Privatisierung der Austrian Airlines  

erstellt am
06. 08. 08

 Faymann: AUA-Verkauf nur mit österreichischer Sperrminorität
Österreichische Interessen bleiben gewahrt - "AUA steht gut da, müssen nichts verschenken"
Wien (sk) - "25 Prozent plus eine Aktie als Sperrminorität muss erhalten bleiben. Das ist die Bedingung", betonte der designierte SPÖ-Parteivorsitzende Werner Faymann am 05.08. in einem Pressestatement nach dem AUA-Gipfel. Er zeigte sich sehr erfreut über die Lösung, die vorsieht, dass eine Privatisierung möglich ist, allerdings muss sichergestellt werden, dass von den ÖIAG-Anteilen 25 Prozent plus eine Aktie in österreichischer Hand bleibt. Österreichische Unternehmen können sich einem Bieterverfahren unterziehen, sollten diese nicht erfolgreich sein, dann werden die Anteile bei der ÖIAG verbleiben. Er sei der Meinung, "die AUA stellt eine gute Marke dar und wir müssen nichts verschenken".

Die Gespräche des Gipfels bewertete Faymann als "sehr konstruktiv", denn es sei außer Frage gestanden, dass die Wahrung der österreichischen Interessen im Vordergrund stehen müsse. "Die rasche Lösung macht mich zufrieden", so der designierte Parteivorsitzende. Es sei "genug gestritten worden", nun habe man trotz Wahlkampf einen Kompromiss gefunden, denn der Wahlkampf habe nicht die Aufgabe, österreichische Interessen zu ignorieren. "Die Sperrminorität ist auch wichtig für die Zukunft", unterstrich Faymann, es gehe nicht nur um den momentanen Verkauf, sondern auch "um den Tag danach" und darum, wie sich das Unternehmen entwickelt. Er sei der Meinung, "die AUA stellt eine gute Marke dar", deshalb müsse man nichts an ausländische Anbieter verschenken. Man müsse mit allen Partnern zu verhandeln, "die Sperrminorität zeigt, dass wir selbstbewusst dabei sein wollen." Empfehlungen, wer der Partner sein könne, wollte Faymann nicht abgeben, "denn die Politik soll sich nicht zuviel dreinmischen bei der Partnersuche".

Zum Procedere merkte Faymann an, dass man am 12. August im Ministerrat den Privatisierungsauftrag erteilen werde, gehe sich die Privatisierung aufgrund der Neuwahl nicht aus, dann könne es sein, dass man im Ministerrat ein zweites Mal einen Beschluss fassen müsse.

Zur Debatte um das AUA-Management betonte Faymann, dass er sich erwarte, dass die Vorteile der AUA gezeigt werden und man das Unternehmen nicht schlecht rede. Die AUA sei eine "starke Marke", man müsse dafür sorgen, dass die Menschen bei Reisen nach AUA-Flügen verlangen und sich große Betriebe in Österreich ansiedeln, weil ihre Bediensteten ohne umzusteigen nach Osteuropa fliegen können.

 

 Molterer: "Privatisierung bis zu 100% mit österreichischer Kernaktionärsstruktur möglich"
"Wichtiger Schritt für Zukunftssicherung der AUA, derArbeitsplätze und des Standortes"
Wien (övp-pd) - "Das ist guter Weg, der die rot-weiß-roten Interessen sicherstellt. Mit dieser verantwortungsvollen wirtschaftlichen Entscheidung - die die Zukunfts-Sicherung der AUA, der Drehscheibe Wien-Schwechat sowie der damit verbundenen Arbeitsplätze sicherstellt - ist es gelungen, dieses zentrale Standortthema aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Klar ist, eine Privatisierung der AUA ist bis zu 100 Prozent möglich, wenn eine österreichische Kernaktionärsstruktur gesichert ist. Das gibt den verantwortlichen Organen die notwendige Flexibilität für einen offenen Privatisierungsprozess", betonte Vizekanzler Finanzminister Wilhelm Molterer am 05.08. nach dem Gespräch zur AUA-Privatisierung.

Es sei ein gutes Gespräch gewesen, bei dem man sich auf eine gemeinsame Linie in Vorbereitung des Ministerratsvortrags für den 12. August geeinigt habe. "Wir haben klare Ziele definiert: Es muss die Marke AUA sowie die Unternehmens-Entscheidungszentrale in Österreich erhalten bleiben. Gleichzeitig geht es um eine dem Standort angemessene Aufrechterhaltung des Streckennetzes sowie um die bestmögliche Erhaltung sicherer Jobs bei der AUA und am Wiener Flughafen. Insgesamt betrifft das zehntausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", so der Vizekanzler, der auch auf die Bildung eines Gremiums verwies, das österreichische Standortinteressen sichern soll.

