Schwierige Witterungsbedingungen beim heurigen Weinjahrgang   

erstellt am
03. 09. 08

15% der Weinflächen von Hagel geschädigt - Ernte von 2,4 bis 2,6 Mio. hl erwartet
Wien (bmlfuw/aiz) - "Schwierige Witterungsbedingungen haben dieses Jahr von den Weinbauern während der gesamten Vegetationsphase große Anstrengungen gefordert. Aufgrund des hohen Maßes an Niederschlägen hat es in allen Anbaugebieten starken Befall durch Pilzkrankheiten gegeben", teilte der Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes und Vizepräsident der LK NÖ, Josef Pleil, in einer Pressekonferenz zum Weinjahr 2008 mit.

"Die Winzer waren besonders auch von Hagel beeinträchtigt, die dadurch entstandenen Schäden betreffen mehr als 15% der Weinflächen und betragen bisher EUR 12,2 Mio. Bis zum heutigen Tag sind bereits mehr als 3.000 Schadensmeldungen aus dem Weinbau eingegangen, das bedeutet eine Zunahme im Vergleich zum Vorjahr von 48%", ergänzte Kurt Weinberger, Generaldirektor der Österreichischen Hagelversicherung. Die heurige Weinernte dürfte aufgrund dieser Witterungseinflüsse deutlich unter den ersten Schätzungen liegen, mittlerweile wird mit 2,4 bis 2,6 Mio. hl gerechnet, damit läge die Menge auf Vorjahresniveau oder knapp darunter. Die Qualiät ist laut Pleil in jenen Weingärten, die keine Schäden zu verzeichnen haben, sehr gut.

"Hohe Feuchtigkeit rund um die Blüte hat in vielen Weingärten zu einem lange nicht dagewesenen Infektionsdruck durch falschen Mehltau, Peronospora, zu einem sehr frühen Zeitpunkt geführt. In manchen Gebieten war anschließend auch ein starker Befallsdruck durch echten Mehltau, Oidium, zu verzeichnen. Große Anstrengungen und konsequente Maßnahmen wie umfangreiche Laubarbeit, aber auch das Abschneiden bereits befallener Trauben waren notwendig, um die Pilzkrankheiten in den Griff zu bekommen. Manche Weingärten, vielfach auch von biologisch wirtschaftenden Betrieben, waren aber für die heurige Weinernte nicht mehr zu retten", erläuterte Pleil.

In jenen Weingärten, die keine Schäden zu verzeichnen haben, stehe einer ausgezeichneten Traubenqualität nichts im Wege. Genügend Feuchtigkeit im Boden und ein hoffentlich schöner und trockener Herbst ließen eine hohe Reife der Trauben erwarten. "Wie es derzeit aussieht, wird es sehr gute Zucker-Säureverhältnisse und hohe Extraktwerte geben", so der Präsident.

Lese hat im Burgenland bereits begonnen

Die Most- und Sturmlese hat im Burgenland bereits im August begonnen. Die Traubenlese für den Weinausbau wird hier bei den Frühsorten in der ersten Septemberhälfte starten und die Hauptlese anschließend in der zweiten Septemberhälfte stattfinden. In den übrigen Anbaugebieten wird die Hauptlese voraussichtlich Anfang Oktober beginnen.

Unterschiedliche Ernteschätzungen in Europa

"Von den europäischen Anbaugebieten hört man sehr unterschiedliche Vorausschätzungen. Frankreich erwartet eine um 10% unter dem Durchschnitt liegende Weinernte, vor allem auch wegen umfangreicher Hagelschäden. Italien dagegen rechnet mit einer um 10% höheren Produktion gegenüber der letzten Ernte, die aber bekanntlich durch umfangreiche Trockenschäden in Süditalien sehr klein war. Auch Spanien geht nach den vergangenen Trockenjahren von einer deutlich größeren Weinernte als zuletzt aus", teilte Pleil mit.

