"Ist das Wienerlied tot?"   

erstellt am
05. 08. 08

KOID=WOAM SYMPOSIUM
Wien (aktionsradius) - Ist das Wienerlied tot? Was zählt eigentlich zum Wienerlied? Warum fehlt im traditionellen Wienerlied weitgehend das Thema Nummer 1 der weltweiten Folklore – die Liebe? Wie aktuell ist die Musik der Schrammel-Brüder? Was hat die Heurigen-Musik mit Wiener Musik zu tun? Was ist Wiener Musik? Kann das Wienerlied den Tod des Wiener Wirtshauses überleben? Kann das Wirtshaus seinen angekündigten Tod überleben?

Ein sechstägiges Symposium des Aktionsradius Wien (in Kooperation mit der Wienbibliothek und dem Kulturverein Narrendattel) versucht Antworten zu geben – und klügere Fragen zu formulieren.


Freitag, 26. September
Walter Czipke & Robert Reinagl
Flanerie zur Heurigenkultur
1. Akt: Stammersdorf
Mit den „Mondscheinbrüdern“ (Walter Czipke, akk./voc. und Robert Reinagl, voc.) unterwegs im Heurigenland Stammersdorf. Die „Mondscheinbrüder“– und ihr wandelnder Anhang – nehmen den Brauch der von Wirtshaus zu Wirtshaus ziehenden Musikanten auf. Wie reagieren die Heurigenwirte? Wie das Publikum?
Treffpunkt: 17.30 Uhr, 1200 Wien, Gaußplatz 11, Eintritt frei!

Samstag, 27. September
Thomas Hojsa & Helmut Emersberger
Flanerie zur Heurigenkultur
2. Akt: Grinzing
"Wir sind zum fünften Mal in Wien und haben immer versucht, das Wienerlied zu finden. In Grinzing ist es uns nicht gelungen". Es ist in der Tat ein Ding der Unmöglichkeit für Touristen, die "Wiener Volksmusik" in Wien zu finden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass diese beim Grinzing-Besuch inkludiert ist bzw. inkludiert zu sein scheint. Dort wird ein eher seltsam anmutendes Repertoire von schlecht bezahlten Unterhaltern geboten, das zumeist nicht einmal im weitesten Sinn als Konfrontation mit Wienermusik bezeichnet werden kann (...) Es wäre dringend notwendig, eine Alternative anzubieten. Dass das Wienerlied etwas wie Hintergrundmusik ist, ist eine bedauerliche, aber anscheinend weitverbreitete Fehleinschätzung. Die wahre Kraft wird erst offenbar in einer Vortragssituation auf einer Bühne, auch wenn diese nur aus zwei Bierkisten besteht. Nur im Kontext "Heurigenbesuch" ist in dieser Beziehung wahrscheinlich nichts mehr zu machen.
Soweit ein kurzer Auszug aus einer Studie von Thomas Hojsa und Helmut Emersberger. Die beiden Experten, als Musiker engagiert für die Bewahrung des Wienerliedes tätig, begleiten unsere „soziologische Exkursion“ nach Grinzing, wo die Thesen der Studie einem gnadenlosen Realitätstest ausgesetzt sind. Anschließend spielen sie selbst auf: Im „Schmidhansl“ (1180 Wien, Schulgasse 31).
Treffpunkt: 17.30 Uhr, 1200 Wien, Gaußplatz 11, Eintritt frei!

Sonntag, 28. September
Walther Soyka & Karl Stirner
Wienerlied zum Erntedank
Frühschoppen
Wie jedes Jahr wird der Sommer mit dem Erntedankfest am Gaußplatz „ausgeläutet“. Hierzu lädt die Pfarre Muttergottes im Augarten gemeinsam mit dem Aktionsradius Wien zum traditionellen Erntedank-Frühschoppen auf den Kirchenvorplatz Gaußplatz ein: Um 9.30 Uhr beginnt die Sonntagsmesse der Pfarre (open air), anschließend spielen Walther Soyka (Akkordeon) und Karl Stirner (Zither) bis ca. 13.00 Uhr zum Wienerlied-Frühschoppen auf. Kulinarisch versorgt wie immer das Team der Pfarre.
Beginn: 10.30 Uhr (Frühschoppen), Eintritt frei!
Ort: Kirchenvorplatz Gaußplatz | 1020 Wien, Gaußplatz 14 (bei Schlechtwetter im Pfarrsaal)