Der Privatisierungsauftrag werde auf Basis des Ministerratsvortrags vorbereitet. "Jetzt folgt ein offener Prozess mit einem Bieterverfahren. Die Profis der ÖIAG sind am Zug", schloss Molterer.

 

 Van der Bellen: "Rot-Schwarze Scheinlösung wirft Fragen auf"
"Ist das die Voraussetzung für bestmögliche Lösung für AUA?" - Konsequenzen an der Spitze von ÖIAG und AUA gefordert
Wien (grüne) - "Der heutige Beschluss zur Privatisierung der AUA ist eine klassische Scheinlösung Marke Rot-Schwarz", erklärte der Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen. "Hier muss ernsthaft hinterfragt werden, ob das die bestmögliche Lösung für das Unternehmen ist", so Van der Bellen, "oder eine Lösung Marke: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass." Sollte es tatsächlich notwendig sein, eine Sperrminorität zu halten, so sei es nicht einzusehen, warum diese nicht die Republik über die ÖIAG halte, sondern private Unternehmen. "Dies ist offenbar nur gemacht worden, um während des Wahlkampfes zu suggerieren, dass es irgendetwas wie eine rot-weiß-rote Lösung sei.

Heftige Kritik übte Van der Bellen an den Spitzen von ÖIAG und AUA. Sowohl ÖIAG-Chef Michaelis, als auch AUA-Chef Ötsch hätten die gegenwärtige Misere zu verantworten und sollten daraus auch die Konsequenzen ziehen. Es sei unverständlich, wie Beraterberichte über Jahre unter den Teppich gekehrt und schlicht ignoriert werden könnten, so Van der Bellen. "Ebenso unverständlich ist es allerdings, wie ein Finanzminister Molterer diesem Treiben untätig zusehen konnte. Offenbar gab und gibt es im Finanzministerium keine Strategie für die AUA. Das ist fahrlässig."

Der Verkauf von 25 Prozent plus einer Aktie an österreichische Banken und Versicherungen sei darüber hinaus noch weiter zu hinterfragen. "Wird hier ein paar roten und schwarzen Finanzriesen einfach die Möglichkeit geboten, günstig zu Aktienpaketen der AUA zu gelangen, die wohl im Zuge einer Sanierung und eines Verkaufs signifikant an Wert gewinnen werden? Dann stellt sich erst Recht die Frage, warum die Sperrminorität nicht im Eigentum der Republik verbleiben soll", so Van der Bellen.

 

 Hofer: FPÖ-Forderung nach Sperrminorität in österreichischer Hand erfüllt
Nicht zu verstehen ist allerdings die Ausklammerung des Flughafen Wien
Wien (fpd) -
"Die FPÖ begrüßt die Entscheidung, dass Österreich auch künftig eine Sperrminorität an der AUA halten werde", meinte FPÖ-Luftfahrtsprecher NAbg Norbert Hofer. "Damit wurde unserer Forderung - teilweise - Rechnung getragen. Nicht zu verstehen ist allerdings die Ausklammerung des Flughafen Wien. Er wäre prädestiniert, jene österreichische Hand zu sein, die im Spiel um die Zukunft der österreichischen Fluglinie gehalten werden sollte. Der Flughafen Wien steht auf soliden Beinen. Er ist zudem der größte Nutznießer einer heimischen Fluglinie. Von seiner Beteiligung würden beide Partner profitieren", so Hofer abschließend.

 

 Bucher: Regierungsparteien greifen BZÖ-Vorschlag auf
Die ÖIAG oder ein gleichwertiger österreichischer Investor solle eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie behalten
Wien (bzö) -
Zufrieden mit dem Ergebnis des heutigen AUA-Gipfels zeigt sich der Kärntner Nationalratsabgeordnete und BZÖ-Rechnungshofsprecher Josef Bucher. "Offensichtlich bedarf es eines Wahlkampfs, um endlich die Vorschläge des BZÖ aufzugreifen, denn das ist genau unsere Linie, die wir seit dem AUA-Rechnungshofbericht vertreten", so Bucher. Während die Regierungsparteien lange Zeit über eine "stand-alone-Variante" vertraten, waren wir überzeugt, dass eine längere Absicherung der AUA nur durch einen strategischen Partner möglich sein könnte, der das Unternehmen dann in seiner Bedeutsamkeit heben würde, erläuterte Bucher. Das BZÖ trat von Anfang an für eine "schnelle aber nicht überhastete Teilprivatisierung der Austrian Airlines ein. Die ÖIAG oder ein gleichwertiger österreichischer Investor solle eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie behalten, so Bucher, denn "die AUA-Privatisierung darf nicht in einem Totalausverkauf der österreichischen Interessen enden." Die Sicherstellung einer österreichischen Kernaktionärsstruktur, die Sperrminorität an rotweißrotem Paradeunternehmen behalten, - das war immer unsere Linie", so Bucher abschließend.

