Kundenzinssätze der Banken stiegen schon vor der EZB-Leitzinserhöhung   

erstellt am
21. 08. 08

Die Entwicklung der Kundenzinssätze in Österreich und im Euroraum im 2. Quartal 2008
Wien (oenb) - Schon im Vorfeld der EZB-Leitzinserhöhung (im Juli 2008) gab es im Kundengeschäft der Banken im zweiten Quartal 2008 Zinssatzanhebungen zu beobachten. Im Kreditbereich mussten insbesondere Unternehmen bei neuen Verträgen deutlich höhere Zinssätze in Kauf nehmen. Die Anstiege betrugen bei Volumen von bis zu 1 Million EUR in Österreich 0,19 %-Punkte, bei Volumen von über 1 Million EUR 0,18 %-Punkte. Bei neuen Krediten an private Haushalte blieben die Anstiege zwar etwas geringer (Konsumkredite +0,14, Wohnbaukredite +0,07 %-Punkte), auffallend sind hier aber die zum großen Teil durch die Finanzmarktturbulenzen bedingten Zinssatzerhöhungen gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres. Konsumkredite lagen mit 6,83% um 0,65 %-Punkte über dem Wert von Juni 2007, Wohnbaukredite mit 5,26% immerhin um 0,55 %-Punkte darüber.

Auch bei neu vereinbarten Einlagenzinssätzen an private Haushalte gab es zwischen März und Juni 2008 Anstiege. Am stärksten fielen sie in der Laufzeitkategorie „1-2 Jahre“ aus (+0,52 %-Punkte in Österreich), wobei hier allerdings im Bezugsmonat März ein extrem niedriger Zinssatz zu verzeichnen war. Bei Laufzeiten von bis zu 1 Jahr stieg der Zinssatz im zweiten Quartal ebenfalls um beachtliche 0,24 %-Punkte. Den schwächsten Anstieg (+0,05 %-Punkte gegenüber März) gab es bei Laufzeiten von über 2 Jahren. Mit 4,08% war der Zinssatz in Österreich hier aber noch klar über dem Euroraumdurchschnitt von 3,27%, in den beiden kürzeren Laufzeitkategorien (bis 1 Jahr und 1-2 Jahre) hingegen darunter.

Im zweiten Quartal 2008 gab es zwar keine Änderung des EZB-Leitzinssatzes, im Vorfeld der Leitzinssatzerhöhung von Juli (+0,25 %-Punkte auf 4,25%) gab es aber nicht nur bei den Zwischenbankzinssätzen (der 3-Monats-EURIBOR stieg um 0,34 %-Punkte auf 4,94%, der 12-Monats-EURIBOR gar um 0,77 %-Punkte auf 5,36%), sondern auch im Kundengeschäft der Banken vorwiegend höhere Zinssätze. Im Neugeschäft mussten im Kreditbereich insbesondere Unternehmen deutlich höhere Zinssätze in Kauf nehmen. Bei Volumen von bis zu 1 Million EUR stieg der Durchschnittszinssatz zwischen März und Juni 2008 in Österreich um 0,19 %-Punkte auf 5,52% (im Euroraum um 0,23 %-Punkte auf 6,09%), bei Volumen von über 1 Million EUR um 0,18 %-Punkte auf 5,09% (im Euroraum um 0,17 %-Punkte auf 5,37%). Bei neuen Krediten an private Haushalte blieben die Anstiege im zweiten Quartal 2008 zwar etwas geringer (Konsumkredite +0,14 %-Punkte auf 6,83%, Wohnbaukredite +0,07 %-Punkte auf 5,26%), auffallend ist hier aber, dass private Haushalte in Österreich – insbesondere als Folge der Finanzmarktturbulenzen – gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres sehr deutliche Erhöhungen der Zinssätze in Kauf nehmen mussten. Konsumkredite lagen mit 6,83% um 0,65 %-Punkte über dem Wert von Juni 2007, Wohnbaukredite mit 5,26% immerhin um 0,55 %-Punkte darüber. Im Euroraum gab es im Jahresabstand lediglich Anstiege um 0,36 (Konsumkredite) bzw. 0,34 %-Punkte (Wohnbaukredite) zu beobachten, bei Konsumkrediten lag der Durchschnittszinssatz in Österreich im Juni 2008 aber nach wie vor sehr deutlich unter dem Euroraumvergleichswert (7,88%). Bei Wohnbaukrediten waren die Durchschnittszinssätze in Österreich und im Euroraum identisch (je 5,26%). Beim in Österreich nach wie vor sehr wichtigen Substitutionsprodukt für EUR-Wohnbaukredite – beim CHF-Kredit – sank im zweiten Quartal der Durchschnittszinssatz um 0,08 %-Punkte auf 3,76%.

Bei neu vereinbarten Einlagenzinssätzen an private Haushalte gab es zwischen März und Juni 2008 ebenfalls Anstiege zu beobachten. Am stärksten fielen sie in der Laufzeitkategorie „1-2 Jahre“ aus, allerdings relativiert sich der Zuwachs von 0,52 %-Punkten auf 4,07% in Österreich durch den Umstand, dass im März neue Einlagenprodukte mit niedriger Grundverzinsung auf den Markt kamen. Im Jahresabstand betrug der Zuwachs in dieser Kategorie nur 0,18 %-Punkte (verglichen mit 0,82 %-Punkten im Euroraum), der Zinssatz lag mit 4,07% in Österreich auch deutlich unter jenem im Euroraum (4,61%). Bei Laufzeiten von bis zu 1 Jahr stieg der Zinssatz in Österreich im zweiten Quartal um 0,24 %-Punkte, gegenüber Juni 2007 um 0,39 %-Punkte auf 4,29%. Im Euroraum waren die Anstiege aber noch kräftiger (gegenüber März 2008 +0,30 %-Punkte, gegenüber Juni 2007 +0,66 %-Punkte) und auch hier war der Durchschnittskunde im Euroraum mit 4,43% gegenüber jenem in Österreich (4,29%) im Vorteil. Den schwächsten Anstieg gab es bei Laufzeiten von über 2 Jahren, im Quartalsabstand stieg der Zinssatz in Österreich um magere 0,05 %-Punkte, im Jahresabstand gar nur um 0,04 %-Punkte auf 4,08%. Immerhin war der Zinssatz in Österreich damit noch klar über den Euroraumdurchschnitt von 3,27%.
 
zurück