Sonntag, 28. September
Christina Zurbrügg & Michael Hudecek & Walther Soyka
Wienerlied & Worldmusic im Gastgarten
Dämmerschoppen
Zum Sommerausklang wird noch ein letztes Mal open air im Bunkerei-Gastgarten musiziert: Christina Zurbrügg & Michael Hudecek sowie Walther Soyka nehmen das Publikum mit auf eine Reise durch Wienerlieder, ausgelassene Jodler und Dudler.
Christina Zurbrügg beschäftigte sich mit Volksmusik, drehte den Dokumentarfilm „Orvuse On Oanwe“ über Wiens letzte Dudlerinnen und fand dabei ihre eigenen Wurzeln wieder. Mit unverwechselbarer Stimme schlägt Zurbrügg Brücken zwischen erdigen Traditionals und urbanen Soundscapes. Ein Crossing alter Wiener Dudler und alpiner Jodler mit der Remixkultur und Worldmusic dieses Jahrtausends.
Beginn: 15.30 Uhr, Eintritt: Musikspenden.
Ort: Bunkerei Augarten | 1020 Wien, Obere Augartenstraße 1a (bei Schlechtwetter im Bunker)

Montag, 29. September
Filmemacherin Karin Berger
Herzausreisser
Filmpräsentation & Diskussion
Das Wienerlied ist eine Herzensangelegenheit und ein Problem. Erblich erheblich vorbelastet mit Kitsch und Heurigenseligkeit, Chauvinismus und Larmoyanz, hat es in zeitgenössischen Reinkarnationen wieder zu seiner wilden, undisziplinierten Seite gefunden: Dann tönt es unverblümt und offen, komisch und hintersinnig, poetisch und zart, düster und manchmal so traurig-schön, dass es einem das Herz zerreißt. Auch die in diesem Sinne musizierenden Forscher und Sammler, Melancholiker, Provokateure und Umstürzler, die in Karin Bergers Dokumentarfilm Herzausreisser ausführlich zu Wort kommen, haben zum Wienerlied ein anhaltend ambivalentes Verhältnis. Aber sie haben sich dieses Stück Wiener Populärkultur, von dem keiner endgültig sagen kann, was es nun eigentlich ist, auf ihre je eigene Weise erarbeitet und anverwandelt. „Identitätskrisen“ überwunden, Klischees und Vorurteile ausgemustert, Vorbilder und Klänge ausgeforscht, ihre Instrumente gefunden. Auch von diesen individuellen Aneignungsprozessen erzählt der Film (Navigator Film).
85 min. Nach dem Film Diskussion mit Karin Berger.
Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: 7 Euro
Ort: Aktionsradius Wien | 1200 Wien, Gaußplatz 11

Dienstag, 30. September
Ist das Wienerlied tot?
Podiumsdiskussion
MusikerInnen, VeranstalterInnen und MedienvertreterInnen debattieren über die Chancen einer Renaissance des Wienerlieds und der Wiener Musik. TeilnehmerInnen: Nuschin Voussoghi (Festival „Wien im Rosenstolz“), Die Strottern, Herbert Zotti (Wiener Volksliedwerk, Festival wean hean), Zeno Stanek (Schrammelklang Festival), Friedl Preisl (Schutzhausfeste, Wienerlied und?), Rudi Koschelu, Christina Zurbrügg und andere.
Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: frei!
Ort: Aktionsradius Wien | 1200 Wien, Gaußplatz 11

Mittwoch, 1. Oktober
Hans Lang und Zeitgenossen
Präsentation & Musik
Führung durch die kleine Hans Lang-Schau, die von der Musiksammlung der Wienbibliothek, der Besitzerin des Nachlasses, anlässlich seines 100. Geburtstages zusammengestellt wurde.
Die Mondscheinbrüder Walter Czipke und Robert Reinagl singen Lieder von Hans Lang, schaffen einen etwas anderen Zugang und kontrastieren mit anderen Liedern aus dem Wiener Milieu.
Beginn: 18.00 Uhr, Eintritt: Musikspenden
Ort: Musiksammlung Wienbibliothek | 1010 Wien, Bartensteingasse 9

Informationen: http://www.aktionsradius.at
 
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