Erster Kirchenbau nach acht Jahren in der Erzdiözese Wien   

erstellt am
26. 08. 08

Kardinal Schönborn weiht am 28. September die neue Kirche in Oberrohrbach, die dem "Erbarmen Gottes" geweiht ist
Wien (pew) - In Oberrohrbach in der Pfarre Kleinwilfersdorf im niederösterreichischen Weinviertel entsteht eine neue Kirche. Im Oktober 2007 legte Kardinal Christoph Schönborn den Grundstein, bereits am bevorstehenden 28. September wird er das neue Gotteshaus weihen. Es ist der erste Kirchenneubau in der Erzdiözese Wien seit acht Jahren. Die neue Kirche hat den Grundriss einer Ellipse. Altar und Ambo sind im Zentrum platziert, die Weggestaltung des Eingangs ist einem Schneckenhaus nachempfunden.

Der neue Kirchenbau ersetzt eine funktionale Notkirche, die 1969 aus einem früheren Schafstall errichtet worden war. Wegen des "Fehlens jeglicher Ästhetik" seien Taufen, Hochzeiten oder Begräbnisse meist in die Pfarrkirche Kleinwilfersdorf ausgewichen, sagt Pfarrer Forsthuber, "die Leute haben die Notkirche gemieden". Zudem hatte der günstige Baugrund der Region in den letzten Jahren verstärkt junge Familien in die Region gelockt, die Dorfbevölkerung ist stark angewachsen. Der Ausbau und die Verschönerung des Kirchleins wurde überlegt, doch die schwache Bausubstanz erlaubte kaum Umgestaltungen.

So fassten Pfarre und Erzdiözese einen Neubau ins Auge und schrieben einen Wettbewerb aus. Unter sechs Bewerbern setzte sich das Architekturbüro "Schermann und Stolfa" als Sieger durch, das ein "lichtreichen" Projekt und mit Kosten von 1,4 Millionen Euro "verträgliches" Projekt eingereicht hatte, so Pfarrer Forsthuber. Mehr als 40 Prozent davon finanziert die Erzdiözese Wien, 25 Prozent das Land Niederösterreich, einen weiteren Beitrag liefert die Gemeinde Leobendorf. Ihren Eigenanteil zur Finanzierung sammelt die Pfarre schon seit Jahren durch Bälle, Theateraufführungen usw. Auch Spender hätten sich gefunden.

Dass sich ihr Projekt unter den Mitbewerbern durchsetzte, erklären die Architekten Schermann und Stolfa dadurch, dass sie die Vorgaben am besten befolgt hätten. Es galt, sich der Herausforderung zu stellen, den "Übergang vom ländlichen Freiraum eines Dorfhügels in einen introvertierten Sakralraum" zu schaffen. Zudem hätten sie den Charakter der Kirche berücksichtigt, so die Architekten: "Es ist eine Filialkirche, daher war Zurückhaltung angesagt". Ein "stimmungsvoller sakraler Raum" sollte geschaffen werden, der in der Außenwirkung "erdverbunden" ist. Erdverbundenheit wird durch den in Lehmfarben gefärbten Sichtbeton erreicht, der die Außenfassade der Konstruktion prägt. Im Innenraum setzen die Architekten auf die Wirkung einer Holzverschalung.

Die neue Kirche wird dem "Erbarmen Gottes" geweiht sein. Pfarrer Forsthuber erklärt, was diese Entscheidung mit sich bringt: "Barmherzigkeit bedeutet, ein offenes Herz zu haben für die Not der anderen. Das nimmt die Gemeinde, die diesen Titel für die Kirche wünscht, natürlich auch in die Pflicht". Das "offene Herz" gelte auch gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen, gegenüber "aus Wut oder Verärgerung" aus der Kirche ausgetretenen Katholiken oder gegenüber Menschen in sozialer Not, so Forsthuber. Eine Statue des Künstlers Josef Elder, die eine Mutter zeigt, die sich zu ihrem Kind beugt, soll später der Barmherzigkeit Gestalt geben.

Eine Woche vor der Kirchenweihe dürfen die Pfarrbewohner in einer "geistlichen Betretung" erstmals ihre Kirche von innen erleben. Bei der Einweihung werden sie die Zeremonie im Freien auf Großleinwand mitverfolgen: Die Einladungen für die vorhandenen 140 Plätze sind schon vergeben.

Erzdiözese Wien: http://stephanscom.at
 
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