"Die Möbel von Charles und Ray Eames für Vitra"   

erstellt am
25. 08. 08

Wien (kunstnet) - Vom 29. September bis 25. Oktober 2008 präsentiert das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse im Großen Kassensaal bei freiem Eintritt die Ausstellung "Die Möbel von Charles und Ray Eames für Vitra". Das amerikanische Designerpaar Charles (1907 - 1978) und Ray Eames (1912 - 1988) hat ein außergewöhnlich breit gefächertes Werk geschaffen, das in seiner Bedeutung für die Entwicklung des Designs des 20. Jahrhunderts kaum überschätzt werden kann. Es ist das Ergebnis einer fruchtbaren Zusammenarbeit von zwei Persönlichkeiten, die sich in ihren Fähigkeiten und Talenten in idealer Weise ergänzten. Viele ihrer Designentwürfe wurden von der Firma Vitra ausgeführt. Die Wanderausstellung, die nun im WAGNER:WERK Museum Postsparkasse zu sehen ist, wurde bereits erfolgreich in London, Turin, Genua, Mailand, Madrid, Stockholm und Kopenhagen präsentiert.
Eames Demetrios, der Enkelsohn von Charles Eames, in London lebender Filmemacher und Designer, wird beim Pressegespräch und zur Eröffnung anwesend sein.

Die Designer Charles und Ray Eames
Die Zusammenarbeit von Charles und Ray Eames begann 1940 in Sacramento, Kalifornien. Ein Jahr später, 1941, heirateten die beiden Designer und zogen nach Los Angeles, wo sie ein gemeinsames Büro gründeten. In den knapp vier Jahrzehnten ihrer Zusammenarbeit entstanden neben vielen wegweisenden Möbelentwürfen bedeutende Bauten, Ausstellungen, Filme, Spielsachen, grafische Arbeiten, Textilentwürfe und Fotografien.

Das weit gefächerte kreative Schaffen der Eames, das unseren Begriff von Design und unser Verständnis für die Aufgaben des Designers wesentlich mitgeprägt hat, endete 1978 mit dem Tod von Charles Eames. Ray Eames starb zehn Jahre später. Ihr gemeinsames Werk aber, das humane Visionen mit einem tiefen Verständnis für funktionelles Design verkörpert, ist lebendig geblieben und heute so relevant wie zur Zeit seiner Entstehung.

Die Sitz- und Liegemöbel des Designerpaars gehören bis heute zu den erfolgreichsten Produkten von Vitra. Ein großer Teil des nichtschriftlichen Nachlasses der beiden Möbeldesigner befindet sich seit 1988 im Besitz von Vitra und wird heute im Vitra Design Museum in Weil am Rhein verwaltet.

Die Ausstellungsstationen
Die Ausstellung präsentiert auf sieben Stationen, nach Werkgruppen und Materialien geordnet, die Höhepunkte der Eames'schen Möbelentwürfe:

1. Lounge Chair (1956)
Der Eames-Klassiker schlechthin: der Entwurf sollte das Bedürfnis nach einer großen, luxuriösen Sitzgelegenheit - ähnlich einem alten englischen Clubsessel - befriedigen. Mit dem Lounge Chair setzte das Designerpaar neue Maßstäbe: er ist nicht nur leichter, eleganter und moderner als die klobigen Clubsessel, er ist auch bequemer. Die Konstruktion besteht aus einem Fünfsternfuß aus Aluminium, auf dem die übrige Sesselkonstruktion drehbar gelagert ist; drei unterschiedlich geformte Schichtholzschalen für den Sitz und die zweiteilige Rückenlehne. Der Lounge Chair wird seit 1956 ohne Unterbrechung produziert.

2. Plywood Chair Gruppe (nach 1945)
Die Idee, durch eine dreidimensionale Verformung von Schichtholzplatten körpergerechte Sitzschalen zu produzieren, die auch ohne Polsterung ein hohes Maß an Komfort bieten sollten, beschäftigte Charles Eames bereits 1940. Den ersten greifbaren Erfolg stellte die Entwicklung von Beinschienen für den Verletztentransport, von denen die US Navy große Stückzahlen bestellte, dar. Nach dem Krieg realisierten Charles und Ray innerhalb weniger Jahre wegweisende Entwürfe für Stühle, Tische, Kindermöbel und Raumteiler, teils gänzlich aus Sperrholz, teils aus einer Kombination von Stahlrohr und Sperrholz gefertigt.

Die von den Eames entwickelten Verfahren zur dreidimensionalen Verformung von Sperrholz sind bis heute im Wesentlichen gleich geblieben.

