Ein letztes "Freundschaft" für "Poldi" Wagner   

erstellt am
26. 09. 08

Kärntner SPÖ-Chef "zutiefst erschüttert" über Ableben Wagners - "Sein Leben war Kärnten und Kärnten war sein Leben"
Klagenfurt (sp-ktn) - "Zutiefst erschüttert" zeigt sich der Kärntner SPÖ-Vorsitzende LHStv. Reinhart Rohr über das Ableben von Leopold Wagner. Mit ihm verliere Kärnten den größten Landeshauptmann, den das Land je gehabt habe: "Leopold Wagner ist zeitlebens für die Menschen und unser Land da gewesen. Kärnten konnte sich zu jeder Zeit auf ihn verlassen. Er war unbestritten einer der größten Söhne und Väter unseres Landes. Sein Leben war Kärnten und Kärnten war sein Leben."

Rohr kondoliert vor allem der Witwe Traudl Wagner, die die wichtigste Stütze ihres Mannes gewesen sei, sowie der Familie und veröffentlicht an dieser Stelle zur Erinnerung ein Zitat aus der Erklärung des neu gewählten Landesparteiobmannes Leopold Wagner nach dem historischen 16. Landesparteitag der SPÖ Kärnten am 19. Mai 1973:

"Es ist mein fester Wille, bei der Wahrnehmung dieser mir übertragenen Aufgaben, den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. Es ist aber auch mein fester Wille, die Politik meiner Partei nach den Ergebnissen der vorangegangenen Meinungsbildung unter den Kärntner Landsleuten zu orientieren. Ideen werden in diesem Lande ihre Verwirklichung finden, wenn die Menschen vorerst mit diesen Ideen vertraut gemacht wurden. Für mich persönlich darf ich einflechten, daß ich es mir wünsche, daß man um meine Person nicht allzu viel Aufhebens machen soll. Es soll nur jeder wissen und die Gewissheit haben, daß ich da bin und daß man sich auf mich verlassen kann."

Diese Worte betrachte er, Rohr, auch als Vermächtnis Wagners, das es weiterzuführen gelte: "Lieber Poldi. Im Namen der SPÖ Kärnten und der Kärntner Bevölkerung danke ich dir für alles, was du für unser Land getan hast und daß du, wie versprochen, den Boden unter den Füßen nie verloren hast", verabschiedet sich Rohr mit einem letzten "Freundschaft".

Zuletzt zurückgezogen gelebt
14 Jahre lang war Leopold Wagner Landeshauptmann von Kärnten. 1974 trat er sein Amt an, bis zu seinem Rückzug 1988 regierte er stets mit einer bequemen absoluten Mehrheit. Zuletzt lebte er zurückgezogen mit seiner Frau im Klagenfurter Stadtteil Viktring. Er hat drei Kinder und acht Enkel.

Wagner wurde am 4. Dezember 1927 in Klagenfurt als Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Er absolvierte die Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt, 1970 trat er in die Regierung unter dem damaligen Landeshauptmann Hans Sima ein. Drei Jahre später - Sima war über den Ortstafelsturm gestolpert - wurde er SPÖ-Parteichef. Nach dem Rücktritt Simas auch als Landeshauptmann wurde Wagner im April 1974 als Regierungschef angelobt und in der Folge dreimal wiedergewählt.

Nach seinem Rückzug verlor sein Nachfolger Peter Ambrozy im Frühjahr 1989 die Absolute und damit auch den Landeshauptmannsessel. Diesen holte sich damals Jörg Haider - mit Unterstützung der ÖVP.

Nach seinem Abschied aus der aktiven Politik hat Wagner es vermieden, Kommentare zur Situation abzugeben. Eine Ausnahme gab es, im Jänner 2006 übte er scharfe Kritik am Verfassungsgerichtshof im Zusammenhang mit der Frage der zweisprachigen Ortstafeln. Es stehe den Höchstrichtern nicht zu, einen Prozentsatz in den Raum zu stellen, deponierte der Altpolitiker und beharrte darauf, daß mit dem Volksgruppengesetz von 1976 - das der VfGH teilweise aufgehoben hat - der Staatsvertrag erfüllt sei.

Wagner - er unterrichtete in den Fächern Deutsch, Geschichte und Geografie - war in seiner Jugend sportlich sehr aktiv und spielte unter anderem bei der damaligen Meistermannschaft des KAC Handball. Später betrieb er vor allem Leichtathletik, in erster Linie als Sprinter und im Speerwurf. Und das mit Erfolg, er heimste reihenweise Titel ein.

Seine politische Karriere begann Wagner 1950 im sozialistischen Lehrerverein. 1964 bestellte ihn der damalige Landeshauptmann und SPÖ-Chef Ferdinand Wedenig zum Landesparteisekretär. Nach der Nationalratswahl 1966 wurde er Bundesrat. Nach der Landtagswahl 1970, bei der die SPÖ einen fünften Regierungssitz errang, wurde Wagner Landesrat, ein Jahr lang war er parallel dazu auch Klubobmann im Landtag. Im Mai 1973 wählten ihn die Delegierten zum Parteichef, noch im selben Jahr wurde er Landeshauptmann-Stellvertreter. 1974 schaffte er den Sprung ganz nach oben, in den Jahren 1975, 1979 und 1984 holte er jeweils die absolute Mehrheit für die SPÖ.

Die große Zäsur kam am 6. Oktober 1987, als der Lehrer Franz Rieser den Regierungschef auf der Toilette eines Klagenfurter Lokals niederschoss. Wagner wurde mit zwei Bauchschüssen ins Krankenhaus gebracht. Vier Monate später, im Februar 1988, kehrte er ins Amt zurück, das er ein gutes halbes Jahr später endgültig niederlegte. Rieser wurde wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung zu drei Jahren Haft verurteilt, er starb im März vergangenen Jahres.
 
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