Neue Erkenntnis in der Krebsforschung bricht mit bisherigen Erfahrungen   

erstellt am
18. 08. 08

Bereits in einem sehr frühen Erkrankungsstadium beginnt Metastasenbildung
Graz (universität) - Bei Krebserkrankungen verursacht in der Regel nicht der Tumor an sich schwerwiegende Folgen, sondern Metastasen. Krebspatienten sterben meist nicht am Ersttumor, sondern an den Tochtergeschwülsten. Dr. Jochen Geigl vom Institut für Humangenetik ist im Zuge seiner Forschungsarbeiten auf ein völlig neues Ergebnis gestoßen: Metastasierung beginnt bereits in einem sehr frühen Stadium. Bisher ging die Wissenschaft davon aus, dass einzelne Krebszellen eines Tumors schrittweise weiter entarten, bis sie schließlich ihren Weg in andere Organe suchen, um dort aggressive Tochtergeschwülste zu bilden. "Nach den neuesten Erkenntnissen beginnt die Metastasierung bereits sehr früh. Die meisten Tumor-Tochterzellen bleiben ihr Leben lang schlafend und beginnen nicht zu wuchern. In manchen Fällen aber leider nicht", erklärt Jochen Geigl. Bisher hielt man daran fest, dass Metastasenbildung erst zu einem späten Zeitpunkt der Krebserkrankung auftritt. Gestärkt wurde dieses Bild, dass Patienten mit größeren Tumoren eher Metastasen entwickelt haben als in Fällen mit kleineren Tumoren.

Die nächsten, intensiven Forschungsarbeiten haben nun die Frage im Zentrum, unter welchen Bedingungen ein Wuchern ausgelöst wird. Für Jochen Geigl gibt es dafür zwei Möglichkeiten: "Entweder sendet der Ersttumor Signale zum Wachstum aus oder die Botenstoffe kommen aus der Umgebung der Tochter-Tumorzellen." Ziel der Forschungsarbeiten ist es herauszufinden, unter welchen Bedingungen man den Ruhezustand der Tumor-Tochterzellen dauerhaft erzwingen kann. Dann könnten Medikamente entwickelt werden, die die wachstumshemmenden Botenstoffe hemmen.

Dr. Jochen Geigl hat im Rahmen eines Stipendiums bei Prof. Klein an der LMU München ein Mausmodell für Brustkrebs etabliert. Über die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurde heuer in der Coverstory der Fachzeitschrift "Cancer Cell" berichtet, die zu den international renommiertesten Journalen für Krebsforscher gehört.

Krebsübertragung durch Transplantation
Jochen Geigl hat in diesen Studien nachgewiesen, dass bereits ein paar Dutzend Zellen ausreichen, um im gesunden Tier die tödliche Krankheit auszulösen. Bekannt ist das Risiko einer Krebserkrankung von Organstransplantationen.

Neues Wissen für Patienten von großem Nutzen: In Österreich einmalige Gen- Untersuchungen werden routinemäßig in Graz angeboten
Dr. Jochen Geigl arbeitet gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Michael Speicher, dem Leiter des Instituts für Humangenetik an der Med Uni Graz, zusammen. Das vom Institut koordinierte EUProjekt

Geninca (http://www.geninca.eu) schafft die idealen Voraussetzungen, um dieses hochinteressante Forschungsfeld weiterzuführen und die neuesten Erkenntnisse auch bei der Beratung von Patienten anzuwenden. In Zusammenarbeit mit Onkologen und Gynäkologen des LKH-Univ.-Klinikums Graz wurden regelmäßige Sprechstunden eingerichtet, wo z.B. Patienten mit vererbbaren Tumoren, insbes. Brust - und Darmkrebs, beraten werden. "Diese Früherkennung ist ein besonders wichtiger Schritt für die Krebsmedizin. Und für bereits Erkrankte kann mit Hilfe einer Gen-Analyse eine optimale Therapie zusammengestellt werden", erklärt Jochen Geigl.
 
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