 

 Mitterlehner: Wirtschaft begrüßt die beschlossene Privatisierung
Die Ergebnisse des Politgipfels zum AUA-Verkauf sind ein positives Signal für den Weiterbestand der rot-weiß-roten Heckflosse
Wien (pwk) - "Die Wirtschaft begrüßt die beschlossene Vollprivatisierung der Austrian Airlines als Schritt in die richtige Richtung", kommentiert Reinhold Mitterlehner, stv. Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, die Ergebnisse des Politgipfels zum AUA-Verkauf. "Die vereinbarte Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie trägt wesentlich zur Absicherung des Wirtschaftstandorts Österreich und des Flughafens Wien als Drehkreuz im Herzen Europas bei. Das Beispiel der Swiss hat uns gezeigt, dass die Restrukturierung einer Airline mit einem starken Partner machbar ist", erklärt Mitterlehner.

Was die Frage einer künftigen strategischen Partnerschaft mit der Austrian betrifft habe die WKÖ keine Präferenzen, jedenfalls sollte aber die Marke Austrian erhalten bleiben. "Wir würden uns auch wünschen, dass die operativen Entscheidungen weiterhin in Österreich getroffen werden und ein neuer Partner auf der Osteuropa-Kompetenz der Austrian in Kooperation mit dem Flughafen Wien aufbaut, statt die Verkehre auf Hubs ins benachbarte Ausland umzuleiten. Denn der ‚Focus-East' ist nach wie vor das Kerngeschäft der Austrian, das im internationalen Wettbewerb unter neuer strategischer Ausrichtung noch weiter ausbaufähig ist", so Mitterlehner abschließend.

 

 Hundstorfer: Austro-Sperrminorität sichert Wirtschaftsstandort
Anteile in öffentlichem Eigentum sollen weiter möglich bleiben
Wien (ögb) - "Eine AUA-Struktur mit österreichischen Kernaktionären führt dazu, dass nicht nur finanzielle Ertragsinteressen vertreten werden. Auch Arbeitsplätze, Wirtschaftsstandort und Streckennetz können die mit Sperrminorität ausgestatteten österreichischen Eigentümer im Interesse des Landes im Auge behalten", sagt ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer zur Grundsatzeinigung über die Reduzierung der ÖIAG-Anteile an der nationalen Fluglinie.

Hundstorfer betont, dass es sich um einen Auftrag für eine Privatisierung bis zu MAXIMAL 100 Prozent handelt. "Das heißt, dass maßgebliche Anteile auch weiterhin in öffentlicher Hand und damit im Besitz der SteuerzahlerInnen bleiben kann", erklärt Hundstorfer. Er sei jedenfalls nicht der Meinung, dass private Eigentümer in jedem Fall besser wirtschaften als Manager unter öffentlichem Eigentum.

Auch wenn ein strategischer Partner für die AUA sicher von Vorteil sei, dürfe man die Vollprivatisierung keinesfalls als einzig richtige Lösung in Betracht ziehen: "Hier gilt es, genau abzuwägen, ob eine teilweise weiterhin staatliche Fluglinie nicht weiterhin im Interesse des Landes und der Bevölkerung ist", so Hundstorfer.

 

Austrian Airlines begrüßen politische Einigung
Wien (aua) - Austrian Airlines Vorstandsvorsitzender Mag. Alfred Ötsch in einer ersten Stellungnahme zur Entscheidung: „Wir begrüßen die erzielte Einigung als Basis für einen Privatisierungsauftrag und damit für eine zukünftige strategische Partnerschaft. Das ist in diesem schwierigen Umfeld der beste Weg für Austrian Airlines und ihre 8.000 Mitarbeiter. Die Politik hat mit dieser Entscheidung bewiesen, dass sie die Verantwortung für den Wirtschaftsstandort über die Wahlkampfinteressen stellt.“

Die weitere Vorgangsweise obliegt nach Erteilung des Privatisierungsauftrags, der voraussichtlich am 12. August erfolgt, dem Haupteigentümer ÖIAG.
 
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