EU-Weinmarktreform: Mehr Licht als Schatten für Österreich

Der Präsident nahm in diesem Zusammenhang auch Bezug auf die Reform der EU-Weinmarktordnung. Der EU-Agrarministerrat hat sich bekanntlich Ende 2007 nach langer Diskussion auf einen Reform-Kompromiss geeinigt, in der Zwischenzeit wurden auch entsprechende Durchführungsbestimmungen erlassen. "Ein für die österreichische Weinwirtschaft sehr wichtiger Erfolg ist die Beibehaltung der traditionellen Weinbereitungsmethoden, insbesondere die Möglichkeit, in schwächeren Jahren den Most mit geringen Mengen an Saccharose anzureichern", so Pleil.

Wesentliche Änderungen gibt es auch im Bereich des Bezeichnungsrechtes: Für den internationalen Weinhandel hat es sich als notwendig herausgestellt, künftig auch die europäischen Weinherkünfte nach dem Rahmen der Herkunftssysteme von anderen Lebensmitteln nach den Kategorien "geschützte Ursprungsbezeichnung" und "geschützte geografische Angabe", zu regeln. Dies sind aber formale Maßnahmen, sie ziehen keine notwendigen Änderungen des derzeitigen österreichischen Qualitätsweinsystems nach sich. Anders zu beurteilen ist die Neuregelung bei Weinen, die keine Herkunft tragen (früher: Tafelweine). Diese können künftig unter bestimmten Voraussetzungen auch Sorten- und Jahrgangsangaben tragen. "Diese Änderung wird von uns sehr negativ gesehen, da die Aufwertung von EU-Tafelweinen das Qualitätsweinsystem konkurrenziert. Besonders kritisch wird auch das in der neuen Weinmarktordnung vorgesehene Auslaufen des Pflanzrechtsregimes mit Ende 2015 beurteilt. Dies hätte zur Folge, dass nach diesem Zeitpunkt jeder in Europa ohne örtliche und mengenmäßige Beschränkung Weingärten auspflanzen kann", gab der Präsident zu bedenken.

Österreichisches Stützungsprogramm in Brüssel eingereicht
Bereits mit dem kommenden Weinwirtschaftsjahr treten die neuen Spielregeln des EU-Weinmarktes in Kraft. Dabei gilt als wichtigster Erfolg, dass die umfangreichen Maßnahmen zur Destillation und damit Vernichtung eines großen Teiles des europäischen Weines auslaufen, und das dadurch gesparte Geld künftig für Maßnahmen eingesetzt wird, die geeignet sind, die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Weines zu stärken. Dazu musste jeder Mitgliedstaat bis Ende Juni ein nationales Programm bei der EU-Kommission vorlegen, das jene Stützungsmaßnahmen enthält, die in den nächsten Jahren national umgesetzt werden sollen.

Auch Österreich hat ein diesbezügliches Programm eingereicht. Dieses umfasst mehrere Maßnahmen, nämlich erstens die Förderung der Umstrukturierung von Weingärten (Umstellung auf marktgerechte Rebsorten, Verbesserung der Bewirtschaftungstechniken, Bewässerung, Maßnahmen gegen Wildverbiss, Vogelfraß und Hagel), zweitens die Förderung von Investitionen in die Weinverarbeitung und Weinvermarktung und drittens die Absatzförderung auf Drittlandsmärkten. Der heimischen Weinwirtschaft stehen für diese Maßnahmen aus dem EU-Weinmarktordnungs-Topf ab 2008 rund EUR 8 Mio. pro Jahr zur Verfügung, wobei sich diese Summe bis zum Jahre 2013 auf EUR 13 Mio. erhöht.

Das von der EU ebenfalls angebotene und auf drei Jahre befristete Rodungsprogramm wurde von österreichischer Seite immer sehr kritisch gesehen und dürfte von den heimischen Winzern auch nicht sehr stark in Anspruch genommen werden. Bis dato sind weniger als 200 ha bei den Bezirksverwaltungsbehörden zur Rodung beantragt.
 
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