Walter-Deutsch-Preis 2008 an Volker Derschmidt   

erstellt am
01. 09. 08

LH Pühringer im Rahmen der Sommerakademie 2008 in Stift Reichersberg am Inn: "Volkskultur ist Tradition verbunden mit Modernität und Weltoffenheit"
Linz (lk) - Nach längerer Pause findet dieses Wochenende die Sommerakademie des Österreichischen Volksliedwerkes wieder in Oberösterreich in Stift Reichersberg am Inn statt. Die Sommerakademie ist eine Diskussionsplattform, die sowohl den praktischen als auch den theoretischen Zugang zur Volkskultur - heuer unter dem Motto "Volkskultur als Dialog" - zu hinterfragen und überprüfen versucht.

"Volkskultur wird heute nicht mehr ausschließlich als Traditionspflege verstanden", so Landeshauptmann und Präsident des Österreichischen Volksliedwerkes Dr. Josef Pühringer in seiner Laudatio. "Sie beinhaltet die Kreativität breitester Bevölkerungsgeschichten, in der auch sehr zeitgebundene Themen ihren Platz haben. Auf diese wechselnden Kontexte kommt es an, sie machen Volkskultur zu einem beständigen Dialog - als eine Praxis der Selbstvergewisserung moderner Gesellschaften. Es gilt, Modernität und Tradition, High-Tech und Volkskultur miteinander zu verbinden. Gerade in OÖ prägen die Verbindung von Offenheit für Neues und Liebe zur eigenen Heimat unser Landesbewusstsein."

Höhepunkt der Sommerakademie war am Abend des 29.08. die Verleihung des Walter-Deutsch-Preises 2008 an Volker Derschmidt. Der am 22. Dezember 1934 in Linz geborene Volker Derschmidt entstammt einer oberösterreichischen Lehrer und Volksmusikdynastie, die bis 1763 zurückreicht. Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Wels absolvierte er eine Ausbildung zum Volksschullehrer und war bis zu seiner Pensionierung in diesem Beruf tätig. Seine Freizeit widmet er der Volksmusik. Gemeinsam mit der Welser Rud trug die Familie Derschmidt in der Nachkriegszeit wesentlich zur Weiterentwicklung der Volkskultur in Oberösterreich bei. Volker Derschmidt spielt Geige, Oboe und Flöte in zahlreichen Ensembles. Er leitete daneben auch das Josef Jobst Orchester. Gemeinsam mit der Welser Rud und einer seiner Gruppen der "Landlerpartie" beschäftigte sich Volker Derschmidt intensiv mit dem Landler. In zahlreichen Sänger-, Tanz- und Musikantenseminaren wirkt er als Referent. Seine professionelle Lehrtätigkeit setzte er mit seiner Berufung an das Brucknerkonservatorium fort. Dort wurde ab 1983 das Lehrangebot im Bereich Volksmusik durch ihn kontinuierlich erweitert. Weiters führte Volker Derschmidt das Lebenswerk seines Vaters Hermann in Bezug auf die Volksmusikforschung und Dokumentation fort. So wurden die einst von seinem Vater aufgezeichneten und gesammelten Volkstänze als Buch mit Tanzbeschreibungen und zweistimmigem Notenteil herausgegeben, mittlerweile vom Sohn überarbeitet und mit zehn CDs neu aufgelegt. Diese Reihe zählt heute zum Standardwerk des Volkstanzes. Darüber hinaus wurden über 100 Noten-, Liederhefte und Tanzbeschreibungen im Laufe der Jahre von ihm herausgegeben. Kurz vor seiner Pensionierung war Volker Derschmidt auch als Archivleiter im Oberösterreichischen Volksliedwerk tätig und wirkt noch heute als Beirat in dieser Institution.

Volker Derschmidt ist bereits Träger der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich und mit dem Konsulententitel ausgezeichnet.

Der Walter-Deutsch-Preis wird alle zwei Jahre in Anerkennung besonderer wissenschaftlicher Leistungen auf dem Gebiet der Volksliedforschung verliehen. Er wurde 1994 vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung ins Leben gerufen und nach dem Volksmusikforscher Walter Deutsch benannt. "Mit der Verleihung des Preises an Volker Derschmidt wird in einer Person ein Musikant, Pädagoge und Forscher ausgezeichnet, dem es gelingt, den Volkstanz und die Volksmusik und damit die Volkskultur unseres Landes lebendig zu halten", so Pühringer.
 
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