Oberkirchenrat Karl Schiefermair in sein Amt eingeführt   

erstellt am
22. 09. 08

"Als Bilder Gottes unser Leben weben" - Feierlicher Gottesdienst in der Lutherischen Stadtkirche
Wien (epd Ö) - Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Lutherischen Stadtkirche Wien ist am 21.09. der geistliche Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Prof. Mag. Karl Schiefermair, in sein Amt eingeführt wurden. Als Oberkirchenrat gehört Schiefermair der gesamtösterreichischen Kirchenleitung der evangelisch-lutherischen Kirche an. Schwerpunkt seines Verantwortungsbereiches ist der Religionsunterricht.

Nachdem Synodenpräsident Peter Krömer die Bestellungsurkunde verlesen hatte, nahm Bischof Michael Bünker die Amtseinführung vor und überreichte Schiefermair das Amtskreuz. Als Assistentin bzw. Assistent wirkten die steirische Seniorin Karin Engele und der niederösterreichische Superintendent Paul Weiland. Der Bischof erinnerte in seiner Ansprache vor zahlreichen Repräsentanten des öffentlichen Lebens, der evangelischen Kirchen und aus der Ökumene auch an den 450. Todestag des Reformators Johannes Bugenhagen, eines "Religionsunterrichts-Administrierers erster Ordnung". In Anspielung auf Schiefermairs Liebe zum Gitarrespiel sagte Bünker, um immer wieder auch "neue Saiten aufzuziehen" brauche es die nötige "Spannung und Resonanz", neben dem eigenen Tätigsein müsse allerdings auch das "Auf-Hören auf Gottes Wirken" seinen Platz finden.

"Das neue Gewand, das uns von Gott entgegengehalten wird, will von uns angezogen werden", erklärte Oberkirchenrat Schiefermair in seiner Predigt über den Kolosserbrief. Es liege an uns, "als Bilder Gottes unser Leben zu weben". Dazu brauche es "innigstes Mitleid für auf Lampedusa strandende Afrikaner, für die Dementen im Pflegeheim, für den Obdachlosen auf der Parkbank, für die traurige Schülerin im Unterricht, deren Papa ausgezogen ist", so Schiefermair. Notwendig sei "eine brauchbare Freundschaft mit den unter uns Lebenden nichtdeutscher Muttersprache, mit Menschen, die unsere Freundschaft als Kirche brauchen und einklagen; brauchbare Freundschaft verbunden mit Milde im ökumenischen und christlich-jüdischen Miteinander". Für alle pädagogischen-Konzepte, für alle politischen Bemühungen, für jeden seelsorgerlichen Kontakt, ob im Gefängnis oder Pflegeheim brauche es "Sanftheit, Gelassenheit und Geduld", vor allem aber: "den Willen, das zu leben".

Die Eingangsliturgie des Gottesdienstes gestaltete die Pfarrerin der Gemeinde Wien-Innere Stadt, Ines Knoll. Über 20 Personen aus den verschiedenen Arbeitsbereichen, für die Schiefermair zuständig ist, gaben dem neuen Oberkirchenrat Segensworte mit auf den Weg oder sprachen Fürbitten. Musikalisch gestalteten den Gottesdienst Landeskantor Matthias Krampe (Orgel und Chorleitung), Diözesankantorin Sybille von Both, die u.a. den Gospelchor aus St. Pölten leitete, der Albert-Schweitzer-Chor und der Ghana Gospel Choir.

Zu den zahlreichen Verantwortungsbereichen Schiefermairs in der Kirchenleitung gehören neben dem Religionsunterricht auch die internationalen Gemeinden und interreligiöse Angelegenheiten. Ebenso ist Schiefermair zuständig für Erwachsenenbildung, Diakonie, entwicklungspolitische und missionarische Angelegenheiten, für Umweltfragen, Sekten- und Weltanschauungsfragen, für Fragen der christlich-jüdischen Zusammenarbeit sowie für die Gefangenen-, Polizei-, Notfall- und Militärseelsorge.