3. Der Aluminium Chair (1958)
Bis in die 50er Jahre spielte Aluminium in der Möbelherstellung nur eine marginale Rolle. Daß dieser Werkstoff bei den Eames auf ein besonderes Interesse stieß, lag vor allem an seinen spezifischen Eigenschaften: an der hohen Tragfähigkeit bei gleichzeitiger Leichtigkeit, an seiner freien Formbarkeit, an seiner Korrosionsbeständigkeit und seinem industriellen Charakter.

Beim Aluminium Chair rückten Ray und Charles Eames erstmals vom Prinzip des Schalensitzes ab, das ihren bisherigen Sitzmöbel-Entwürfen zugrunde lag. Stattdessen wandten sie sich hier dem Prinzip der Bespannung zu, bei dem die Last des Körpers von einer textilen Membran aufgenommen wird. Zwischen zwei Bügeln federnd-straff gespannt, paßt sie sich graduell der individuellen Körperform an und garantiert dabei ein hohes Maß an Komfort.

4. Stahldraht (Wire Chair, 1951)
Erneut handelt es sich hier um ein Material, das in der Möbelindustrie zuvor kaum Verwendung gefunden hatte. Der Wire Chair, der 1951 auf den Markt kam, ist formal betrachtet eine Übersetzung der aus Kunststoff gefertigten S-Schale in eine Sitzschale aus Stahldraht. Mit minimalem Materialaufwand entstand ein Stuhl, dessen visueller Reiz sich auf den Gegensatz zwischen optischer Leichtigkeit und tatsächlicher Stabilität gründet. Für die anatomisch geformte Schale entwarfen die Eames ein leichtes, auswechselbares Polster, das die grafische Qualität dieses geometrisch strengen und gleichzeitig organisch geschwungenen Drahtgebildes betont.

5. Kunststoff: Der Plastic Chair (1950)
Die in diesen Stühlen umgesetzte Idee, eine der menschlichen Anatomie entsprechende Sitzschale zu schaffen, beschäftigte die beiden Designer über viele Jahre.
Nachdem Experimente mit Sperrholz und Aluminiumblech zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt hatten, wurden sie bei der Suche nach alternativen Materialien auf fiberglas-verstärktes Polyesterharz aufmerksam - die ersten seriell hergestellten Kunststoffstühle der Möbelgeschichte waren entstanden. Aus ökologischen Gründen wurde die Produktion der Fiberglasschalen 1993 eingestellt; seit 1999 bzw. 2004 ist der Plastic Chair - nun aus Polypropylen - wieder erhältlich.

6. La chaise (1948) und Stools (1960)
1948 für einen Möbelwettbewerb des Museum of Modern Art entworfen, wird La Chaise seit 1991 exklusiv von Vitra hergestellt. Der Name ist eine Anspielung auf die Skulptur "Personnage flottant" von Gaston Lachaise, die den Eames als Inspiration diente.
Die raumgreifende Sitzskulptur besteht aus einer Kunststoffschale, die von fünf verchromten Stahlstäben getragen und fixiert wird. Ein hölzernes Fußkreuz sorgt für Kippsicherheit.

Die hölzernen Stools - wahlweise als Hocker oder als kleiner Beistelltisch nutzbar - wecken die Assoziation an einen afrikanischen Sitz oder an eine gedrechselte Schachfigur. Der Entwurf von Ray Eames entstand 1960 für die Lobbies im Time&Life Building in New York und wird in drei Formvarianten produziert.

7. Der Lobby Chair (1960)
Mit diesem Entwurf entsprachen Ray und Charles Eames dem Bedürfnis nach einem besonders bequemen Sitzmöbel, das kleiner sein sollte als der Lounge Chair und gleichzeitig auch als Konferenzstuhl dienen konnte. Drei voluminöse Polsterelemente - ein Sitzkissen und eine zweiteilige Rückenlehne - werden hier durch seitlich montierte Rahmen miteinander verbunden. Für die Serienfertigung entstanden zwei Versionen des Sessels: eine niedrige und breite Lounge-Version sowie eine als Konferenz- und Bürosessel konzipierte Version mit höherem Sitz und höherer Rückenlehne.

Das speziell für Wartezonen in öffentlichen Räumen - etwa in Flughäfen - konzipierte Tandem Seating (ab 1962) zeichnet sich durch seinen modularen Aufbau und seine Robustheit aus. Die kräftigen Bügel mit integrierten Armlehnen werden auf einen T-Träger aus Stahl montiert, so daß Reihen mit mehreren direkt miteinander verbundenen Sitzeinheiten entstehen.

Ergänzend zu den Werkgruppenstationen werden sechs Eames-Prototypen aus dem Vitra Design Museum sowie historische Fotografien, Dokumente und Videos die Ausstellung ergänzen.

Der Eintritt in die Sonderausstellung im Grossen Kassensaal ist frei!

Informationen: http://www.ottowagner.com
 
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