Vom Schilling zum Euro   

erstellt am
29. 08. 08

Gouverneur Liebscher zieht Bilanz über 13 Jahre an der Spitze der OeNB
Wien (oenb) - „Die Schaffung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) war die richtige Antwort Europas auf die Herausforderungen der Globalisierung, und die Teilnahme Österreichs von Beginn an war die logische Fortsetzung einer in den Jahrzehnten davor betriebenen währungspolitischen Stabilitäts- und Integrationspolitik.“

Dies stellteDr. Klaus Liebscher, Gouverneur der OeNB und Mitglied des EZB-Rats,anlässlich seines Rückblicks auf 13 Jahre Verantwortung für die Währungspolitik Österreichs (1995 – 1998) und so dann des Euroraums (1999 – 2008), fest. „Es waren ereignisreiche, arbeitsreiche und erfolgreiche Jahre. Jahre, die von einer Fülle von Veränderungen geprägt waren, wie sie wohl einmalig im Leben eines Menschen sind“, so der Gouverneur.

Der Beitritt Österreichs zur Währungsunion hat dazu beigetragen, dass das österreichische Wirtschaftswachstum seither bei kräftigen 2,3% gelegen ist, die Inflationsrate im Durchschnitt nur 2% betrug, die vor der WWU negative Leistungsbilanz deutlich positiv geworden ist sowie die Arbeitslosigkeit gesunken und die Zahl der Erwerbstätigen massiv – um rund 300.000 Personen auf knapp 4.200.000 – angestiegen ist.

Gouverneur Dr. Liebscherwies darauf hin, dass das unabhängige Eurosystem, dessen integraler Teil die OeNB seit 1998/99 ist, einen klaren und eindeutigen Auftrag hat: Es muss vorrangig die Erhaltung der Preisstabilität gewährleisten. Denn Preisstabilität steht nicht im Konflikt mit Wirtschaftswachstum, sondern ist dessen Grundlage.

Der Gouverneur erinnerte an Stimmen im In- und Ausland, die schon mehrmals das Ende der Inflation ausgerufen hatten. Dazu ist aber – wie die Entwicklungen seit rund einem Jahr deutlich zeigen – überhaupt kein Anlass gegeben. Die stark gestiegenen Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise, wie auch Anhebungen administrierter Preise und indirekter Steuern durch die öffentliche Hand und die damit zunehmende Gefahr für Zweitrundeneffekte erfordern verantwortungsbewusstes Vorgehen der Sozialpartner und der öffentlichen Hand, aber auch besondere Aufmerksamkeit des EZB-Rates, um die Inflationserwartungen mit dem Ziel der Preisstabilität im Einklang zu halten. Strukturreformen – weitere Liberalisierung, Deregulierung, Flexibilität der Arbeitsmärkte – müssen weiter vorangetrieben werden. Mit Reformstillstand wird kein wirtschaftliches Wachstum erzielt, werden vor allem auch keine Arbeitsplätze geschaffen. Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ist konsequent und zügig fortzusetzen um langfristig tragfähige, solide Haushaltspositionen zu erreichen.

Zudem ist daran zu arbeiten, so der Gouverneur, weitere aus dem Kreis der 2004 hinzugekommenen Mitgliedstaaten der EU reif für den Euro zu machen, damit diese von den Vorteilen der monetären Stabilitätszone in Europa profitieren.

Allerdings: „Qualität geht vor Geschwindigkeit, das heißt die Erfüllung der Konvergenzkriterien ist unabdingbar!“, betonte Gouverneur Liebscher.

Die Oesterreichische Nationalbank entwickelte sich in diesen 13 Jahren unter der Führung von Dr. Klaus Liebscher zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen, mit hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit großer Professionalität und Einsatzbereitschaft zum Wohle Österreichs und des Euroraums tätig sind. Die OeNB ist in Österreich heute ein wirtschafts- und finanzmarktpolitischer Stabilitätsanker und fungiert als Kommunikationsdrehscheibe zwischen der einheitlichen europäischen Geldpolitik und der österreichischen Politik, Wirtschaft, Medien und der Bevölkerung.

Gouverneur Liebscher betonte zudem, dass in diesen 13 Jahren OeNB-intern zahlreiche Reformschritte, Umstrukturierungen und Reorganisationen gesetzt, ein straffes Kosten- und Personalmanagement eingeführt und in sämtlichen Bereichen des Hauses – nicht zuletzt durch den WWU-Beitritt – zahlreiche Neuerungen und qualitative Verbesserungen gesetzt wurden, sodass die OeNB gut gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft ist.

Mit der Übertragung der Bankenaufsicht an die OeNB seit Jahresbeginn 2008 wurde der bisherigen Expertise der OeNB Rechnung getragen und eine zusätzliche Dimension der verantwortlichen Tätigkeit eröffnet. Nicht unerwähnt soll bleiben, so Gouverneur Dr. Klaus Liebscher abschließend, dass die OeNB seit 1995 bis 2007 rd. € 11,5 Mrd. an die Republik Österreich (hievon € 4,3 Mrd. KÖST) abführte.
 
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