Nettoforderungsposition gegenüber dem Ausland auf Rekordniveau   

erstellt am
09. 09. 08

Geschäftsentwicklung der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitute im 1. Halbjahr 2008
Wien (oenb) - Das Wachstum der unkonsolidierten Bilanzsumme erzielte im 1. Halbjahr 2008 einen Rekordwert von 8,1%. Für diese Entwicklung war primär das Zwischenbankgeschäft im In- und Ausland verantwortlich. Der Gesamtstand der Kredite (+2,9%) lag Ende Juni 2008 bei rund 293 Mrd Euro. Das Einlagenwachstum (+3,2%) wurde durch die Termineinlagenentwicklung (+16,2%) getrieben. Die Nettoforderungsposition gegenüber dem Ausland stieg auf über 90 Mrd Euro an. Erstmals übertraf der Anteil der Auslandsaktiva 40% der Bilanzsumme.

Zum 30. Juni 2008 belief sich die unkonsolidierte Bilanzsumme der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitute auf 972,24 Mrd Euro. Im ersten Halbjahr 2008 konnte ein Wachstum von 72,70 Mrd Euro festgestellt werden. Relativ betrachtet wurde 2008 mit 8,1% die höchste Halbjahreswachstumsrate seit 1995 festgestellt. Damit wurde die letztjährige Rekordwachstumsrate von 7,7% noch einmal übertroffen. Der Marktanteil der 10 größten Banken stieg im Vergleich zum Ultimo 2007 um einen Prozentpunkt. Gemessen an der Bilanzsumme erreichten sie Ende Juni 2008 einen Anteil von 57,4%.

Ende Juni 2008 konnte ein Gesamtstand der Direktkredite von 293,47 Mrd Euro (+2,9% bzw. +8,38 Mrd Euro) ausgewiesen werden, wobei 243,54 Mrd Euro in EuroO denominiert waren. Der Anteil der FW-Kredite lag bei 17,0%. Der Anteil der Top Ten Banken an allen Direktkrediten blieb gegenüber dem Ultimo 2007 mit 46,0% auf fast gleichem Niveau (Dezember 2007: 46,1%).

Die Gesamteinlagen bei allen in Österreich meldepflichtigen Kreditinstituten nahmen gegenüber dem Jahresende 2007 um 3,2% (+8,29 Mrd Euro) auf 266,50 Mrd Euro zu. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres belief sich die Zuwachsrate auf 4,5% (+10,23 Mrd Euro). Trotz des Anstiegs setzte sich der Trend der zurückgehenden Bedeutung der Einlagen für die Refinanzierung weiter fort. Der Anteil der Einlagen gemessen an der Bilanzsumme ging in den letzten 5 Jahren um fast 6 Prozentpunkte und seit 1995 sogar um mehr als 11 Prozentpunkte auf 27,4% zurück.

Hervorzuheben ist die Entwicklung der Termineinlagen im ersten Halbjahr 2008, die um 6,57 Mrd Euro bzw. 16,2% stiegen. Ein moderates Wachstum konnte auch bei den Spareinlagen (+1,5%) verzeichnet werden, was zu einem Stand von 148,29 Mrd Euro führte. Im Gegensatz dazu wiesen die Sichteinlagen mit 0,6% (bzw. -0,45 Mrd Euro) einen leichten Rückgang auf (Stand 2. Quartal 2008: 70,96 Mrd Euro). Ende Juni 2008 verteilten sich die Einlagen auf 55,6% Spareinlagen (-0,9 Prozentpunkte), 26,6% Sichteinlagen (-1,1 Prozentpunkte) und 17,8% Termineinlagen (+2,0 Prozentpunkte). Der Anteil der Top Ten Banken im Bereich der Einlagen reduzierte sich von 45,4% auf 45,1%.

Die Auslandsforderungen stiegen im ersten Halbjahr 2008 um 11,2% bzw. 39,26 Mrd Euro (im Vorjahr: +16,0%), die Auslandsverbindlichkeiten um 8,7% bzw. 23,85 Mrd Euro (im Vorjahr: +6,5%). Sowohl bei den Forderungen (+28,62 Mrd Euro) als auch bei den Verbindlichkeiten (+25,87 Mrd Euro) gegenüber dem Ausland wurden die größten Volumina im Zwischenbankverkehr festgestellt. Durch die stark unterschiedlichen Wachstumsraten im 1. Halbjahr 2008 weitete sich die Nettoforderungsposition österreichischer Kreditinstitute gegenüber dem Ausland um weitere 15,41 Mrd Euro auf 93,10 Mrd Euro aus. Ende Juni 2008 lag der Anteil der Auslandsaktiva (390,29 Mrd Euro) an der Bilanzsumme erstmalig bei über 40% (40,1%) und jener der Auslandspassiva (297,19 Mrd Euro) bei 35,4%. Vor fast vier Jahren war die Nettoauslandsposition noch ausgeglichen gewesen. Damals errechnete sich ein Anteil des Auslandsgeschäftes gemessen an der Bilanzsumme von ca. 31%.

Die nach den neuen Bestimmungen von Basel II errechneten, unkonsolidierten anrechenbaren Eigenmittel betrugen Ende Juni 2008 81,02 Mrd Euro, was eine vergleichsweise sehr geringe Erhöhung in den ersten sechs Monaten 2008 um 1,08 Mrd Euro bzw. 1,36% bedeutete. Mit 60,41 Mrd Euro entfielen rund 75% der Eigenmittel auf das Kernkapital. Die unkonsolidierte Eigenmittelausstattung in Prozent der Bemessungsgrundlage (solvency ratio) betrug 16,9% (-0,9 Prozentpunkte gegenüber dem Ultimo 2007).
 
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