Schiefermair (geb. 1957) wurde am 29. Oktober 2007 von der Synode A.B. in das Leitungsamt gewählt. Sein Vorgänger als Oberkirchenrat war Michael Bünker, den die Synode im Juni 2007 zum Bischof gewählt hatte. Schiefermair wuchs in Graz auf, studierte Evangelische Theologie und Völkerkunde in Wien und war nach seiner Vikarszeit in Bruck an der Mur Schulpfarrer in Mödling. Seit 1993 unterrichtete er Religionspädagogik an den Grazer Pädagogischen Akademien und wirkte als Pfarrer in Graz-Nord. 1997 wurde er Fachinspektor für den Evangelischen Religionsunterricht und Schulamtsleiter der Superintendentur Niederösterreich. Am 18. Februar dieses Jahres trat er sein Amt als Oberkirchenrat an. Schiefermair ist in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei Söhne aus erster Ehe.

Die Glückwünsche der für das Kultusamt zuständigen Bundesministerin Claudia Schmied überbrachte Univ.Prof. Karl Schwarz. Der Ministerialrat würdigte in seinem Grußwort nach dem Gottesdienst zur Amtseinführung des neuen Oberkirchenrates das schulpolitische Engagement der Evangelischen Kirche, die Sinn stiftend in Staat und Gesellschaft wirke. Gerade in der derzeitigen Entwicklung der Gesellschaft sei die "religiöse Kompetenz", die der Religionsunterricht vermittle, unerlässlich, so Schwarz.

Im Anschluss an den Gottesdienst hatte das Gremium des lutherischen Oberkirchenrats zum Empfang in das Palais Niederösterreich geladen. Ein buntes Programm mit zahlreichen persönlichen Elementen prägte das Fest für Oberkirchenrat Schiefermair, das die Vizerektorin der Kirchlich Pädagogischen Hochschule, Helene Miklas, und der Wiener Fachinspektor Alfred Garcia Sobreira Majer moderierten. In einzelnen Schlaglichtern wurde über die Arbeitsbereiche Schiefermairs informiert. Der Fachinspektor für Salzburg-Tirol, Peter Pröglhöf, sprach von der "Erfolgsgeschichte Religionsunterricht". Ohne das religiöse Element sei Bildung defizitär, Religionsunterricht werde erlebt als "Oase im Schulalltag". Vielfach laufe er Gefahr, im Schulbetrieb "vergessen zu werden", es sei daher wichtig, dass der Religionsunterricht in Kirche und Öffentlichkeit "eine Stimme bekommt".

Dass in den einzelnen Pfarrgemeinden stärker bekannt werde, "was in den Werken passiert", wünscht sich der Geschäftsführer des Evangelischen Hilfswerkes, Michael Bubik, der für den Bereich Diakonie sprach. Notwendig sei ein "gemeinsames Bewusstsein für Themen, die uns in der Diakonie bewegen", damit Benachteiligte vom Rand in die Mitte geholt werden. An das laufende Schwerpunktjahr unter dem Titel "Auf dem Weg der Umkehr" erinnerte Roland Werneck von der Evangelischen Akademie Wien, der die Programmangebote koordiniert. Vor allem um den 9. November, den 70. Jahrestag des Novemberpogroms, seien mehrere Gedenkveranstaltungen geplant. Einblick in die Spiritualität Karl Schiefermairs bot die Mödlinger Theologin Barbara Rauchwarter, die mit Schiefermair längere Zeit eine Bibelrunde gestaltete.

Für den musikalischen Rahmen sorgten Bläser und ein Kinderchor der Johann Sebastian Bach Musikschule, das integrative Ensemble "Canzonetta" des Diakoniewerks Gallneukirchen, die Perchtoldsdorfer Kindervolkstanzgruppe "Kikeriki", bei der Schiefermair am Kontrabass zu hören war, und 10 ReligionslehrerInnen, die ein Wienerlied darboten. Abgerundet wurde das Fest mit einem Kabarett der FachinspektorInnen.

Informationen: http://www.evang.at
 
zurück