Sicherung des Standortes Wien als Drehscheibe und Headquarter ist entscheidend für den Erhalt tausender Arbeitsplätze, am Flughafen, aber auch bei den vielen Zulieferern. Das BZÖ vertritt den Standpunkt, dass die Headquarterfunktion erhalten bleiben und eine Arbeitsplatzgarantie ausverhandelt werden muss", so Bucher abschließend.

   
 Sorger: Zukunftsfähigkeit des Unternehmens in Mittelpunkt stellen
Brauchen Lösung abseits der Tagespolitik
Wien (pdi) - "Es gilt jetzt, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens Austrian Airlines in den Mittelpunkt zu stellen", erklärte der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Dr. Veit Sorger anlässlich der jüngsten Debatten über die Privatisierung der AUA. "Es sollte allen Beteiligten angesichts der Situation vor allem darum gehen, der AUA Zukunft und Handlungsoptionen zu geben", so der IV-Präsident.

Sorger richtete einen "Appell der Vernunft" an die politischen Entscheidungsträger, rasch und umfassend im Sinne des Unternehmens und des Standortes zu entscheiden. Dafür sei das volle Pouvoir für die ÖIAG erforderlich, eine Privatisierung auch tatsächlich angehen zu können. "Wir brauchen eine Lösung abseits der Tagespolitik. Dabei sollte der Luftfahrt-Standort im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen." Eine 25 Prozent plus eine Aktie-Lösung sei dabei ebenso vorstellbar wie eine vollständige Privatisierung. Grundsätzlich solle dies aber nicht vorgegeben werden, sondern sich aus den Verhandlungen ergeben, sagte der IV-Präsident.
 
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